Leserbriefe

Meine schöne Heimat …

der Vinschger Nr. 12 liegt vor mir, ich lese den Text auf Seite 25 und betrachte die Bilder: die Mitglieder der Familie Fritz waren unsere Nachbarn. Die Erna und den Otto treffe ich manchmal, dann wird natürlich „gratscht“. Die Bilder: Zrlund ist gut getroffen, das mittlere Haus war das der Familie Fritz, das größere Haus links davon hieß bei uns Grafenhaus, einst im Besitz des Grafen Stegawalter. Von unserem Haus sieht man nicht viel, da stehen die Stadel davor. Im anderen Bild ist die heutige Wüste drauf, im Vordergrund die gerade Straße, ist aber nicht die nach Zrlund, sondern die von Graun nach Reschen. Von der Zrlunderstraße ist nichts mehr übrig, alles vom Abraum der neuen Straße überschüttet. Wenn ich mit dem Auto ins Oberland fahre, bleibe ich bei Zrlund (= zu Arlund) stehen und träume davon, wie es früher war: vom Stubenfenster aus ging der Blick über die riesige Fläche der Wiesen bis hin zum Ortler (in der Mitte), war herrlich zu beobachten, die Veränderungen im Lauf des Jahres. Und heute: Wüste oder Wasser. Meine schöne Heimat, was hat man aus dir gemacht!

Paul Warger, (geboren am 01.08.1932 af Zrlund, war dort daheim bis 1950, dann „außigwassrt“), 04.07.2024

Dann kam der Krieg …

Als Ukrainerin wusste ich früher von Tirol nur, dass es sehr hohe Berge gibt, viele Kühe, viel grünes Gras, und dass die Leute hier oft jodeln und singen. Mein Leben und das Leben meiner Landsleute hat sich am 24. Februar 2022 völlig verändert. Bis zu diesem Tag war ich eine erfolgreiche Frau mit einem angesehenen Job als Chefbuchhalterin eines großen Bauunternehmens. Alles in allem: ich war glücklich. Dann kam der Krieg in mein Haus. Meine Heimatstadt Bucha war von russischen Truppen besetzt. Ich musste 2 Wochen lang im Keller meines Hauses sitzen, ohne Wasser, Strom und Mobilfunk. Als es möglich wurde, die besetzte Stadt zu verlassen, stieg ich in mein Auto und verließ nicht nur meine Heimatstadt, sondern auch mein geliebtes Heimatland, die Ukraine, durch den „grünen“ Korridor. Durch den Willen des Schicksals fand ich mich zunächst in der Tschechischen Republik wieder und zog dann nach Südtirol. Ich wurde gut aufgenommen und habe Kontakt mit Ukrainerinnen hier und mit einigen Menschen aus dem Vinschgau. Ich habe hier viel Hilfe und Sympathie erlebt. Darum schreibe ich diesen Artikel, um Danke zu sagen. Da fällt mir sofort Walli Plagg ein, wo ich mit vielen anderen Ukrainerinnen Deutsch lerne. Walli hat uns nicht nur Deutsch beigebracht, sondern auch die Bräuche, Geschichte und Kultur Südtirols. Es war so interessant, dass ich mich in die Region und die deutsche Sprache verliebt habe. Da ich ausgebildete Ingenieurin bin, lerne ich Deutsch wegen seines logischen und strukturierten Aufbaus sehr gerne und liebe diese Sprache. Frau Marianne hat auch geholfen und Eva und Annemarie. Sie haben uns auch sehr unterstützt, sowohl bei der Arbeitssuche, beim Deutschlernen, bei der Wohnungssuche und vielem mehr. Mit Hilfe von Barbara vom Sozialdienst haben wir über rechtliche Themen Informationen erhalten. Auch über Möglichkeiten zu arbeiten wurden wir informiert. Im Sprachenkaffe konnte ich mein Deutsch verbessern. Es gab auch die Möglichkeit, Italienisch für Migranten zu lernen, Herr Stefano besten Dank! Es war viel Hilfe da auch vom Gemeindeamt und ich kenne nicht alle, die uns geholfen haben, namentlich. Euch allen möchte ich herzlichen Dank sagen, auch im Namen anderer Ukrainerinnen!

Iryna Yarmosh, Vinschgau, 08.07.2024

Nationalparkhäuser okay … und der Sonnenberg?

Ich gratuliere zu den jüngsten Maßnahmen beim Nationalparkhaus „culturamartell“ in Martell. Auch „naturatrafoi“, „aquaprad“ und „avimundus“ sind tolle Einrichtungen mit vielen Möglichkeiten, Bereicherungen und Initiativen. Ich glaube, dass die Zeit überreif ist und dass es gerechtfertigt ist, Ähnliches auch am Vinschger Sonnenberg umzusetzen. Man könnte dabei vieles aufgreifen: die Besonderheit des Sonnenberges, die Artenvielfalt, Flora, Fauna, die Steppenvegetation, die Trockenrasen, das wertvolle Rückzugsgebiet, den Erholungsraum, das Leben und Wirtschaften am Berg, die Tradition der Beweidung, die Bedeutung des einstigen Kornabbaus, das Thema Aufforstung, die Umstrukturierung, den Ist-Zustand, Gedanken für eine zukünftige Nutzung usw. Auch diesbezügliches wertvolles Schriftgut und Forschungsarbeiten könnte man dort sammeln, darin Einsicht nehmen und der Nachwelt weitergeben. Auch alte bäuerliche Geräte sind erhaltenswert. Gerechtfertigt wäre zudem ein Tagungsraum, um Seminare, Vorträge usw. abzuhalten. Mit einbinden könnte man Natur- und Kulturwanderungen, Erlebniswochen für Einheimische, Gäste, Schulklassen usw. Anbieten könnte man Ausstellungen über die Schmetterlingsvielfalt, Vogelarten usw. Es lohnt sich jedenfalls, sich gemeinsam darüber in einer Art Sonnenberggespräch Gedanken zu machen. Ganz nach dem Motto: Denken - Reden- Tun. Dass Gedankengänge und der gemeinsame Meinungsaustausch fruchtbringend sein können, haben z.B. die Tanaser Dorfentwicklungsgespräche gezeigt.

Raimund Niederfriniger, Tanas, 13.07.2024

Späte Öffnung des Stilfserjochpasses

Ein großes Dankeschön an die politischen Verantwortlichen des Kantons Graubünden und der Lombardei, die es rechtzeitig geschafft haben, den Pass für den Übergang zu öffnen. Zum Glück haben die Verantwortlichen unserer Nachbarregionen die Wichtigkeit dieses Passes erkannt.

Tschenett Evelin, Prad, 20.06.2024

Mit Schrot auf Singvögel schießen?

Eine Landtagsanfrage der Abgeordneten der Grünen Madeleine Rohrer, Brigitte Foppa und Zeno Oberkofler hat ergeben, dass vor allem in Obst- und Weinbaugebieten der Jagdbezirke Bozen, Vinschgau und Burggrafenamt Singvögel bejagt werden. In diesen Gebieten werden nach offiziellen Angaben jedes Jahr circa 5.000 bis 10.000 Singvögel mit Schrot von meist nicht einheimischen Jägern getötet. Die effektiven Zahlen dürften allerdings höher sein. Die Arten, die zum Abschuss freigegeben werden, sind Sing- und Wacholderdrosseln, Amseln, Elstern, Eichelhäher und Nebel- und Rabenkrähen. Die Vinschger Grünen zeigen sich vor allem besorgt darüber, dass die Bestandszahlen der Wacholderdrossel rückläufig sind. Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass es zu unkontrollierten Abschüssen anderer Arten kommt. Die Tatsache, dass die Abschüsse von Singvögeln vor allem in Obst- und Weinbaugebieten stattfinden, angeblich um die von Vögeln verursachten Schäden an den Obstkulturen zu vermindern, wirft kein gutes Licht auf die Obst- und Weinwirtschaft und könnte dieser auf längere Sicht einen beträchtlichen Imageschaden zufügen. Die Vinschger Grünen fordern daher, dass die Jagd auf Singvögel in Südtirol eingestellt wird. Dass der Umgang mit Vögeln auch anders funktionieren kann, zeigt das vorbildhafte Schutzprojekt „Wiesenbrüter“ auf der Malser Haide.

Die Vinschger Grünen (Johannes Plieger, Bezirksgruppe Vinschgau Venosta), 27.06.2024
Vinschger Sonderausgabe

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