Autorin Sabine Peer aus Vahrn

Dienstmädel in „Bella Italia“

Publiziert in 20 / 2022 - Erschienen am 8. November 2022

Schlanders - Dem Sommerlesepreis war es zu verdanken, dass sich der Rittersaal der Schlandersburg nicht im Vortragsmodus darstellte, sondern gemütlich in Sitzgruppen eingeteilt war. Der Serie „Herbstgeschichte(n)“ wurde trotzdem genüge getan. Zwar kamen nicht mehr die Paketschlacht oder die Autonomie zur Sprache. Auch kritische Geschichtsforschung und Kriegsfolgen blieben außen vor.  Den knapp 40 Leserinnen stellte Bibliotheksleiter Raimund Rechenmacher die Autorin, Lektorin und Texterin Sabine Peer aus Vahrn vor. Die Vertrauensbasis zu den Zuhörerinnen schaffte der Hinweis auf Sabine Peer‘s Abstammung väterlicherseits aus dem Oberen Vinschgau und auf ihre Funktion als Glücksfee bei der Verlosung des Sommerlesepreises. Die „Projektmanagerin im Textbereich“ erklärte dann, wie die Reihe „Südtirolerinnen erzählen“ entstanden ist, dass ihr neues Buch „Dienstmädel in Bella Italia“ keine wissenschaftliche Dokumentation, sondern vorwiegend ein Lesebuch sei und welche Rolle ihre eigene Mutter dabei spiele. Kurz skizzierte sie die Beweggründe ihrer „Heldinnen“, Arbeitsplätze in italienischen Großstädten wie Mailand, Rom, Florenz und Venedig anzunehmen. Sie stellte die 1950er und 1960er Jahre als Südtiroler Armutsjahre dar. Der wirtschaftliche Aufstieg des Landes habe erst mit der Umsetzung des 2. Autonomiestatuts eingesetzt. Wer einen Arbeitsplatz ergatterte, konnte als Hausmädchen, Köchin oder Erzieherin gutes Geld nach Hause schicken. Junge Südtirolerinnen standen im Ruf zuverlässig und arbeitsam zu sein. „Wie im Schlaraffenland“ sei es Maria Aschbacher Ebert aus dem Pustertal in Mailand vorgekommen. Auch Edeltraud Morin Casazza aus dem Eisacktal war bei ihrer Arbeit zwischen Mailand und Portofino auf die schöne Seite des Lebens gefallen. Das Kapitel „Portofino, ti amo“ endete mit der Heirat eines Portofinesen. Nicht ohne Verwerfungen ging es für Herta F, ebenfalls ein Pusterin, „in der Ewigen Stadt“ ab. Sie musste unverheiratet mit einer Schwangerschaft in der fremden Stadt fertig werden. Die Lesung von Sabine Peer wurde von den Besucherinnen und den wenigen Besucher aufmerksam verfolgt.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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