Leserbriefe

Eine Jahrhundertchance für Stilfs und den Nationalpark Stilfserjoch

Die Verlegung von Hochspannungsleitungen weg von Wohngebieten ist an der Zeit. Auf der Hochspannungslinie im Eisacktal werden in den nächsten Jahren 263 km Stromleitungen und 1.265 Strommasten abgebaut und großteils unterirdisch verlegt. (Quelle: News Provinz Bozen). Die Gemeinde Prad schützt ihre BürgerInnen und hat die Hochspannungsleitungen unterirdisch verlegt. Ausgenommen vom unübersehbar geschädigten Mitterhof und von weiteren Höfen vom Agumser und Prader Berg, wo die bisherige Freileitungslinie bestehen bleiben soll. In Sulden sind alle Stromleitungen (Mittelspannung) bereits zeitgemäß unterirdisch verlegt. Und was geschieht in Stilfs inmitten des Nationalparks Stilfserjoch? Gut ausgestattet mit 20 Millionen Euro mit EU-Geldern für die Aufwertung und zum Schutz des ländlichen Raums. Hier ist eine neue, nach wie vor oberirdische Hochspannungstrasse auf der gegenüberliegenden Seite vom Dorf geplant. Dabei sollen zusätzlich neue Hochspannungsmasten, in Blickhöhe des Dorfkerns von Stilfs, entstehen. Bei höherem Strombedarf in Zukunft werden diese Masten und Leitungen jederzeit aufgestockt. Die Realisierung dieses Projektes bedeutet weiterhin Jahrzehnte lange Belastung für die Gesundheit, die Wohn- und Lebensqualität der Bewohner in Stilfs Dorf, Stilfserbrücke und v.a. auch für die Höfe in Stilfs. Auch die Qualität des Tourismus wird durch oberirdische Stromleitungen abgewertet. Geld ist vorhanden. Alternative Lösungen zur unterirdischen Verlegung gibt es. Politischer Wille und Einsatz sind gefragt. Eine Möglichkeit wäre z. B., bestehende Forstwege rund um Montoni Richtung Prader Alm zu nutzen, um den Hochspannungsstrom unterirdisch über Erdkabel zu transportieren. Davon könnten auch lokale Bauunternehmen (Bietergemeinschaft) profitieren, wie schon beim Großprojekt Radweg mit Druckrohr- und Wasserleitungen Stilfserbrücke-Prad. Entlang einer unterirdisch führenden Trasse könnten in einem Mehrzweckprojekt Renaturierungen mit Mischwäldern angelegt werden, um Erosionen entgegenzuwirken. Das wäre auch im Sinne der Forstbehörden: Waldagenda 2030. Interesse an der Finanzierung sollten das Land Südtirol, der Nationalpark Stilfserjoch, die Forstbehörden, die Tourismusvereine Prad und Ortlergebiet, IDM Südtirol, die Gemeinde Stilfs und Prad, sowie auch der Netzbetreiber Terna zeigen. Diese Chance einer langfristigen Lösung betreffend Umwelt, Entwicklungsmöglichkeiten und Zukunftsfähigkeit der Dörfer und Höfe sollten wir uns nicht entgehen lassen!

Familie Zischg , Lasairnhof, 08.05.2023

Unwetter in Italien

Die schweren Unwetter in Mittelitalien, mit Milliarden Euro an Schäden, zeigen einmal mehr, dass die seit Jahrzehnten anhaltenden Warnungen der Klimaforscher und Wissenschaftler, bezüglich der Folgen der Erderwärmung, leider zutreffen und stetig zunehmen. Man stelle sich einmal vor, derartige Regenmengen würden im Bergland Tirol, in einem ähnlich kurzen Zeitraum – wie man zu sagen pflegt – vom Himmel fallen, die Folgen wären noch dramatischer und weitaus verheerender wie im Flachland, weil bei uns zum Wasser noch gewaltigere und unberechenbarere Muren folgen und mancherorts vermutlich Teile von Ortschaften unter sich begraben könnten. Aber, wir in Südtirol verfügen ja über überaus weitblickende Volksvertreter, welche zum Beispiel ohne Rücksicht auf Umwelt, Menschen und Tiere die Silvesterknallerei befürworten, sich anmaßen, Jugendliche, welche mit unliebsamen Methoden auf den Klimawandel aufmerksam machen, zu maßregeln und beschimpfen. „Positiv Denken und nicht Kleben“, sagt der Bürgermeister von Lana, wohl als Werbeslogan, um in den Landtag gewählt zu werden. Seit wann können mit positivem Denken und sonstigem esoterischen Schwachsinn Katastrophen verhindert werden?  Wie schön wärs, man könnte alle gesellschaftlichen Probleme und Naturkatastrophen auf unserem Planeten Erde verhindern, indem wir alles durch die erwünschte, selbstbetrügerische Brille betrachten. Mich beunruhigen weniger die kollektiven Ängste gegen Bär und Wolf, sondern um einiges mehr, wie rechtspopulistische Volksvertreter, zunehmend mit Erfolg, Wähler zu mobilisieren imstande sind.

Walter Pöder, Naturns, 19.05.2023

Die Affäre Rosskastanie, oder der Verrat am Gemeindegrün

Es wird immer mal wieder umgestaltet. Das ist überall so. Nichts ist für die Ewigkeit gedacht. Als ich gelesen hatte, dass unser Laaser Dorfplatz neu gestaltet werden soll, konnte ich dem nur zustimmen. Vieles war gut durchdacht und begründet. Eines aber nicht. Die alte Rosskastanie soll weg. Moment mal, hab ich mich gefragt. Aus welchem Grund? Ach ja, um die Kaiserlinde ins rechte Licht zu rücken. Also das ist ja wohl ein Schmarrn sondergleichen. Die Kaiserlinde führt kein Schattendasein, sondern spendet denselben den Laasern und Laserinnen. Genauso wie die Rosskastanie, deren Krone nach etwa 70 Jahren beachtlich ist und Kühlung im Sommer verschafft. Mein Großvater pflegte zu sagen: „Junge, merke dir eins: alles was du siehst, ist nur eine Frage der Perspektive“. Sprachs, hob mich an den Beinen hoch und ich verstand. Und so ist es mit den zwei Bäumen. Von der St. Nikolaus Kapelle ins Dorf kommend, scheint sich die Kaiserlinde hinter der Kastanie zu verstecken. Auf Augenhöhe geben beide Bäume ein prächtiges Bild ab. Wer aber aus Richtung Eyrs ins Dorf fährt, nimmt beide Bäume gut wahr. So ein Dilemma. Natürlich soll es statt der gefällten alten Kastanie dann zwei neue Bäume geben. Halt kleine, die lange Zeit brauchen werden. Die erst einmal keinen Schatten spenden. Die keine Kühlung am Platz verschaffen. Ja die Planer. Was soll ich sagen. Ich war selber einer und ich weiß wie einfach die Dinge am Rechner ausschauen. Es ist aber etwas ganz anderes, draußen vor Ort damit zu leben. Wir bekommen den alten Baum nicht mehr wieder. Gefällt ist er, der in Jahrzehnten für uns wuchs, in Minuten. Lasst ihn stehen und tut nicht nur euch etwas Gutes. Sondern auch zahlreichen Insekten und Vögeln. Geneigter Leser, und wenn du mir sagst: Was macht es schon aus, es ist ja nur ein einziger Baum? Eben, es ist ein Baum, ein Baum auf unserm zentralen Platz. Alt, stattlich, schön, lebenspendend, Klima verbessernd. Möge er allein deshalb erhalten bleiben und nicht Verblendung und Ignoranz weichen müssen. Und was die Kaiserlinde betrifft: Sie musste sich noch nie verstecken und wird sich weiter gut mit ihrer Nachbarin vertragen, so man dies zulässt.

Ulf Kamzelak, Laas, 01.05.2023

Stellungnahme zum Leserbrief von Erich Kofler Fuchsberg und 40 weiteren Unterzeichnern vom 23.04.2023 im der Vinschger

1. Die Gemeinde Naturns ist nicht in „Geldnöten“ und muss auch kein öffentliches Gut verkaufen, um „schuldenfrei“ zu werden. Die aktuelle Abschlussrechnung weist für 2022 einen Verwaltungsüberschuss von 3.305.677,03 € auf, davon ist knapp die Hälfte nicht gebunden. Der tatsächliche Schuldenstand wird am 31.12.2023 genau 2.136.194,50 € betragen. Das entspricht der niedrigsten Verschuldung seit rund 30 Jahren und ist der Verdienst einer umsichtigen öffentlichen Verwaltung. Der dadurch entstandene Handlungsspielraum schafft eine wirtschaftliche Resilienz und kommt zukünftigen Generationen bei anstehenden Herausforderungen zugute. 2. Im Beschluss des Gemeinderates Nr. 11/2023 zur Nutzung des Parkplatzes am Rathaus durch eine Neugestaltung steht dementsprechend nirgends, dass Flächen oder Kubaturen verkauft werden. Er legt ausschließlich eine potenzielle Nutzung von ca. 7.000 m3 fest, die zu 100% im Besitz der Allgemeinheit bleiben. Eine mögliche Veräußerung könnte erst nach einem angemessenen öffentlichen Prozess umgesetzt werden und würde mehrere weitere Beschlüsse des Gemeinderates voraussetzen. Primäres Ziel ist die Errichtung einer öffentlichen Tiefgarage und die Schaffung eines natürlich funktionierenden Begegnungsraumes (Platz oder Park) wie in der Vision 2030+ von den Bürgerinnen und Bürgern gewünscht. 3. Die Bezeichnung „Plaza“ findet sich in keinem offiziellen Dokument, der korrekte Titel lautet: „Abänderung des Gemeindeplanes für Raum und Landschaft. Einfügung einer Zone mit Plan für die städtebauliche Umstrukturierung – PSU“ und entspricht so exakt Art. 30 (Gebiet urbanistischer Neugestaltung) des Landesgesetzes Nr. 9/2018. Laut diesem wäre in Folge auch ein Neugestaltungsplan (Art. 59) zu erstellen, der ebenfalls vom Gemeinderat zu genehmigen ist. Vorher ist jede Form von Umgestaltung urbanistisch ausgeschlossen. 4. Zum zeitlichen Ablauf: Die Gemeindekommission für Raum und Landschaft hat am 06.02.2023 ein einstimmig positives Gutachten zur Einleitung des Verfahrens gegeben. Der Gemeindeausschuss hat am 07.02.2023. wiederum einstimmig den Beschluss zur Einleitung getroffen. Dieser wurde inklusive aller Unterlagen vom 10.02.2023 bis zum 20.02.2023 auf der digitalen Amtstafel veröffentlicht. Zudem – wie es in Naturns im Sinne der Transparenz üblich ist – vom 10.03.2023 bis zum 19.03.2023 auf der App Gem2Go und auf der Homepage der Gemeinde präsentiert. Ebenfalls wurde ein Artikel zum Beschluss des Gemeindeausschusses im erstmöglichen Gemeindeblatt mit Redaktionsschluss 27.02.2023 veröffentlicht. Das Gutachten der Gemeindekommission für Raum und Landschaft stand allen Gemeinderäten am 10.03.2023 auf der entsprechenden Cloud zur Verfügung. Die restlichen Unterlagen wurden am 15.03.2023 hochgeladen. Der Beschluss im Gemeinderat wurde dann in der öffentlichen Sitzung am 20.03.2023 nach ausgiebiger Diskussion mehrheitlich gefasst. Unabhängig davon fanden im Vorfeld mehrere Treffen der politischen Mehrheit (12 von 18 Räten) in unterschiedlichen Formaten statt. In die durchaus kontroverse Diskussion eingebunden wurden unter anderem Sozialpartnergremien wie die lokalen Wirtschaftsorganisationen, aber auch Vertreter des AVS (erstes Treffen am 26.05.2022) inklusive einer Exkursion zu den Kletterhallen nach Brixen und Bozen. Die Gemeinderätinnen der Fraktion „Zukunft Naturns“ wurden auf deren Anfrage hin zur Einleitung der Bauleitplanänderung informiert (erstes Treffen am 11.10.2022). Der Begriff „Nacht- und Nebelaktion“ erscheint meines Erachtens also nicht passend. 5. Es gibt kein „Projekt Plaza“. Der Naturnser Architekt Hubert Schlögl, der sich ehrenamtlich beim Prozess 2030+ engagierte, hat auf meine persönliche Bitte hin kostenlos und aus Idealismus in einer Visualisierung (Vorentwurf) das Massenmodell des Architekten Christoph Mayr Fingerle aus dem Jahr 2003 adaptiert. Dieses ist wiederum seit rund 20 Jahren in der Gemeinde bekannt und wurde im Laufe der Zeit öfters schon präsentiert. Eine konkrete neue Nutzung des Parkplatzes muss bei einem breiten partizipativen Prozess erarbeitet werden. Die effektive Gestaltung kann erst anschließend basierend darauf geplant werden. Jedem steht es natürlich frei über „die schwache sprachliche und visionäre Kompetenz“ und den „geringen Horizont“ der „sich selbstüberschätzenden“ Gemeindeverwaltung in einem öffentlichen Leserbrief ohne vorherige persönliche Rücksprache und ohne Kenntnis der Fakten den Stab zu brechen – und auf eine zukünftige „fähige Verwaltung“ zu hoffen. Ich jedenfalls habe große Achtung vor allen, die sich gesellschaftlich einsetzen und weiß, wie schwierig es in Zeiten der schnellen Empörung sein kann, öffentliche Verantwortung zu tragen. Deshalb bin ich mit dem Urteilen über solch engagierte Menschen sehr vorsichtig und suche lieber den klärenden Dialog. Auf jeden Fall lade ich bei diesem konkreten Vorhaben zur Aufwertung unseres Dorfzentrums alle zum konstruktiven Mitmachen und zu einem respektvollen Miteinander ein – es liegt nämlich an uns Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam das Bestmögliche für unsere Gemeinde zu entwickeln und es ist mit Sicherheit noch ein langer Weg.

Zeno Christanell, Bürgermeister Marktgemeinde Naturns, Naturns, 05.05.2023

Pfunds, nicht Pfunders

Wird jetzt die Direktverbindung Mals-Landeck über den „Pfunderer Höhenweg“ geplant? Dieser Hinweis hat uns in Bezug auf einen Artikel in der Ausgabe Nr. 7/2023 erreicht. Darin wurde irrtümlich berichtet, dass bezüglich des Direktbusses Mals-Landeck ein Treffen in Pfunders geplant ist. Es hätte natürlich Pfunds heißen müssen. Wir bitten die Pfunderser, Pfundser und die Leserschaft um Nachsicht.

Redaktion, 08.05.2023

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