Hier entsteht das neue Gewerbegebiet.

Bedarf oder Spekulation?

Diskussion im Latscher Gemeinderat: Wiese wird zu Gewerbegebiet.

Publiziert in 3 / 2024 - Erschienen am 13. Februar 2024

Latsch - Ein weiteres Landwirtschaftsgebiet wird in Latsch zu einem Gewerbegebiet: Diskutiert wurde bei der Gemeinderatssitzung am 29. Jänner aber nicht aufgrund dieses Umstandes an sich, sondern bezüglich des Bedarfs seitens eines Unternehmens. So will die Karl Pedross AG, einer der internationalen Marktführer in Sachen Sockelleisten und zweifelsohne ein Vorzeigebetrieb, wie sich der Gemeinderat einig war, eine anliegende Wiese erwerben. Dies machte die „Änderungen des Bauleitplans und Landschaftsplans der Gemeinde Latsch“ mitsamt „Erweiterung des Gewerbegebietes“ nötig, wie es im Punkt 3 der Tagesordnung hieß. 6.820 Quadratmeter sind betroffen, wobei die Wiese eine Lücke zwischen Produktionshallen der Firma Pedross sowie dem weiteren Industriegebiet schließt. Die Firma suche bereits seit längerer Zeit nach einem geeigneten Grundstück für die Erweiterung des bestehenden Betriebes. „Die Pedross AG leidet unter den in den letzten beiden Jahren aufgetretenen Lieferkettenproblemen. Ein logistisches Umdenken ist erforderlich, zusätzliche Lagerflächen sind notwendig, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden“, heißt es vonseiten der Pedross AG.

Kein Bedarf?

Unter anderem SVP-Gemeinderat Joachim Weiss warf in den Raum, keinen Bedarf dafür zu sehen. Bürgermeister Mauro Dalla Barba stellte jedoch klar: „Das Prozedere und die Gesetzgebung sehen nicht vor, dass wir entscheiden, ob es einen Bedarf braucht oder nicht. Es gibt einen Verkäufer und einen Käufer. Und die sind sich einig, der eine möchte verkaufen, der andere die Fläche nutzen“. Die Gemeinde könne sich ausschließlich auf andere Kriterien für eine Bewertung beziehen. „Ob es raumplanerisch ins Konzept passt, ob eine Erweiterung der Zone sinnvoll, die Erreichbarkeit gegeben und eine gute Anbindung vorhanden ist“, so Dalla Barba. Der Bedarf sei jedenfalls „nicht Bestandteil dieser Kriterien und nicht unsere Aufgabe“.

Bis 2028 muss Projekt stehen

Weiss betonte zwar, das Unternehmen zu verstehen, jedoch besitze dieses derzeit Hallen „die nicht genutzt, sondern vermietet werden“. Gleichzeitig gebe es andere Betriebe, die auf der Suche nach Baugrund seien. Die Gemeinde könne sich hierbei aber nicht einmischen, entgegnete Dalla Barba: „Das lassen die Spielregeln nicht zu. Es ist ein privatwirtschaftliches Geschäft, da tun wir uns schwer“, erklärte Dalla Barba. Auch SVP-Gemeinderat Robert Zagler übte Kritik. Für ihn handle es sich in dieser Form um „Spekulation“. Er sehe es problematisch, „dass auf dem Grund 15 bis 20 Jahre nichts passieren könnte, während andere bauen möchten“. Hierbei warf Dalla Barba ein, dass laut Zeitplan bis 2028 ein Projekt stehen müsse. Der Bürgermeister betonte zudem: „Gott sei Dank haben wir gesunde Betriebe, die gut funktionieren. Da müssen wir als Gemeinde auch froh sein“. Schlussendlich wurde die Bauleitplanänderung und Umwidmung bei zwei Enthaltungen genehmigt.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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