Hören, Lauschen, Lernen
Publiziert in 24 / 2011 - Erschienen am 22. Juni 2011
Eyrs/Tschengls/Laas – Damit der Übergang vom Kindergarten in die Schule nicht abrupt, sondern fließend und angstfrei erfolgt, braucht es Vorarbeiten. In den Kindergärten von Eyrs, Laas und Tschengls wird diese Vorarbeit seit Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem Schulsprengel Laas mit dem Projekt „Hören, Lauschen, Lernen“ geleistet.
Der Projektleiterin und Lehrerin Helene Pernter Heinisch war während der vergangenen 10 Jahre aufgefallen, dass die Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten bei Kindern drastisch zugenommen hat. Einen der Hauptgründe für dieses Leistungsdefizit ortete sie in der Reizüberflutung, der die Kinder in der heutigen Zeit ausgesetzt sind, und zwar durch Fernsehen, PC-Spiele sowie vermehrte Reize im Umfeld der Kinder. „Diese Reize werden von den meisten Kindern aber nicht mehr wahrgenommen. Allerdings ist es auch beim Lernen von Sprache ganz wichtig, dass Laute, Silben und Wörter wahrgenommen werden,“ sagt Helene Pernter Heinisch. Um diesen Defiziten vorzubeugen, besuchte sie einige Kurse zum Thema phonologische Bewusstheit, etwa bei Petra Küspert, Wolfgang Schneider und Susanne Stoecklin. Sie erfuhr bei diesen Fortbildungen, dass gegen die Lese-Rechtschreibschwäche vorbeugend etwas getan werden kann, um die Kinder zum genauen Hinhören, zum Lauschen und Lernen zu motivieren.
Vor 4 Jahren begann sie das erste Mal, das Trainingsprogramm „Hören, Lauschen, Lernen“ im Kindergarten von Eyrs durchzuführen, allerdings erst nach Fasching. Nach Absprache mit der Leiterin des Kindergartens Eyrs, Gerda Tumler, der Direktorin des Kindergartensprengels Vinschgau, Marianne Bauer, und der Direktorin des Schulsprengels Laas, Martina Rainer, startete sie 2006/2007 erneut in den Kindergärten der Gemeinde Laas dieses Projekt.
Dieses Mal begann die Arbeit mit der Gruppe einschulender Kinder bereits Anfang Oktober. Helene Pernter Heinisch ging zwei Mal pro Woche für 20 Minuten in den Kindergarten und führte in einer Gruppe von ca. 8 Kindern das Trainingsprogramm bis zum Schulende durch. Und das mit Erfolg und zur Freude der Eltern der Kinder, des Kindergartenpersonals und der Kinder selbst, die jedes Mal der nächsten Übungseinheit entgegenfieberten.
Auch Eltern können viel zu Hause beitragen, dass ihre Kinder im sprachlichen Bereich gut auf die Schule vorbereitet sind. Sehr wertvoll sind alte Klatsch-, Finger- und Reimspiele, wie sie früher üblich waren.
Das Trainingsprogramm war in 6 Einheiten eingeteilt: Lauschspiele, Reimspiele, Wörter und Sätze, Silben, Anlauterkennung sowie Lautsynthese und Lautanalyse. Mit phonologischer Bewusstheit wird die Fähigkeit beschrieben, sprachliche Einheiten der gesprochenen Sprache zu erkennen und zu synthetisieren. Mit der Förderung dieser Fähigkeit kann einer Lese-Rechtschreibschwäche vorgebeugt werden. Im Kindergarten in Eyrs wurden die einschulenden 13 Kinder (11 Buben und 2 Mädchen) am 9. Juni mit einem Grillfest verabschiedet. Zusätzlich zum Trainingsprogramm mit der Lehrerin Helene wurden im Kindergarten Spiele durchgeführt, welche die phonologische Bewusstheit fördern: Lauschspiele, Reime, Verse und Lieber, Sätze und Wörter, Silben, An- und Endlaut.
Das Reimen ist ein sehr spielerischer Umgang mit der Sprache. Es ist ein Hinweis dafür, dass ein Kind seine Aufmerksamkeit vom Inhalt auf die Form der Sprache zu lenken vermag. Die „trainierten“ Kinder von Eyrs sind fähig, Reime zu erkennen, aber auch selbst Reimwörter zu finden. Ebenso können sie Sätze bilden und in Wörter zerlegen.
Den Kindern hat es gefallen, mit der Lehrerin zusammen zu arbeiten. Sie durften einige Male die Schule besuchen und dort in der Klasse zusammen mit den Schülern eine Übungseinheit machen. Wenn sie im Herbst endgültig in die Schule wechseln, ist diese für sie somit nicht völlig neu.
Josef Laner