Atemlos durch die Schlucht
Wer‘s nicht gesehen hat, glaubt es nicht, was Einradfahrer bergab, bergan und querfeldein alles leisten.
Naturns - Selbst Südtirols Einrad-Guru Sepp Marmsoler staunte, als er viele seiner Schülerinnen und Schüler wie entfesselt durch die Tisser-Schlucht sausen sah. „Die haben so viele Fähigkeiten“, schwärmte er. „Ich bin begeistert.“ Dabei hat gerade der „Sepp“ großen Anteil an diesen Fähigkeiten. Vor mehr als 20 Jahren hatte er den Grundstein gelegt. Immer wenn Schulen, Jugendzentren und Familienverbände nach Abwechslung riefen, musste der Sepp mit seiner „Zirkuswoche“ antreten. Der Sepp kam immer und mit ihm das Einrad. Inzwischen ist es auch im Vinschgau vom Clown-Requisit zum Trendsportgerät geworden. In Naturns entstand eine Südtiroler Hochburg der Einradfahrer. Die Familie Sepp und Lisi Perkmann haben Marmsolers Anregung aufgenommen. Ihre jüngere Tochter Anna-Maria kann sich inzwischen Weltmeisterin in Cyclocross limited, Vize-Weltmeisterin in Uphill und Cross Country und amtierende Uphill-Italienmeisterin nennen. Sie war fast vor Marmsolers Augen beim Überholen zu Sturz gekommen - knapp vor der Felsenrippe in die Schlucht. Es war die 1. Disziplin der „Muni“ Italienmeisterschaft. Schwester Nadia Perkmann, Teilnehmerin und Mitglied des Organisationsteams, klärte auf: „Mountain Unicycling“, kurz Muni, nennt sich das Einradfahren im unwegsamen Gelände mit Bergabfahren, Downhill, Berganfahren, Uphill, und dem Cross Country, der Querfeldeindisziplin. Anna-Maria war bergab 2., bergan 1. und querfeldein wieder 2. geworden. Im Frauen-Gesamtranking lag sie wenige Punkte hinter Laura Baumgartner aus Villanders. Schwester Nadia belegte downhill den 5., uphill den 2. und crosscountry den 4. Rang. Die Weltmeisterin Downhill, Vera Hofer aus Villanders, kam auf dem „Montesole-Trail“ nur als 3. ins Ziel. Auf den Rängen 6 und 15 tauchen zwei „Hoaderinnen“ auf. Ylvie und Marit Folie lassen es sich nicht nehmen, einmal die Woche mit Bus und Bahn von St. Valentin nach Naturns zu fahren.
Bei den Männern bildete der AC Villanders Einrad ein Festung. Er hatte nach den 3 Bergdisziplinen die Plätze 1 bis 4, den 6. und 8. Rang in der Gesamtwertung besetzt. Parade-Athlet war der 20-jährige Florian Rabensteiner, amtierender Italienmeister in den Bergdisziplinen, Weltmeister in Up- und Downhill und Vizemeister im Cyclocross unlimited. Er hat auch in Latsch und Naturns in allen Disziplinen dominiert. Zum Vergleich: Laura Baumgartner war bergab 15:07,7 Minuten unterwegs, Rabensteiner schaffte es in 12:24,6. Der jüngste Teilnehmer, Max Grüner aus Latsch, war gerade mal 9 Jahre alt, der älteste mit 57 war Giovanni Nebl aus Cles im Nonstal. Die dreiphasige Muni-Italienmeisterschaft wird in Villanders fortgesetzt und endet Anfang Juli in Varese.