Am 10. Dezember 2008 stellten Autor Meinrad Pizzinini und Tyrolia-Verlagsleiter Gottfried Kompatscher die Neuausgabe des Standardwerkes im Lesesaal der Bibliothek des Ferdinandeums vor.

„Hofer zwischen Mythos und Missbrauch“

Publiziert in 8 / 2009 - Erschienen am 4. März 2009
Innsbruck – Einmal ehrlich, 335 Textseiten, 372 Seiten mit Anmerkungen, Bibliographie und Register im Format Hardcover 27 x 26 Zentimeter sind keine Bettlektüre. Aus der handlichen ersten Auflage von 1984 ist eine „Schwarte“ zum Preis von 39,95 Euro geworden. Wenn man sich ihr dennoch neugierig nähert, dann nur wegen der einmaligen, drucktechnisch hervorragenden Bilder. Und man wird nicht enttäuscht. Die Bilder und Stiche haben echten Quellenwert und der Kustos der historischen Sammlungen des Ferdinandeums in Innsbruck hat nicht gespart damit. Die 250 „Bildlen“ anschauen ist der erste und nicht der schlechteste Zugang zu diesem Standard-Werk über Andreas Hofer. Fortgeschrittenen empfehle ich noch zwei weitere, ohne die ganze Schwarte lesen zu müssen. Der langwierigere Weg: man beginne auf Seite 316 und arbeitet sich durch die ­letzten zwei Kapitel „Andreas Hofer – der Missbrauchte“ und „Was blieb vom Sandwirt?“ durch; der kürzere: man schlage Seite 285 auf und bekommt auf 30 reich bebilderten Seiten schriftlich und optisch eine Ahnung vom Medienheld Andreas Hofer. Zugute halten muss man dem Autor, dass er ohne Effekthascherei versucht hat, die typischen Tiroler Verhältnisse darzustellen, aus denen eine Persönlichkeit wie die Andreas Hofers herauswachsen musste. Ebenso war Pizzinini einer der ersten, wenn nicht der erste überhaupt, der die Sonderstellung der Tiroler und den dadurch entstandenen „volkspsychologischen Prozess“ als fundamentale Gründe für die Erhebung von 1809 zu er­arbeiten versuchte. Hoch interessant und erwähnenswert, weil viele Bücher und Veröffentlichungen in Zeitschriften und Kalendern die französische und bayerische Besatzungszeit nach dem Tode Hofers übergehen, ist Napoleons Abstrafe Bayerns durch eine neue Grenzziehung. Interessant ist, dass Tiroler Abgeordnete beim Vizekönig Eugéne Beauharnais vorstellig geworden waren mit der Bitte, ihr Land von Bayern abzutrennen. Damit kam es acht Tage nach der Exekution Hofers am 28. Februar 1810 in Paris zur ersten Dreiteilung Tirols und im engeren Sinn zur Dreiteilung des heutigen Südtirols: das östliche Pustertal gehörte zu den „illyrischen Provinzen“ und unterstand dem Kaiserreich Frankreich, das Etschtal südlich von Gargazon mit Bozen, dem Überetsch und Unterland wurde zum „Dipartimento dell’Alto Adige“ geschlagen und unterstand dem „Regno d’Italia“, die Gebiete nördlich davon waren Teil des „Innkreises“ im Königreich Bayern. (s) Angaben zum Buch: Pizzinini Meinrad, Andreas Hofer, Tyrolia Verlag/Verlagsanstalt Athesia Innsbruck-Wien-Bozen 2008; Ergänzte, überarbeitete und völlig neu bebilderte Ausgabe, Hardcover, 372 Seiten, 250 Abbildungen, Euro 39,95.
Günther Schöpf

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