Alles auf einmal geht nicht
Gemeinde Lass muss einige Großprojekte aufschieben.
Laas - Mit insgesamt rund 5 Millionen Euro ist der Verwaltungsüberschuss des Finanzjahres 2022 der Gemeinde Laas zwar außerordentlich hoch, reicht aber bei weitem nicht aus, um alle ins Auge gefassten Großprojekte gleichzeitig umzusetzen. Gleich zweimal hatte sich der Gemeinderat im Vorfeld der öffentlichen Sitzung, die am 4. Juli stattgefunden hat, zu internen Sitzungen getroffen, um sich auf eine Prioritätenliste zu einigen. „Vorrang haben neben der Fertigstellung bereits laufender Projekte die Neugestaltung der Vinschgaustraße in Laas und der Bau des Zivilschutzzentrums in Eyrs,“ fasste die Bürgermeisterin Verena Tröger die Sitzungsergebnisse zusammen. Die Planungsarbeiten für weitere Großprojekte sollen zwar angegangen, die Umsetzung aber vorerst aufgeschoben werden. Konkret nannte Tröger die Neugestaltung des Marktplatzes sowie den Neubau der Etschbrücke beim „Badplatzl“ in Laas.
5,7 Mio. Euro für Zivilschutzzentrum
Der weitaus größte Ausgabenposten ist der Bau des Zivilschutzzentrums in Eyrs. Gemäß dem Vorprojekt, dem der Gemeinderat am 4. Juli einhellig zustimmte, sind die Gesamtausgaben mittlerweile auf 5,7 Millionen Euro angewachsen, wobei vor allem die Preissteigerungen schwer zu Buche schlagen. 1,1 Mio. Euro aus dem Verwaltungsüberschuss werden außerdem in die Erschließung, die Infrastrukturen und den Parkplatz im Bereich des Zivilschutzzentrums in Eyrs investiert. Um 900.000 Euro aufgestockt wurde das Investitionskapitel für die Neugestaltung der Vinschgaustraße. Auch bei diesem Projekt gab es Preissteigerungen. Nun stehen im Haushalt insgesamt etwas mehr als 2 Mio. Euro für dieses Vorhaben bereit.
„Sonst bekommen wir Problem“
Mehrere Ratsmitglieder der SVP und der Bürgerliste begrüßten es, dass es gelungen ist, sich bei den internen Ratssitzungen auf eine Prioritätenliste zu einigen. „Ohne eine solche hätte die Gemeinde in einigen Jahren in ernste finanzielle Schwierigkeiten geraten können“, sagte etwa Reinhard Spechtenhauser. Nicht zu vergessen sei auch, dass es neben den Großprojekten noch viele kleinere Vorhaben gebe. Zusammen mit Hugo Trenkwalder sprach sich Spechtenhauser dafür aus, dass die verantwortlichen Ausschussmitglieder die Projekte Vinschgaustraße und Zivilschutzzentrum besonders intensiv begleiten sollten. Die Ausgabensumme für das Zivilschutzzentrum ist laut Trenkwalder zwar gewaltig, „aber es ist ein reiner Zweck- und kein Luxusbau.“ In die Pflicht zu nehmen seien generell auch die Verantwortlichen der Bauleitung. „Es gibt gute Bauleiter, aber auch ‚Pfeifen’“, so Trenkwalder wörtlich. Florian Karnutsch kritisierte die generell viel zu hohen technischen Spesen bei Projekten. Laut Marian Perfler von der Bürgerliste sollte das Land die Preissteigerungen zumindest teilweise mit höheren Beiträgen auffangen.
Schlusslicht bei Gästebetten
Was die Zahl der Gästebetten betrifft, ist die Gemeinde Laas bekanntlich nicht gut aufgestellt. Derzeit gibt es nur 385 gemeldete Betten. Gemäß einer Verordnung für die Zuweisung von Gästebetten, die der Gemeinderat einhellig genehmigte, kann der Gemeindeausschuss in Zukunft 45 neue Betten zuweisen, die der Gemeinde als Vorschusskontingent zustehen. Hugo Trenkwalder bezeichnete den „Bettenstopp“ angesichts der „Unterentwicklung“ in der Gemeinde Laas und in anderen Vinschger Gemeinden als „Witz“ und als Versagen der Landespolitik: „Das ist einfach nicht fair.“
Ringen um Gemeindesekretär/in
Eingangs in die Tagesordnung mitaufgenommen, am Ende aber vertagt wurde eine dritte Ausschreibung der Gemeindesekretariats-Stelle. Bei der zweiten Ausschreibung hatte es zwar einen Sieger gegeben, doch dieser nahm die Stelle nicht an. Laut der Gemeindereferentin Elfi Kirmaier brauche die Gemeinde möglichst rasch eine erfahrene Führungskraft im Rathaus. Um keine Zeit zu verlieren, sollte die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Schluderns ausgeweitet werden, „sodass Laas und Schluderns in Zukunft einen gemeinsamen Sekretär haben.“ Derzeit arbeitet Christian Messmer, Sekretär in Schluderns, nur 8 Stunden pro Woche in Laas, was nicht ausreiche. Generell gab Kirmaier zu bedenken, dass von 27 Personalstellen in Laas zurzeit nur 20 besetzt seien und dass die öffentlichen Verwaltungen in Südtirol allgemein „vor dem Kollaps stehen.“ Die Bürgermeisterin und etliche Ratsmitglieder schlossen sich der Argumentation von Kirmaier an. Speziell im Vinschgau - aber nicht nur - seien Gemeindesekretäre bzw. Gemeindesekretärinnen Mangelware und die Situation dürfte sich in Zukunft noch weiter zuspitzen. Nun soll ausgelotet werden, ob in Abstimmung mit der Gemeinde Schluderns eine halbwegs zufriedenstellende Lösung vereinbart werden kann oder ob eine neuerliche Ausschreibung notwendig wird.
Trinkwasserleitung ist im Bau
Über den Bau der neuen Trinkwasserleitung für Tschengls und Eyrs informierte der Gemeindereferent Julius Schönthaler. Die schwierigen Arbeiten im steilen Gelände im Tschenglser Tal laufen. „Die größte Herausforderung ist es, die Wasserversorgung nahtlos aufrechtzuerhalten“, sagte Schönthaler. Sollte es dennoch zu Problemen kommen, werde man wiederum auf die Unterstützung der Berufsfeuerwehr zurückgreifen können. Zu den Arbeiten gehört auch die Neufassung der Wassertal- und Taufentalquelle.
Teure Sanierung von St. Ottilia
Zu den Vorhaben, die mit Geldmitteln aus dem Verwaltungsüberschuss unterstützt werden, gehört auch die Generalsanierung des Kirchleins St. Ottilia in Tschengls. Zusätzlich zu rund 150.000 Euro aus dem PNRR-Fonds erhält die Pfarre dafür 50.000 Euro vom Land und weitere 50.000 von der Gemeinde. Laut dem Gemeindereferenten und Vertreter der Fraktion Tschengls, Johann Thurner, sieht das Gesamtkonzept der Pfarre Gesamtkosten von ca. 260.000 Euro vor, wobei eine ganze Reihe von Maßnahmen geplant sei. Er sei zwar dafür, dass das Kirchlein saniert werde, aber Ausgaben in dieser Höhe seien bei Licht betrachtet geradezu verrückt, kommentierte Markus Riedl von der Bürgerliste das Sanierungs-Projekt.