Tischler zu Gast
Publiziert in 42 / 2010 - Erschienen am 24. November 2010
Schlanders – Der 13. Südtiroler Wettbewerb der Tischlerlehrlinge fand heuer in der Berufsschule Schlanders statt. 21 Lehrlinge aus ganz Südtirol und 11 Lehrlinge aus Tirol traten gegeneinander an, wobei Nord- und Südtiroler aber getrennt gewertet wurden. Dabei war es für die Lehrlinge des zweiten Ausbildungsjahres Aufgabe einen CD-Ständer zu fertigen, jene im dritten Jahr fertigten einen Garderobenständer und die Lehrlinge des vierten Jahres einen Zeitungsständer. In alle drei Stücke wurde zudem Laaser Marmor eingearbeitet. Die Veranstaltung fand an zwei Tagen statt, wobei am ersten Tag neben einem bunten Rahmenprogramm auch ein Motivationstraining stattfand, welches sehr gut ankam. Ziel des Wettbewerbs ist es, jungen talentierten Handwerkern die Chance zu geben, sich zu messen und ihr Können zu präsentieren. Mit der Wahl des Austragungsortes Schlanders verfolgten die Veranstalter aber noch ein weiteres Ziel: bereits das zweite Jahr kam in Schlanders der Ausbildungslehrgang für Tischler nicht mehr zustande, da die vorgeschriebene Anzahl von 12 Lehrlingen nicht erreicht wurde. Der Vinschger Tischlermeister Klaus Schwienbacher, Teil der Jury, sieht diese Entwicklung mit Sorge. Er fürchtet, dass sich junge Menschen vielleicht für einen anderen Beruf entscheiden, wenn sie zur Schule nach Meran müssen. Er wünscht sich, dass die Entscheidungsträger sich dafür einsetzen, die Ausbildung im Tal zu halten, sonst wird es für die Betriebe und Nachwuchstischler schwierig. Vor allem jene aus dem oberen Vinschgau und abgelegenen Orten kommen nicht so einfach nach Meran. Anders sieht das Cäcilia Baumgartner, Direktorin des Amtes für Lehrlingswesen und kommentiert die Diskussion so: „Nach Meran pendeln ist keine Unmöglichkeit. Die Südtiroler müssen ein bisschen mobiler werden.“ Sie führt an, dass Ausstattung und Wartung der Werkstätten sehr viel Geld kosten. Bei der Siegerehrung appellierte Franz Waldner, Direktor der Berufsschule Schlanders, den Ausbildungsstandort im Vinschgau zu halten. Auch LVH-Präsident Walter Pichler und Kurt Egger, Obmann der Berufsgemeinschaft der Tischler, betonten die Bedeutung des Ausbildungsstandortes. Egger: „Die Tischler haben mittlerweile um Aufträge zu kämpfen, der Radius hat sich erweitert und es ist wichtig, sich zu entwickeln. Gerade deshalb sind für einen Betrieb auch junge Leute wichtig. Dass der Vinschgau ohne Tischlerklassen ist, kann nicht der Wille sein.“ Das Ziel, jungen Leuten eine Plattform für die Darstellung ihres Könnens zu bieten, hat der Wettbewerb zweifelsfrei erfüllt, ob die Botschaft zur Wiederbelebung der Tischlerausbildung in Schlanders gehört wurde, bleibt fraglich.
Andrea Perger