Caritas Hospizbewegung
Publiziert in 11 / 2006 - Erschienen am 31. Mai 2006
Hospiz - ein kleines Wort, das in seiner Kürze und Prägnanz kaum erahnen lässt, wie viel Menschlichkeit, Glaube und Energie dahinter stehen. Der Begriff Hospiz kommt aus dem Lateinischen und besagt soviel wie „Herberge“. Im frühen Mittelalter gab es entlang der Pilgerrouten unzählige Hospize, die von Mönchen errichtet und geführt wurden, sie sollten Pilgern zur Rast einladen und zur Pflege von Kranken und Sterbenden dienen.
Mit der englischen Ärztin Cicely Saunders bekam der Begriff Hospiz eine neue Bedeutung. In den 50er und 60er Jahren während ihrer Tätigkeit im St. Joseph’s Hospiz entwickelte sie sich zur Spezialistin in Schmerzbekämpfung und in der Pflege unheilbar Kranker. Die entsprechenden therapeutischen Maßnahmen waren damals sehr schwierig. 1967 eröffnete Saunders das St. Christopher’s Hospiz in London, wo sie die Gastfreundschaft mit der modernen Schmerztherapie verband. Dieses neue Verständnis fand bald Ausbreitung, zuerst in den USA und in England, Mitte der 80er Jahre dann auch in Deutschland und Österreich. Für Cicely Saunders stand und steht der Sterbende im Mittelpunkt. Seine Wünsche und Bedürfnisse sind wesentlich und stehen an oberster Stelle. Seine Wünsche zu erhalten heißt, ihm auch ein menschenwürdiges Sterben zu ermöglichen.
Saunders drückt ihr Anliegen in folgenden Worten aus: „Sie sind wichtig, weil sie eben sind.
Sie sind bis zum letzten Augenblick ihres Lebens wichtig, und wir werden alles tun, damit sie nicht nur in Frieden sterben, sondern auch leben können bis zuletzt.“
An diesem Ideal der internationalen Hospizbewegung von einem „Sterben in Würde“ orientiert sich auch die Caritas Hospizbewegung in Südtirol. 1999 wurde eine erste Koordinierungsstelle in Bozen eingerichtet. Durch den großen Zuwachs der ehrenamtlichen Mitarbeiter aus verschiedenen Landesteilen wurden sie in Bezirksgruppen zusammengefasst, dabei dienen die geografischen Grenzen der Bezirksgemeinschaften als Orientierung. In Bozen ist der Hauptsitz, daneben gibt es zwei Außenstellen, eine in Meran und eine in Bruneck. In allen drei Dienststellen gibt es eine Koordinierungskraft, die die Ehrenamtlichen und ihre Einsätze im jeweiligen Bezirk koordiniert. Im Vinschgau gibt es derzeit 16 ehrenamtliche Mitglieder aus allen verschiedenen Berufssparten. Sie treffen sich einmal im Monat mit der Koordinatorin Irene Volgger-Pfitscher in Schlanders. Beim letzten Treffen hat die Gruppe ihre wertvolle Arbeit vorgestellt: Der gesellschaftliche Hintergrund unserer Zeit drängt „Sterben, Tod und Trauer“ an den Rand des gesellschaftlichen Bewusstseins. Durch den medizinischen und pflegerischen Fortschritt steigt die Lebenserwartung. Allerdings erhöht sich aber auch die Wahrscheinlichkeit pflegebedürftig zu werden. Wenn Menschen lebensbedrohlich erkranken, fühlen sie sich oft ohnmächtig dem Schicksal ausgeliefert. Mit vielen Fragen, Ängsten, Ungewissheiten und Gefühlen bleiben sie allein. Die Hospizbewegung sieht ihre Aufgabe insbesondere darin, dem sozialen Tod entgegenzuwirken. „Sozialer Tod“ steht für die Vereinsamung und das Gefühl des „Alleingelassenwerden“.
Das Handeln der Hospizbegleiter richtet sich individuell nach den Bedürfnissen des Betroffenen.
Ablauf einer Sterbe- und Trauerbegleitung
Über die Koordinierungsstelle im jeweiligen Bezirk erfolgt die Anfrage entweder direkt durch den Betroffenen oder durch die Angehörigen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter kommen in die Familie, in Pflegeeinrichtungen, in Krankenhäuser usw. Die Hospizkoordinatorin klärt die Situation und den genauen Bedarf an Begleitung ab und erteilt der dafür geeigneten Hospizbegleiterin einen klaren Auftrag zur Begleitung. Wie oft und für welchen Zeitraum, wird gemeinsam mit den Betroffenen festgelegt.
Es gibt auch die Trauergruppenbegleitung. Sie bietet allen Interessierten, die einen nahe stehenden Menschen durch den Tod verloren haben, die Möglichkeit, ihre Trauer in einem geschützten Rahmen zu erleben und auszudrücken. Jeder Mensch trauert auf seine Weise, der Betroffene findet oft keinen Weg, um seine Trauer aufzuarbeiten. Es kommen auch Menschen in die Trauergruppe, bei denen der Tod eines Lieben schon länger zurückliegt.
Die Treffen finden regelmäßig statt und werden von einer qualifizierten, erfahrenen Ehrenamtlichen begleitet. Die Kontaktaufnahme erfolgt über die Koordinatorin. Auch in Schulen hat sich die Hospizbewegung schon vorgestellt und wird auch angefordert. Eltern nehmen vermehrt die Möglichkeit der Einzelbetreuung für ihre Kinder wahr, das ist sehr wichtig. Geschwister bzw. Kinder werden mit ihrer Trauer über den eigenen Schmerz oft vergessen. Kinder trauern anders als Erwachsene. Die Einzelbetreuung, in die auch die Familie miteinbezogen wird, kann eine sehr große Unterstützung und Hilfe sein.
Altersheime und Krankenhäuser arbeiten mit der Hospizbewegung zusammen und zwar mit dem gleichen Ziel vor Augen: schwerkranke Menschen sollen sich bis zum letzten Augenblick ihres Lebens wichtig genommen fühlen, damit sie nicht nur in Frieden sterben sondern auch leben können bis zuletzt (Cicely Saunders).
Ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Hospizarbeit. Engagierte Frauen und Männer, die sich mit sterbenden Menschen und deren Angehörigen solidarisieren, stellen einen Teil ihrer Zeit, ihrer Fähigkeiten, Kompetenzen, Begabungen und Lebenserfahrung unentgeltlich zur Verfügung. Die Caritas Hospizbewegung organisiert eine sorgfältige Aus- und Weiterbildung und Freiräume für eine persönliche Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Trauer sowie regelmäßige Supervisionen.
Voraussetzungen zur Mitarbeit sind: Teamfähigkeit, gute Wahrnehmung, Einfühlungsvermögen, kommunikative Fähigkeiten, Respekt vor den eigenen Grenzen, Wertschätzung anderer Kulturen, Religionen und Weltanschauungen, Verschwiegenheit als Sicherheit und Schutz für den Begleiter.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter sind in eine Gruppe eingebettet, sie tragen und stützen sich gegenseitig. Die Bezirksgruppentreffen und Supervisionen sind verpflichtend. Als zusätzliche Unterstützung werden Weiterbildungsveranstaltungen angeboten. Die Ehrenamtlichen unterzeichnen eine schriftliche Vereinbarung und verpflichten sich, 2 Jahre im Ausmaß von 3 bis 4 Stunden pro Woche für die Mitarbeit zur Verfügung zu stehen. Der Einsatz erfolgt dann nach Bedarf oder Bereich, es muss mit dem zu Begleitenden eine Vertrauensbasis aufgebaut werden, um erfolgreich zu arbeiten. Die Gruppe macht jährlich einen Lehrausflug.
Ihr größtes Ziel ist die Sensibilisierung des Bewusstseins der Menschen in schwierigen Situationen Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Hospizbewegung bietet die Möglichkeit mit Trauer individuell umzugehen, Gefühle auszudrücken, gemeinsam zu tragen oder auszuhalten.
Kontaktadresse der Caritas Hospizbewegung in Meran
Rennweg 52
Tel. 0473 270920
Monika Prohaska