Der Kultursaal in Eyrs war bis auf den letzten Platz besetzt.
Reinhard Kurz
Georg Pircher
Franziska Riedl
Verena Tröger

Geballte Infos in Eyrs

Eigenverwaltung und Gemeindeverwaltung blicken zurück und nach vorne

Publiziert in 3 / 2023 - Erschienen am 14. Februar 2023

Eyrs - Wie ist der derzeitige Zustand des Waldes? Was haben die Eigenverwaltung und die Gemeindeverwaltung in den vergangenen Jahren in Eyrs bewegt und was haben sie noch vor? Das waren die Themen der rund dreistündigen Bürgerversammlung, die am 3. Februar im voll besetzten Kultursaal in Eyrs stattgefunden hat. Nach den Jahren der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen war der Informationsbedarf groß. Zu Beginn bat der Fraktionspräsident Reinhard Kurz den Amtsdirektor des Forstinspektorates Schlanders, Georg Pircher, an den Podiumstisch, um über den derzeitigen Zustand des Waldes zu berichten. Um den Wald ist es seit einigen Jahren nicht gut bestellt.

Klimawandel als Auslöser

Die Hauptursache der Probleme sieht Pircher im Klimawandel bzw. der Klimakrise. Der Temperaturanstieg, die Trockenheit und Hitze sowie Wetterextreme haben den Wald geschwächt und Hand in Hand damit die Ausbreitung von Schädlingen begünstigt. Pircher erinnerte an das „Föhrensterben“ 2017, die Windwürfe durch den Sturm Vaia 2018, die Schneedruckschäden 2019 und 2020 und die erste Massenvermehrung des Borkenkäfers in Südtirol ab 2021.Landesweit sind ca. 6.000 Hektar Fichtenwälder betroffen. Die am stärksten befallenen Flächen im Vinschgau befinden sich an den Schattenseiten von Laas, Tschengls, Prad, Gomagoi, Glurns und Taufers im Münstertal. Der Forstinspektor informierte auch über die Biologie und Lebensweise des Fichtenborkenkäfers. Der Buchdrucker verlässt ab Mitte April sein Überwinterungsquartier. Das Männchen fliegt voraus und sucht abgeschwächte Bäume für die Errichtung des Brutsystems. Das Vorkommen des Schädlings erkennt man unter anderem an Bohrmehl, Einbohrlöchern und am Abfallen grüner bis fahlgelber Nadeln. In bereits abgedorrten Fichten sind keine Borkenkäfer mehr zu finden, wohl aber in Bäumen im Umkreis, auch wenn diese nach außen einen noch gesunden Zustand vermitteln. Georg Pircher: „Man muss daher jeden Baum anschauen.“ Informiert hat der Forstinspektor auch über bisher durchgeführte Maßnahmen zur Eindämmung des Schädlings und über noch geplante Schritte. Für die Schadholzbringung zum Beispiel wurden bisher landesweit über 14 Millionen Euro (es gab mehr als 4.600 Gesuche) an Beiträgen ausgeschüttet. Außerdem hat das Land neue Förderungen eingeführt bzw. bestehende angepasst. Besonders wichtig sei die Förderung der flächenbezogenen Schutzwaldpflege. Der Schwerpunkt der Maßnahmen bezieht sich auf die Schlägerung befallener Fichten in Schutzwaldgebieten, wobei dem Objektschutzwald oberste Priorität zukommt. Besonders gefordert seien in der Bekämpfung des Borkenkäfers die Waldeigentümer. Im Vinschgau gehört der Großteil der Waldgebiete den Fraktionen. Der Klimawandel ist auch die Ursache der weiteren Ausbreitung des Prozessionsspinners. Mittlerweile ist der Schädling, der vornehmlich die Schwarzföhrenbestände an den Sonnenhängen befällt, bis Mals und Matsch vorgedrungen. Georg Pircher informierte über die seit vielen Jahren laufende, schrittweise Umstrukturierung der Schwarzföhrenforste in naturnahe Mischwälder. 

Auch der Prozessionsspinner bereitet Sorgen

Die starke Ausbreitung des Prozessionsspinners, speziell auch am Sonnenberg in Eyrs, wurde bei der Diskussion mehrfach aufs Tapet gebracht. Das Forstinspektorat ist laut Georg Pircher gewillt, die Bekämpfung des Schädlings mit dem biologischen Präparat „Bacillus thuringiensis“ auch heuer fortzusetzen.

Leiten sollen nicht zuwachsen

Als größte Herausforderung der Eigenverwaltung während der vergangenen Jahre nannte Reinhard Kurz das Aufräumen von Schadholz in den Wäldern der Fraktion. Beim Großteil der insgesamt ca. 3.200 Festmeter handelte es sich um Brennholz. Gut bewährt für die Holzbringung habe sich der neue Forst-Verbindungsweg von Vernatsch bis zum Fraunwald. Eine Verlängerung des Leitenweges ist geplant. Für die Eyrser Leiten brauche es ein neues Weidekonzept, um zu verhindern, dass sie zuwachsen und verbuschen. Die Leiten seien erhaltens- und schützenswerte Trockenrasengebiete. In diese Kerbe hieb bei der Diskussion auch Raimund Niederfriniger, der Präsident der Eigenverwaltung Tanas, mit der die Fraktion Eyrs gut zusammenarbeitet. Maßnahmen seien laut Reinhard Kurz auch in der Eyrser Au notwendig, denn an bestimmten Stellen gebe es zu wenig Wasser. Zu den weiteren Themen, über die Reinhard Kurz berichtete, gehörte die Übertragung des Geländes, auf dem sich die sportlichen Infrastrukturen in der Sportzone Eyrs befinden, an die Gemeinde. Das Hauptgebäude mit dem Bistro ist bereits Eigentum der Gemeinde. Die 2 Spielfelder bleiben Eigentum der Fraktion, wobei die Gemeinde ein Oberflächenrecht bekommt. „Ohne die Übertragung der Restflächen an die Gemeinde kann diese nicht in die Sanierung der Sportanlagen investieren“, so der Fraktionspräsident. Der Schätzwert der zu übertragenden Flächen beläuft sich auf 334.000 Euro. Die Gemeinde soll laut Vereinbarung die Hälfte dieses Betrags innerhalb der laufenden Amtsperiode in Sanierungsmaßnahmen investieren. Reinhard Kurz: „Die Fraktion kommt der Gemeinde entgegen und der Sportverein bekommt wieder eine Perspektive.“

Von Zivilschutzzentrum bis Kreuzung

Die eigentumsrechtliche Regelung des Sportplatzes war das erste von vielen Themen, über welche die Vizebürgermeisterin Franziska Riedl, ihres Zeichens auch Vertreterin der Fraktion Eyrs, informierte. Die Vorvereinbarung zwischen der Fraktion, dem Sportverein und der Gemeinde wurde unterzeichnet, das Sanierungsprojekt ist genehmigt. Zum Thema Trinkwasserversorgung Eyrs/Tschengls kündigte Franziska Riedl den Neubau der Leitung mit Neufassung der Wassertalquelle an. Der Ausschreibungsbetrag beläuft sich auf 1,049 Mio. Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Das Land (Amt für Bergwirtschaft) übernimmt 75% der Ausgaben. Mit dem Bau des Zivilschutzzentrums soll 2024 begonnen werden. Derzeit läuft die Planungsphase. Landeshauptmann Arno Kompatscher hat eine Mitfinanzierung seitens des Landes zugesichert. Vorgestellt hat die Vizebürgermeisterin das Ausführungsprojekt „Kreuzung Eyrs“, das heuer im Frühjahr bzw. Sommer umgesetzt wird. Vorgesehen ist neben einer sicherheitstechnischen Anpassung und einem Ausbau der Kreuzung seitens des Straßendienstes Vinschgau (ca. 150.000 Euro) auch die Sanierung der Unterführung seitens der Gemeinde (ca. 120.000). Für einen möglichst sicheren barrierefreien Übergang über die Staatstraße ist ein Zebrastreifen geplant. Die Ampelsysteme werden ausgetauscht und versetzt. Die Errichtung eines Kreisverkehrs ist aus Platzgründen nicht möglich. Aus verschiedenen Gründen verabschiedet (Kosten, Instandhaltung usw.) hatte man sich auch vom Vorschlag, die Unterführung mit einem Aufzug auszustatten. Als Projekte für die Zukunft nannte Franziska Riedl u.a. den Ausbau des Tuchbleicheweges und die Bepflanzung des Kreisverkehrs. 

Disco Fix: die Zeit läuft

Mit allgemeinen Informationen aus der Gemeinde wartete Bürgermeisterin Verena Tröger auf. Bezüglich der Diskothek Fix in Eyrs, die schon seit einiger Zeit nur mehr sporadisch geöffnet war und derzeit geschlossen ist, erinnerte sie daran, dass der Betreiber die Disco bis Ende Juni 2023 betreiben darf. Die Gemeinde hat das Gebäude vor über einem Jahr für 750.000 Euro gekauft. „Wenn es Interessenten gibt, welche die Disco kaufen und als solche betreiben möchten, können wir darüber reden“, sagte die Bürgermeisterin. Es gebe zwar 2 Kaufinteressenten, „doch konkrete Angebote sind bisher nicht eingelangt.“ Angeblich ist ein junger Laaser gewillt, die Disco zu pachten. Fest steht, dass es bis Ende Juni nicht mehr lange hin ist. Im Rahmen der Gemeinderatssitzung am 8. Februar in Laas teilte die Bürgermeisterin mit, „dass heute einer der zwei Kaufinteressenten ein Konzept für den Betrieb einer Disco vorgelegt hat.“ Sobald auch das zweite Konzept vorliege, werde sie alle Interessenten, auch den jungen Laaser, der die Immobilie pachten möchte, zu einer Aussprache einladen. Im Anschluss daran werde es dem Gemeinderat obliegen, eine Grundsatzentscheidung zu fällen. Erfreut zeigte sich Verena Tröger bei der Versammlung in Eyrs, dass die Gemeinde mit Maximilian Polin einen neuen Gemeindesekretär bekommt. Voll überzeugt gab sie sich vom übergemeindlichen Ortspolizeidienst im Vinschgau: „Es sind fast alle Gemeinden dabei. Zwei sind beim Überlegen und eine ist noch skeptisch.“ Christian Carli, der Kommandant des übergemeindlichen Polizeidienstes, habe unlängst bestätigt, dass schon seit einiger Zeit angesichts der Einbruchserien viele Nacht- und Wochenenddienste im Vinschgau durchgeführt werden. Zum Thema Schulausspeisung sagte die Bürgermeisterin, „dass wir nach der Fertigstellung der Arbeiten im Josefshaus wieder den gewohnten Mensa-Dienst anbieten werden.“ Bis dahin ersuche sie um Verständnis für die derzeitige Übergangslösung.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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