Leserbriefe

„Wir lassen nicht locker … unsinnige Vorhaben mit falschen Argumenten zu erzwingen“

Als ich das Titelthema im der Vinschger las, war ich richtig schockiert. Der Ankauf des Kapuzinerareals durch die Gemeindeverwaltung und das Grobkonzept für die Nachnutzung zeigten eigentlich in die richtige Richtung. Ich habe mit Gleichgesinnten immer das Verkehrskonzept und die Lebensqualität als Ausgangspunkt für die weitere Dorfentwicklung gesehen, was ich nun in der Forderung der Arbeitsgruppe unter Manfred Pinzger in keiner Weise erkennen kann. Eine 2-stöckige Tiefgarage unter dem Kapuzineranger bringt nur noch mehr Verkehr in einen Dorfteil von Schlanders, der bereits verkehrsgeplagt ist. Zudem hat die Fuzo von Norden her eine angenehme Erreichbarkeit. Die neuralgische Zone hingegen ist jene um das Krankenhaus mit einer überlasteten Tinzlstraße. Die dortige Tiefgarage wird teils privat genutzt und schafft lediglich mehr Verkehrschaos. Also wäre das Areal in der Sportzone zu nutzen mit einem Zugang zum Krankenhaus und in die Fuzo. Mit einer Neuregelung der Zufahrt in die Schwimmbadstraße wäre die Umfahrung des Dorfes über die Staatsstraße geradezu ideal. Auch der Parkplatz des Krankenhauspersonals ist mit Steuergeldern finanziert worden und könnte im Einklang mit der Zweckbestimmung öffentlich genutzt werden. Der Abbruch des ehemaligen Sitzes des Rettungsdienstes Weißes Kreuz könnte weitere Kurzparkplätze für das Krankenhaus bringen. Wem die Zugänglichkeit von Schlanders und seiner Fuzo wirklich ein Anliegen ist, der sollte eben Nägel mit Köpfen machen und langfristig denken. Mit guten Zugverbindungen und dem Citybus-Dienst werden viele auf das Auto verzichten wollen und müssen. Deshalb ist die Parkplatznot in Schlanders gewiss kein vordergründiges Problem mehr. Die Ursache der leeren Geschäfte in Schlanders in der fehlenden Tiefgarage im Kapuzineranger zu suchen, ist geradezu lächerlich. Jedes Kind weiß, wie sich die Dörfer im Vinschgau in den letzten 30 Jahren entwickelt haben und Schlanders eben schon lange nicht mehr Anziehungspunkt und wirtschaftlicher Hauptort ist. Die leeren Geschäfte in Schlanders sind - wie die leeren Hotels - in erster Linie Entscheidungen der Geschäftsfamilien, also rein private Gründe. Daraus leitet sich eine vermehrte Übernahme von Geschäften von ortsfremden Personen und Betrieben ab. Für das Funktionieren des Handels ist ein gediegenes Produktangebot ausschlaggebend. Die Einkaufszentren in nächster Nähe von Schlanders tragen auch zur Veränderung der Einkaufsgewohnheiten bei. Überhaupt muss man feststellen, dass, von der Nahversorgung mal abgesehen, sehr viele Schlanderser nicht in Schlanders einkaufen. Grundlage einer Dorfentwicklung ist immer das Zusammenspiel von den verschiedenen Wirtschaftszweigen, vor allem aber auch die Bautätigkeit, die Immobilienspekulation und speziell die Höhe der Mieten. Verantwortungsträger, die lediglich in der Schaffung von Parkplätzen nahe der Fuzo oder gar mitten im Dorfzentrum das Allheilmittel für den Geschäftserfolg sehen, handeln kurzsichtig und realitätsfremd. Wir haben es auch bei der Wiederinbetriebnahme der Vinschgerbahn erlebt. Auch dort glaubten bestimmte Kreise, nicht locker lassen zu dürfen. Dort hat sich die Vernunft aber durchgesetzt und wir verfügen heute über ein Verkehrsmittel, das nicht mehr wegzudenken ist. Dabei muss ich feststellen, dass heute genau jene Kreise eine Anbindung an die Schweiz fordern, die damals wirklich als Letzte „auf den Zug aufgesprungen“ sind. Und abschließend zu einem Detail in der Titelgeschichte, nämlich zur politischen Spekulation. Das Wahljahr 2025 wirft also bereits seine Schatten voraus und man spekuliert mit dem Nachfolger von Dieter Pinggera. Weil dieser sich aufgrund der Entwicklung durch die Initiativgruppe aus der Bevölkerung eher für die Aussichtslosigkeit des Baues einer Tiefgarage im Pateranger ausspricht, ist er kein Partner für Leute, die nicht lockerlassen. Pinggera vollendet seine dritte und letzte Amtsperiode und ist somit kein Dorn im Auge der Aktionsgruppe. Aber frühzeitig Ausschau halten nach einem Kandidaten, der sich von der Notwendigkeit der Tiefgarage überzeugen lässt, scheint sehr sinnvoll zu sein. Ich wünsche mir für Schlanders einen Bürgermeister, der die Probleme des Dorfes mit Entschiedenheit und Weitblick angeht. Dass er oder sie dabei mit der Gestaltung und Nutzung des Kasernenareals eine schwere Hypothek bereits aufgebrummt bekommt, sei nur nebenbei bemerkt. Dabei wäre auch dieser Umstand bei der Parkplatzbeschaffung zu berücksichtigen. Man verlagert jetzt schon einen Großteil des kulturellen Lebens dorthin, schafft unbegrenzten Wohn-und Geschäftsraum für die Zukunft und lässt den neuen Dorfteil für die Zukunftsplanung total draußen. Ich sehe genau darin die tragenden Argumente für die nächsten Gemeindewahlen. Eine Naherholungszone auf einer Tiefgarage mit Abluft rundherum, dem An- und Abfahrtsverkehr in nächster Nähe, scheint mir eher eine Vorstellung von Leuten zu sein, die nur nicht lockerlassen können, selbst nach 30 Jahren nicht.

Sebastian Felderer, Schlanders, 02.03.2024

Zankapfel Tiefgarage

Es ist erstaunlich mit welcher Beharrlichkeit einige Wirtschaftsvertreter von Schlanders (siehe die Titelgeschichte im der Vinschger Nr. 4 vom 27.02.2024) seit Einführung der Fußgängerzone im Jahre 1996 für alle wirtschaftlichen Probleme anscheinend immer nur eine einzige „Lösung“ vorbringen, und das seit fast 30 Jahren: eine zentrumsnahe, zweigeschossige Tiefgarage mit bis zu 200 Stellplätzen. Abwechselnd wird eine solche Tiefgarage einmal im Kapuzineranger und dann wieder beim Stainerparkplatz gefordert. Dass es in der Zwischenzeit durch die Klimakrise auch in Südtirol bei den politisch Verantwortlichen ein Umdenken im Verkehrsbereich gegeben hat, scheint bei vielen Schlanderser Wirtschaftsvertretern noch nicht angekommen zu sein. Laut dem „Klimaplan Südtirol 2040“ sollten bis 2030 die genutzten Personenkilomenter im öffentlichen Personennahverkehr um 70% erhöht und der motorisierte Individualverkehr um 30% reduziert werden (Klimaplan, Seite 38). Allgemein gilt die Regel, dass in Städten und Dorfzentren der Verkehr reduziert und nicht erhöht wird. Deshalb werden Parkplätze bzw. Tiefgaragen, falls sie gebraucht werden, am Stadt- bzw. Dorfrand gebaut. Für Schlanders heißt das: keine Tiefgarage im Kapuzineranger und keine Tiefgarage beim Stainerparkplatz.

Waltraud Plagg, Schlanders, 08.03.2024

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