Saniflex: betrügerischer Konkurs?
Publiziert in 13 / 2004 - Erschienen am 1. Juli 2004
„Ich bin seit vielen Jahren als Gewerkschafter tätig, aber so einen Fall habe ich noch nie erlebt!“ Alois Burger, Gewerkschaftsvertreter des CGIL spricht von einer Situation, die so nie hätte eintreten dürfen. Am vergangenen Donnerstag wurde der Konkursantrag der Firma Saniflex von Richter Mori unterschrieben und ist seit Freitag rechtskräftig. Nun ist Masseverwalter Michael Palla damit beauftragt den Schuldenstand der Firma so wie die bestehenden Firmenvermögen zu ermitteln. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass die Verantwortlichen ankündigten, Sanierungskonzepte, Kurswandel und den sprichwörtlichen Silberstreifen am Horizont vor Augen zu haben. So hieß es Mitte März: Aufträge seien zur Genüge da („Der Vinschger“ vom 11.03.04). Noch vor zwei Wochen erhielt die Firma wieder einen größeren Betrag vom Industrieassessorat zugeschossen (einige 100.000 Euro). Denn bis zum Schluss glaubte man von öffentlicher Seite, dass ein Überleben des Betriebes möglich sei. Außerdem gab es handfeste Pläne eines großen renommierten Südtiroler Unternehmens, die Firma Saniflex oder wenigstens Teile der Produktion zu übernehmen. Damit wären die Arbeitsplätze erhalten geblieben. Doch diese Pläne sind von der Betriebsführung verhindert worden. Ebenfalls vor zwei Wochen kam es zu einer Aussprache in Bozen, zu der verschiedene Gewerkschaftsvertreter, Vertreter des Landes (Assessorat für Industrie), Vertreter des Arbeitsamtes, sowie der Bürgermeister von Prad erschienen sind. Die beiden Besitzer der Saniflex Werner Pritzi und Kurt Stecher glänzten durch Abwesenheit. Die Belegschaft wurde vertröstet. In der Firma war die Stimmung seit geraumer Zeit schlecht, die Gehälter wurden zum letzten Mal im März ausbezahlt. Dabei gab es bis zu diesem Zeitraum Neueinstellungen. Etliche Arbeiter sind gezwungen, Darlehen bei Banken aufzunehmen um Miete und Lebenshaltung weiter finanzieren zu können. Die Direktorin der Sozialdienste Martha Stecher versichert, dass Bedürftigen im Rahmen der Richtlinien geholfen wird. Das Arbeitsamt Schlanders bestätigte, dass die Situation am Arbeitsmarkt Vinschgau derzeit äußerst schlecht sei und nicht alle Angestellten eine neue Arbeit finden werden. Auch fühlen sich die verbliebenen Angestellten im Stich gelassen, da sich Stecher und Pritzi seit geraumer Zeit kaum mehr im Betrieb blicken ließen. „Die haben uns einfach sitzenlassen!“, so kommentiert ein Arbeiter die Lage. Gewerkschaftsvertreterin Christine Pichler meint, dass nach dem Konkurs die Leute wenigstens wüssten wie sie dran sind. Vorher wussten sie nicht einmal das. Es bleibt abzuwarten, ob der Konkurs der Firma Saniflex nicht Auslöser weiterer Betriebspleiten sein wird. Aus Insiderkreisen stammt die Meldung, dass die Firmen des Max Gritsch, der einen Teil der Produktion übernommen hat, ebenfalls ins Trudeln geraten sind. Bürgermeister Gapp verweigerte dem “Vinschger” gegenüber jegliche Aussage. Doch wird er kaum ignorieren können, dass in Zukunft Leute in Prad arbeitslos auf der Straße stehen werden.
Andrea Perger