Wurst und Schinken auf dem Prüfstand

Publiziert in 5 / 2006 - Erschienen am 8. März 2006

Naturns/Kassel – 470 Fleischerbetriebe aus aller Welt haben kürzlich ihre Produkte zum Qualitätswettbewerb für Wurst und Schinken nach Kassel geschickt. Es ist die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), die diesen Wettbewerb alljährlich im Februar veranstaltet. Nicht weniger als 4600 Fleisch- und Wurstwaren hatten die Prüfer an mehreren Tagen zu begutachten und nach einem einzigartigen Prüfschema zu bewerten. Als einziger Prüfungs-Vertreter aus Italien stand in Kassel der international anerkannte Qualitätsprüfer Paul Christanell aus Naturns im Einsatz. Er wird schon seit vielen Jahren von der DLG als Kenner seines Fachs zu den Qualitätswettbewerben eingeladen. Paul Christanell, 1945 in Naturns geboren, war 1969 der jüngste Metzgermeister Italiens. Er war auch viele Jahre Berufsschullehrer für Fleischer und später für Warenkunde und Lebensmittel sowie Produktionsleiter bei mehreren Fleischverarbeitungsbetrieben in und außerhalb von Südtirol. Weiters ist er Erfinder der Weltneuheit „Trockenspeck“. Den Prüferpass besitzt er schon seit 1994. Beim heurigen Wettbewerb in Kassel waren auch Produkte aus Südtirol vertreten, die laut Paul Christanell recht gut abgeschnitten haben. Seiner Meinung nach sollten sich aber noch mehr Südtiroler Betriebe an diesem Wettbewerb beteiligen, zudem sollten sich die Hersteller von der Schiene des „Eigenlobs“ lösen und den Mut haben, ihre Produkte den internationalen Prüfern zu zeigen, damit die Waren auch einer objektiven Kontrolle unterzogen werden können. Die Prüfungen sind natürlich anonym. Das Prüfschema der DLG sieht verschiedenste Kriterien vor. Das Bewertungsschema reicht von der Beurteilung des Äußeren und des Zustandes über die Bewertung des Aussehens und der Farbe bis hin zur Begutachtung der Konsistenz sowie des Geruchs und des Geschmacks. Die besten Produkte werden jährlich mit Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet. Eine DLG-Auszeichnung ist für das Produkt eine Garantie für Qualität und für jeden Hersteller ein Gütezeugnis. Als anerkannter Qualitätsprüfer bekommt Paul Christanell laufend Arbeitsangebote aus aller Welt (Russland, Chile). Anzunehmen gedenkt er nun einen Auftrag aus China, der ihm erst am 22. Februar ins Haus flatterte. Er soll in der Provinz Sichuan in Westchina Aufbauarbeit im Bereich der Produktion von Fleisch- und Wurstwaren leisten und auch Fortbildungsmaßnahmen für Produktions- und Qualitätsmanager durchführen.