Das alte und neue Hochganghaus. Man beachte den wagemutigen Fotografen auf dem markanten Satteldach.

Unterm Tschigat

Publiziert in 33 / 2011 - Erschienen am 21. September 2011
Er ist schroff und seine Besteigung ist eine Herausforderung. Die Rede ist vom Tschigat, der sich ganz unauffällig und zum Verwechseln leicht in die Gebirgskette zwischen Mutspitze und Lazinser Rötlspitze einfügt. Umso lieblicher wirkt das zu seinem Fuß gelegene Hochganghaus. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, entsprach das aus Stein, Kalk, Lehm und Holz errichtete, private Schutzhaus nicht mehr den Anforderungen der modernen Bewirtschaftung, wie Hüttenwirtin Annelies Wolf-Erlacher, die Urenkelin des Erbauers Josef Menz vom Goidnerhof in Marling, trocken feststellt. Seit 1995 führt sie mit ihrem Mann Fritz und den Kindern die Hütte und bald stand fest, dass eine neue errichtet werden muss. „Uns war wichtig, dass der Neubau umweltgerecht ist und der Charakter des alten Gebäudes erhalten bleibt“, sagt Hüttenwirtin Annelies Wolf-Erlacher sichtlich begeistert. So entstand ein Gebäude, das über keine Heizung verfügt, „angenehme Wärme verströmt, auch wenn’s draußen regnet“ und ein Satteldach samt Giebelwalmen trägt; ganz wie sein älterer Nachbar. Beim Aushub machten die Wirtsleute dann einen kleinen Sensationsfund: zwei Schalensteine aus dem Neolithikum. Sie können genauso wie das metallerne Hüttenbuch, das die über hundertjährige Geschichte des Hochganghauses festhält, bei der Hütte besichtigt werden. Etwas wehmütig fügt die Hüttenwirtin hinzu, dass die Tage des alten Gebäudes ja gezählt seien. „Wird ein Neues gebaut, muss das Alte weg“, war die Antwort der zuständigen Behörde. „Leider, hier geht es um ein alpinhistorisches Denkmal und die Erinnerung an diese Bauweise geht verloren.“ Aber noch ist Zeit, das Ensemble von altem und neuem Hochganghaus auf sich wirken zu lassen, denn trotz der jüngsten Felsstürze in Partschins ist die hier beschriebene Runde gefahrlos und bei hervorragender Fernsicht rücken das Etschtal und die Dolomiten ein ganzes Stück näher. Wegverlauf: An der Leiteralm links zum Meraner Höhenweg, der anfänglich steingepflastert bergan, später in stetem Auf und Ab gegen Westen zum Hochganghaus (1 ¼ Std.), dann eben zur Goiener Alm (20 Min., nicht bewirtschaftet) führt. Über die Hohe Wiege (Etschtalblick, etwas Trittsicherheit) geht es weiter zur Tablander Alm (3/4 Std.) und durch einen dunklen und von Findlingen gesäumten „Märchenwald“ hinab zur Nassereithhütte (3/4 Std., nicht bewirtschaftet). Nun kurz zur und auf der Straße und weiter durch Laubwald, nun über mehr als 300 Stufen hinab zum Wasserfall (1 Std.). Von dort zu Fuß (1 ¼ Std.) oder mit dem Bus nach Partschins.
Andrea Kuntner

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