Schulreferent Ewald Lassnig

Schulsprengel: Partschins kämpft gegen Auflösung

Publiziert in 18 / 2006 - Erschienen am 13. September 2006
In Partschins werden seit einigen Tagen Unterschriften gegen die geplante Auflösung des Schulsprengels Partschins und dessen Angliederung an den Schulsprengel Algund gesammelt. „Die Unterschriftenaktion ist das letzte große ‚Kampfmittel’, das wir für den Erhalt unseres Schulsprengels einsetzen,“ sagt Ewald Lassnig, der seit 42 Jahren als Gemeindeverwalter für das Schulwesen und die Kultur zuständig ist. Im Schuljahr, das soeben begonnen hat, bleibt noch alles wie bisher. Was im nächsten Jahr passieren wird, kann derzeit niemand genau sagen. Die endgültige Entscheidung soll im Dezember fallen. Es ist der Schulverteilungsplan 2006/07 bis 2010/11, der die Auflassung des Schulsprengels Partschins und dessen Anschluss an den Schulsprengel Algund vorsieht. Über das Arbeitspapier zum Schulverteilungsplan haben die Bürgermeister, die Schulreferenten und die Schuldirektoren der Gemeinden Latsch, Kastelbell-Tschars, Naturns, Schnals, Plaus, Algund und Partschins bereits im heurigen Frühjahr ausführlich diskutiert. Die einhellige Überzeugung, dass der Schulsprengel Partschins erhalten bleiben muss, ist der Landesregierung schon damals schriftlich übermittel worden. Als Begründung wurde unter anderem angeführt, dass der Schulsprengel Partschins im Schul- und Direktionsverteilungsplan 2001-2006 gegründet und seine längerfristige Entwicklung vorgesehen worden war. Weiters wird festgehalten, dass die Errichtung des Schulsprengels für die Partschinser Gemeindeverwaltung mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden war und dass die Gemeinde den Erhalt der eigenständigen Direktion befürwortet. Die Gemeindeverwaltung von Algund spricht sich im Schreiben klar gegen die geplante Vergrößerung ihres Schulsprengels aus, zumal dieser Sprengel mit fast 500 Schülern eine Größe erreicht hat, die sich für die Gemeinde und die Schulführungskraft sowohl aus verwaltungsorganisatorischer als auch aus pädagogischer Sicht als überschaubar erweist. Die räumlichen Ressourcen im Sprengel Algund seien überdies schon voll ausgelastet. Die Gemeinde Plaus, die derzeit noch zum Schulsprengel Partschins gehört, kommt ab dem nächsten Schuljahr zum Schulsprengel Naturns. Dadurch wird der derzeit noch eigenständige Schulsprengel Partschins natürlich kleiner. Dies mag wohl auch der Grund dafür sein, warum Partschins laut dem neuen Schulverteilungsplan zu Algund geschlagen werden soll. „Dass Plaus zu Naturns kommt, bedauern wir zwar, haben dafür aber volles Verständnis,“ sagt Ewald Lassnig. Die Plauser Mittelschüler drücken seit jeher die Schulbank in Naturns. „Die Eltern von Plaus haben sich mit allergrößter Mehrheit für eine Angliederung an Naturns ausgesprochen,“ bestätigt der Plauser Bürgermeister Arnold Schuler dem „Vinschger“. Die Plauser „hängen“ schon aus rein praktischen Gründen viel stärker mit Naturns zusammen als mit Partschins. Dies betreffe die Schule ebenso wie das Vereinsleben, den Sport, die Bibliothek und viele weitere Punkte. Wenn der Weiterbestand des Schulsprengels Partschins aufgrund der Angliederung von Plaus an Naturns gefährdet wird, „tut mit das Leid, aber als Bürgermeister habe ich hinter den Wünschen und Bedürfnissen der Bevölkerung zu stehen,“ sagt Schuler. Dies ändere aber nichts daran, dass er auf der politischen Bühne, auch auf Bezirksebene, klar für den Weiterbestand einer eigenständigen Schuldirektion in der Nachbargemeinde Partschins eintreten werde. Nachdenken könnte oder sollte man laut Schuler auch darüber, ob die Kindergärten in der Gemeinde Partschins, die derzeit zur Kindergartendirektion Meran gehören, nicht dem Schulsprengel von Partschins angegliedert werden könnten. Der Sprengel würde somit an Größe gewinnen. In Graun ist ein solches Modell in Zukunft geplant. Zusätzlich zu den 4 Grundschulen, der Mittelschule und der Erlebnisschule Langtaufers sollen auch die Kindergärten dem Schulsprengel Graun angegliedert werden. Derzeit hat der Schulsprengel Partschins (mit Plaus) 359 Schüler. Ohne Plaus wären es 296. In den nächsten Jahren ist in Partschins laut den Daten der Gemeinde mit etwa 300 oder gar etwas mehr Schülern zu rechnen. In den einschlägigen Kriterien wird von einer Mindestzahl von 500 Schülern in einem Sprengel gesprochen. Für Schulsprengel aber, die sich in einer besonderen geografischen Lage befinden wie etwa Graun, gilt eine Mindestzahl von 300 Schülern. Seine Sorgen über die Auflassung des Schulsprengels Partschins hatte Ewald Lassnig, der übriges auch über 30 Jahre lang Lehrer in Rabland bzw. Schulleiter war, dem Landeshauptmann Luis Durnwalder heuer im Februar auch in einem persönlichen Brief mitgeteilt. Er erinnert darin unter anderem daran, dass aufgrund der Schulreform in der Gemeinde Partschins in den vergangenen Jahren 4 Bergschulen aufgelassen wurden: Quadrat (1972), Töll (1991), Tabland (1991) und Sonnenberg (2002). Dies machte die Einrichtung von 4 Schülertransportdiensten notwendig. Ein zusätzliches Problem ergibt sich durch den Nachmittagsunterricht, die Schulausspeisung und die Aufsicht der Schüler. „Die vielfältigen Probleme, die sich dadurch in organisatorischer und didaktischer Hinsicht ergeben, erfordern den Sitz einer Schuldirektion und eines Sekretariates im Hauptort Partschins.“ Nun werden in Geschäften, Gasthäusern, auf dem Gemeindeamt, in der Bibliothek sowie in Schulen und Kindergärten Unterschriften gegen die Auflassung des Schulsprengels Partschins gesammelt. Die Initiative ist maßgeblich von besorgten Eltern ausgegangen. Der Unterschriftenliste ist ein Brief beigelegt, den die Eltern persönlich, über ihre Elternvertreter, den Schulreferenten Ewald Lassnig und die Referentin für Familie und Soziales Evelyn Tappeiner Weithaler dem Landeshauptmann Luis Durnwalder überreichen werden. In diesem Brief wird zu bedenken gegeben, dass die Gemeinde Partschins aus 7 Ortsteilen besteht und zahlreichen Einzelhöfen. In Partschins Dorf besteht ein Kindergarten mit 3 Gruppen, die Grund- und Mittelschule, in Rabland ein Kindergarten mit 2 Gruppen und die Grundschule. Die Gemeinde hat derzeit 3.400 Einwohner und aufgrund der unmittelbaren Nähe von Meran und der verbesserten Verbindung durch die öffentlichen Verkehrsmittel sei ein starker Bevölkerungszuwachs (+ 8,5 Prozent in 10 Jahren) vorauszusehen. Aus diesem Grund hat bereits eine rege Bautätigkeit in allen Ortsteilen begonnen und in nächster Zeit werden 100 Wohnungen für Familien zur Verfügung stehen. „Es ist mit Recht zu vermuten, dass eine Angliederung an den Schulsprengel Algund chaotische Folgen haben wird, denn dadurch ergibt sich ein Einzugsgebiet von 92 km2, 10.000 Einwohnern und über 800 Schülern,“ heißt es im Unterschriftenbegleitbrief. Ewald Lassnig – und nicht nur er – hofft, dass die gesamte Bevölkerung von der Möglichkeit Gebrauch machen wird, ihre Stimme gegen dieses Vorhaben mittels ihrer Unterschrift abzugeben, „denn wer heute noch keine Kinder im schulpflichtigen Alter hat, wird sie vielleicht in Zukunft haben, oder es sind Enkel, Nichten oder Neffen betroffen, die durch diese Zusammenlegung einen unnötig langen Schulweg vor sich hätten, was das Leben vieler Familien, und besonders das der Schüler, negativ beeinträchtigen würde.“ Die endgültige Entscheidung über den Weiterbestand des Schulsprengels Partschins soll Anfang Dezember in der Landesregierung fallen. „Eine Schule muss immer ‚menschlich’ bleiben“ Die Ansicht, dass der Schulsprengel Partschins erhalten bleiben soll, teilt auch Ingrid Pertoll Froner, die beauftragte Schuldirektorin von Partschins. Eines stellte sie im Gespräch mit dem „Vinschger“ sofort klar: „Ich bin seit 2005 beauftragte Direktorin und als solche für das Schuljahr 2006/2007 bestätigt worden. Aus diesem Grund bin ich keine Stammrollen-Direktorin, die um ihren Sitz kämpft, sodass ich das Anliegen sozusagen aus neutraler Position bewerten kann.“ Die Angliederung des Schulsprengels Partschins an jenen von Algund hätte gemäß den Vorstellungen der Landesregierung schon im Vorjahr erfolgen sollen, sei dann aber verschoben worden. Große Bedenken gegen den geplanten Anschluss an Algund hegt Ingrid Pertoll Froner unter anderem deshalb, weil Algund dann zu einem „Riesensprengel“ würde: „Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass eine Schulführungskraft den Belangen eines Schulsprengels mit 800 Schülern in allen Bereichen voll gerecht werden kann.“ Es sei fast unmöglich, einen so großen Sprengel verwaltungstechnisch, organisatorisch und vor allem pädagogisch voll im Griff zu haben. Auch auf den „menschlichen Aspekt“ der Schule verweist die Direktorin: „Eine Schulführungskraft sollte und müsste immer genug Zeit für persönliche Gespräche mit den Schülern, den Eltern, den Lehrpersonen und dem Verwaltungspersonal haben.“ Dies sei ein wesentlicher Aspekt einer besseren Schulentwicklung, auf die der Schulverteilungsplan ja abziele. Dass mit der Zusammenlegung von Sprengeln immer auch Einsparungen einhergehen, könne ebenfalls angezweifelt werden, zumal in großen Sprengeln bereits von der Einstellung von freigestellten Vizedirektoren gesprochen wird, um die überforderten Direktoren zu entlasten. Der Druck der Eltern für den Erhalt des Schulsprengels Partschins sei enorm. Auch die Lehrer, speziell jene der Mittelschule, stünden mit großer Mehrheit für den Weiterbestand der eigenständigen Schuldirektion ein. An der derzeit laufenden Unterschriftenaktion beteiligen sich auch viele Lehrer.
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.