„Der Zingerle“ geboren in Tschars

Publiziert in 15 / 2003 - Erschienen am 31. Juli 2003
Im Wald lauerte er seinen Opfern auf, verschleppte sie an Orte, die ihm vertraut waren, vergewaltigte sie, bedeckte sie teils oder ganz mit Steinen und ließ sie dann langsam sterben. Guido Zingerle, 1902 in Tschars geboren, spukt noch heute in den Köpfen der älteren Generation herum. Der damals als "Ungeheuer von Tirol" titulierte Sexualmörder hat zwei Frauen getötet und weitere drei Frauen vergewaltigt. Ein Buch mit dem Titel "Der Zingerle – Geschichte eines Frauenmörders" zeichnet erstmals das Drama rund um Guido Zingerle nach. Gertrud Kutin aus Bozen war sein erstes Opfer. Im Mai 1946 lauerte ihr Guido Zingerle bei Glanig auf, vergewaltigte sie und begrub sie unter schweren Steinen, bis sie schließlich nach mehreren Tagen qualvoll starb. Kurze Zeit später vergewaltigte er bei Karneid ein 15-jähriges Mädchen eine ganze Nacht lang und mauerte es in einer Felsnische ein. Magdalena (Name geändert) konnte sich aus eigener Kraft befreien und entrann so ihrem fast sicheren Tod. 1947 zeigten zwei Frauen Zingerle an, er hatte sie mehrere Tage festgehalten und vergewaltigt. Zingerle wurde für ein Jahr ins Gefängnis gesteckt. Doch bereits zwei Jahre später meldete sich das "Ungeheuer von Tirol" zurück. Unterhalb des Patscherkofels vergewaltigte und ermordete er die englische Touristin Helen Munro. Eine Hetzjagd begann, die die Bevölkerung in Nord- und Südtirol in Atem hielt - bis Guido Zingerle 1950 gestellt werden konnte. Wer war Guido Zingerle? Er war Ehemann, Vater, Nomade, brutaler Vergewaltiger und Mörder. Seine Kameraden oder Kollegen beschrieben Zingerle als sexuell abnormal. Der Innsbrucker Nervenarzt Karl Vorderwinkler bezeichnete Guido Zingerle als "gesellschaftsfeindlichen Triebmenschen". Er selbst bezeichnete sich später, nachdem er gestellt worden war, vor Gericht als willenloses, "krankes" Opfer seines Sexualtriebes. "Das Gift", so beschrieb Zingerle seinen Trieb, sei ihm in Kindheitstagen eingepflanzt worden. Er war von seiner Mutter weggegeben und von seinen Pflegeeltern mit Schlägen großgezogen worden. Der Makel ein lediges Kind zu sein, haftete rücksichtslos an ihm und ließ ihn zum Außenseiter der Gesellschaft werden. Nirgends hielt er es lange aus. Er hatte kein fixes Arbeitsverhältnis, schlug sich lediglich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Das Schmuggeln war seine Leidenschaft - entsprach seinen Wesenszügen. In den Wäldern fühlte er sich seit seiner Kindheit wohler als unter den Menschen. Dort erfuhr er mehr Zuflucht und Geborgenheit als er sein ganzes Leben erhalten hatte... "Der Zingerle – Geschichte eines Frauenmörders" von Heinrich Schwazer – Edition Raetia.

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