Flussbett

Arbeitswut im Sonnenschein: Die erste Laaser Sommerakademie

Publiziert in 30 / 2008 - Erschienen am 3. September 2008
Laas – Sommerakademie: so heißen die Workshops, die eine Woche lang im Sommer europaweit stattfinden und schon seit vielen Jahrzehnten Tradi­tion haben. Sommerlich heiß war es dann auch im „magischen Ort Laas“, der laut Klaus-Ove ­Kahrmann, ­einer der beiden künstlerischen Leiter der Sommerakademie, besonders geeignet ist. Unter dem Motto „Balance“ fingen rund 70 Teilnehmer ab 18. August an, sich mit Bildhauerei und Malerei, Installationen in der Natur, Glas, Musik und ­Videokunst zu beschäftigen: Die Teilnehmer kamen aus Italien, Polen, Deutschland, Ungarn, ­Tschechien - aus den verschiedensten Sparten. Die Sommerakademie in Laas „Balance“ richtete sich auch an Personen in Lehrberufen oder an zukünftige Lehrende. Hier konnte gelernt werden, die kreativen Ansätze des ­Lehrens auszuschöpfen – ­indem die Teilnehmer es selbst aus­probierten. Bei der Eröffnung und gleichzeitigen Begrüßung aller Teilnehmer freute sich Bürgermeister Andreas Tappeiner über die erste Laaser Sommerakademie und formulierte: „Der Titel soll auch Anreiz sein, mit dem Dorf in Kontakt zu treten“. (Das war bei dem Arbeitseifer, den die Schüler an den Tag legten, nicht ganz einfach). Franz Waldner, Direktor der Berufsfach­schule für Steinbearbeitung „Johannes Steinhäuser“ in Laas, wo die Akademie ausgetragen ­wurde, freute sich „seit langem über diesen Moment“, über die vielen Mitarbeiter, ohne die eine solche Woche nicht möglich wäre, allen voran Hans ­Tappeiner, der hinter der ­Bühne orga­nisierte: „Die künstler­ischen Leiter, Klaus-Ove Kahrmann und Wislav Karolak sind zu Freunden geworden“. ­Kahrmann und Karolak kennen sich seit langem – sie leiten seit über 15 Jahren die Sommerakademien gemeinsam, dieses Jahr erstmals in ­Italien und Süd­tirol. Für Karolak steht fest: ­„Studenten brauchen Erfahrungen auch innerhalb des richtigen Lebens“. „Richtiges Leben“, das lernten die Teilnehmer kennen, wenn sie gemeinsam arbeiten mussten. Vor allem die Teilnehmer des Videokurses be­kamen das zu spüren: Technische ­Probleme tauchten auf, gerade in jenem Kurs, wo mit sieben Teilnehmern gemeinsam an einem Film gearbeitet wurde. Irena Ellis, die in der Prager Nationalgalerie für den Bereich Bildung zuständig ist, war vor Beginn des Kurses offen: „Im Bereich Video habe ich wenig Erfahrung, deswegen sehe ich einfach einmal“. Nach einer Woche war die Regisseurin des Filmes „Machoplast“ begeistert, vor allem wegen der herzlichen Atmosphäre, die sich im Kurs zwischen den Teilnehmern entwickelte. „Alle waren mehr als 100-prozentig dabei, alle wollten wirklich drehen“. Professor Fabio Magnifico von der Universität Bielefeld ist überzeugt: „Soziale Kompetenzen zu entwickeln ist sehr wichtig“. Auch der musikalische Kursleiter, Musiker Rolf Sudmann, zeigte sich von den 12 bis 14 Stundentagen erstaunt: ­„Meine Schüler waren übereifrig, zeigten brilliante Ergebnisse“. Bei dem Arbeitsaufwand gab es von Laas selbst nicht so viel zu sehen, obgleich die Versorgung stimmte: „Jeden Tag waren wir in einem anderen Restaurant, das war ein kulinarischer Streifzug und meine Wirtin war sehr herzlich“. Sudmann berichtete von den Schwierigkeiten, die jedem Pilotprojekt eigen sind: „Es ist das erste Mal, dass die Universitäten Bozen/Brixen/Bielefeld und die Steinhäuser Schule mit Hilfe des euro­päischen Sozialfonds hier zusammenarbeiten. Da sind organisatorische Startschwierigkeiten ganz normal“. Was nicht gemessen werden kann, ist das anschließende Umsetzen der Teilnehmer, denn dazu braucht es Zeit. Zumindest solange, bis die Spuren des Sonnenbrandes, den sich einige Teilnehmer während der heißen Woche in Laas zugezogen hatten, verschwinden. Am Schluß bleibt festzustellen: Selbst wenn es nicht so sehr auf die Werke ankam, können ­diese sich durchaus sehen lassen.
Katharina Hohenstein
Katharina Hohenstein

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