„Ich will Profi werden“
Sandiro Fahrner aus St. Valentin kämpft beim FC Südtirol für seinen großen Traum – trotz gesundheitlicher Rückschläge.
St. Valentin auf der Haide - Dass er heute wieder täglich trainiert und sich mit den besten Jugendspielern Italiens misst, ist alles andere als selbstverständlich. Vor wenigen Jahren war an Fußball kaum zu denken: Pfeiffersches Drüsenfieber zwang Sandiro Fahrner zu einer langen Pause. Ein halbes Jahr ohne Sport, körperlich ausgelaugt, kaum Energie. Inzwischen ist der 17-Jährige zurück in Form und verfolgt ein klares Ziel: „Ich will Profi werden.“ Aktuell spielt er beim FC Südtirol in der Primavera-Mannschaft, der höchsten Nachwuchsstufe vor dem Sprung zu den Profis. In der vergangenen Saison war er noch Teil der U17, nun steht eine entscheidende Phase an, wie er weiß: „Spätestens in zwei, drei Jahren wird sich zeigen, ob es reicht.“
Über St. Valentin und Prad zum FCS
Der Weg nach oben begann früh. Bereits mit fünf Jahren schnupperte Sandiro beim FC Oberland ins Fußballleben hinein. Eigentlich gefiel es ihm damals aus verschiedenen Umständen nicht wirklich, doch als die U10 ihn unbedingt dabeihaben wollte, spielte er als Fünfjähriger bei den „Älteren“. Vier Jahre verbrachte er beim FCO, ehe es ihn nach Prad zog. Dort trainierte sein Vater Daniel Fahrner die Nachwuchskicker, selbst Skitrainer und gemeinsam mit Sohn Martin als World Racing Academy auch für Weltcup-Athleten verantwortlich. In Prad ging es sportlich steil bergauf. In der U10 unter Vater Dani glänzte Sandiro: 2019 erzielte er sage und schreibe 72 Treffer. Das Team musste sich erst im Finale um den Landesmeistertitel dem FC Südtirol geschlagen geben, bei einem Turnier in Levico konnten sich die Vinschger mit professionellen Fußball-Nachwuchsschulen von Juventus, Roma, Inter, Porto und Lissabon messen und holten bei 48 Teilnehmern Rang 21. Der FC Südtirol hatte ihn da längst auf dem Zettel. Schon mit acht, neun Jahren wäre ein Wechsel ins Leistungszentrum möglich gewesen. Doch die Familie entschied: noch zu früh. Erst 2020, mit zwölf Jahren, wagte Sandiro den Schritt nach Bozen. Drei Mal pro Woche Training, dazu ein Spiel am Wochenende. Die Mittelschule besuchte er weiterhin in St. Valentin, die Fahrten nach Bozen übernahmen die Eltern. „Zum Glück ließ es mein Job als Skitrainer zu“, erinnert sich Daniel Fahrner.
Primavera: Der nächste große Schritt
Mit dem Wechsel in die Oberschule zog Sandiro schließlich ins Internat nach Bozen. Seither steht täglich Training auf dem Programm. In der letzten Saison spielte er mit der U17 des FC Südtirol in der höchsten nationalen Liga, gemeinsam mit Top-Teams wie Inter, Milan oder Atalanta. Auch wenn der FCS in der Endabrechnung auf Rang 12 landete (bei 14 Teams), hielt das Team meist gut mit. Gegen Atalanta gelang sogar ein Sieg. 17 Einsätze in 26 Spielen konnte Sandiro verbuchen, stets als Innenverteidiger, obwohl er in jüngeren Jahren eher im Mittelfeld zuhause war. „Die Position ist mir egal. Hauptsache, ich spiele“, sagt er pragmatisch. Trainer der U17 war Alfredo Sebastiani, früher auch Coach der ersten Mannschaft. „Er hat uns als Team enorm weitergebracht“, so Fahrner. Nun wartet die nächste Herausforderung: Primavera 2, die zweite Stufe der U19-Liga, wo der FCS auf Nachwuchsteams aus Serie B und Serie C trifft. Für Sandiro zählt vor allem eines: Spielzeit. „Ich will mich weiter verbessern, so viel wie möglich spielen und spätestens im zweiten Jahr Stammspieler sein.“
Unwohlsein verheimlicht
Die Motivation ist groß, vielleicht auch, weil er weiß, wie schnell alles vorbei sein kann. Vor drei Jahren fühlte er sich oft schlecht, kämpfte mit Übelkeit und Schwäche. Einmal im Training und zwei Mal während Spielen musste er sich übergeben. In Ferrara beim Auswärtsspiel gegen SPAL wurde der Blutdruck gemessen; deutlich zu hoch. Die Diagnose: Pfeifersches Drüsenfieber. Lange hatte er niemandem von seinem Zustand erzählt, nicht einmal den Eltern. Trotzdem weitertrainiert. Erst medizinische Untersuchungen brachten Klarheit. „Ich konnte ein halbes Jahr lang nichts machen. Das hat mich richtig zurückgeworfen.“ Inzwischen hat er die Krankheit vollständig überwunden.
Früherer Buffon-Berater als Unterstützung
Seine Ziele formuliert Sandiro klar, aber realistisch. Kurzfristig will er sich in der Primavera etablieren, mittelfristig einen Profivertrag. „Früher oder später möchte ich mein erstes Spiel in einer Profiliga machen. Natürlich wäre es schön, wenn das beim FCS klappt. Aber auch bei einem anderen Verein. Hauptsache, ich erreiche mein Ziel.“ Unterstützung bekommt er seit Kurzem von einem bekannten Namen: Silvano Martina, ehemaliger Torhüter bei Lazio und später Berater von Gianluigi Buffon. Martina, mittlerweile im Ruhestand, ist auf die Familie Fahrner zugekommen, nachdem er Sandiro bei einem Spiel beobachtet und von seiner Krankheit erfahren hatte. Sein Urteil: „Ein sensationeller Kerl.“ Besonders beeindruckt habe ihn Sandiros Hingabe und Motivation. Eigenschaften, die den jungen Vinschger noch weit nach oben bringen sollen.