Alternativschwierigkeiten
Publiziert in 45 / 2016 - Erschienen am 14. Dezember 2016
Welche Lottozahlen werden gezogen? Oder wo werde ich in zehn Jahren stehen? Vielleicht alles Fälle für den Wahrsager. Der seriöse Blick nach vorne nennt sich Wissenschaft. Wenn ich Wasserstoff und Sauerstoff zusammenbringe und einen Funken zünde, dann – so das Wissen um die Zukunft – knallt es. Genauso interessant sind Wahlprognosen. Sieht man sich aber die Bundespräsidentenwahl in Österreich an, so haben sich die Meinungsforschungsinstitute nach den Fehleinschätzungen der vergangenen neun Monate kaum mehr getraut, den Wahlausgang vorherzusagen. Am Tag der Wahl hieß es noch: „Seriös kann man aktuell nur abschätzen, dass es heute wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Hofburg gibt.“ Tatsächlich war dann nicht einmal das richtig. Mit einem Abstand von über 7,5 Prozent kann von einem Fotofinish keine Rede sein. Was lernen wir daraus? Wenn ich Rechtspopulismus und Linksgrüneuropa zusammenbringe und eine Wahl zünde, dann verwundert es kaum, dass es mangels Alternativen zu diesen Alternativen schwierig wird, klare Vorhersagen zu machen. Aber die Hauptsache ist, es knallt nicht.z
Christian Zelger