Hans-Joachim Stuck (rechts) beim Portraitbild seines Vaters Hans Stuck; daneben die Portraitbilder von Tazio Nuvolari, Rudolf Caracciola und Mario Tadini (v.l).
Diese Schautafeln zeigen die Siegerautos (Bugatti, Alfa Romeo, Mercedes) des legendären Rennes von Trafoi (1.550 m) auf das Stilfserjoch (2.757 m).
Gruppenbild mit (v.l.): Franz Wimmer, Walter „Fuzzy“ Kofler, Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck, Franz Heinisch, Gustav Thöni und Stephan Gander.
Fabio Castagna vom Museum „Tazio Nuvolari“ neben dem Portrait von Tazio Nuvolari, der vor 130 Jahren geboren wurde.
Abgestellte Rennautos im Zielgelände
Hans Stuck in einer Kurve der Passstraße

Hans Stuck ist „zurück“

Sohn „Strietzel“ auf Besuch in Trafoi. Vor 90 Jahren gewann sein Vater das „höchste Bergrennen“ der Welt.

Publiziert in 15 / 2022 - Erschienen am 30. August 2022

Trafoi - Es war vor 90 Jahren, als der deutsch-österreichische Automobilrennfahrer Hans Stuck (1900-1978) das „höchste Bergrennen der Welt“ gewann. Die 5 wichtigsten Automobilclubs Europas hatten 5 Bergstraßen in 5 Ländern für die Austragung der ersten „Internationalen Bergmeisterschaft“ ausgewählt. Für Italien organsierte der Automobil-Club Mailand mit Unterstützung der Automobilclubs Meran und Bozen das Rennen von Trafoi auf das Stilferjoch. Dieses Rennen sorgte für ein großes, internationales Medienecho und lockte viel Publikum an. Es war als „höchstes Bergrennen der Welt“ ausgeschrieben worden. Die Helden des ersten Stilfserjoch-Rennens hießen Hans Stuck, Mario Tadini, Rudolf Caracciola und Tazio Nuvolari. Zum Gesamtsieger wurde am 28. August 1932 Hans Stuck gekürt. Sein Sohn Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck, geboren 1951, war am vergangenen 27. August, also fast auf den Tag genau 90 Jahre nach dem legendären Rennen, auf Einladung von Stephan Gander nach Trafoi gekommen. Gander war im Dachboden des Hotels „Bella Vista“ auf historische Aufzeichnungen, Zeitschriften und Plakate gestoßen. Er beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit dem damaligen Rennen, der ersten wirklich großen Sportveranstaltung in Südtirol. Um daran zu erinnern, hat Stephan Gander neben Hans-Joachim Stuck auch Nachfahren und Fans des italienischen Automobilrennfahrers Ugo Sivocci (1885-1923) eingeladen, sowie Vertreter des Museums „Tazio Nuvolari“. Sichtlich gerührt war „Strietzel“, als in der Kurve Nr. 46, unmittelbar vor dem Hotel, eine temporäre Ausstellung eröffnet wurde. Für mehrere Wochen sind dort Rennplakate von 1932 zu sehen, Schautafeln mit der Nachbildung der damaligen Siegerautos (Mercedes, Alfa Romeo, Bugatti) und lebensgroße Portraits der 4 Protagonisten in Rennanzügen. Als Hans-Joachim Stuck - er startete zwischen 1974 und 1979 in der Formel 1, gewann 1986 und 1987 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans und wurde 1990 Deutscher Tourenwagen-Meister - das Portrait seines Vaters enthüllte, der als „Bergkönig“ in die Motorsportgeschichte eingegangen war und als Prototyp des Herrenfahrers galt, konnte er die Tränen kaum zurückhalten. „Strietzel“ war am frühen Morgen mit einem neuen VW Tuareg von Kitzbühel nach Trafoi gekommen. „Eine Fahrt auf das Stilfserjoch konnte ich mir natürlich nicht verkneifen“, gestand er dem „Der Vinschger.“ Er erinnert sich noch gut daran, wie ihm sein Vater von den engen Kurven der Passstraße erzählte. Auf die Frage, wie sich die Formel 1 im Vergleich zu früheren Zeiten verändert habe, meinte Stuck: „Früher war das Ganze weniger kommerziell und es ging etwas menschlicher zu. Heute ist alles professioneller, schnelllebiger und auch oberflächlicher geworden.“ Im Elektro-Motorsport sieht er eine interessante Alternative, „um den Motorsport wieder zurück in die Städte zu bringen.“ Er selbst habe auch lange geglaubt, dass Motorsport ohne Krach nichts sei, bis ihm seine Frau gesagt habe: „40 Jahre lang hast du dich mit Ohrenstöpseln gegen den Lärm geschützt und jetzt jammerst du.“ Übrigens: im Vorjahr setzte sich Stuck wieder in ein Rennauto, um an der „GT2 European Series“ teilzunehmen. Als Motorsportfunktionär ist er bis heute aktiv. Die Initiative von Stephan Gander, das legendäre Bergrennen mit einer Ausstellung und einer kleinen Erinnerungsfeier aus der Vergessenheit zu holen, wurde von „Strietzel“ ebenso gelobt, wie vom Stilfser Bürgermeister Franz Heinisch, dem Rallyefahrer und vierfachen Gewinner der FIA-Weltmeisterschaft für Elektroautos, Walter „Fuzzy“ Kofler, und vielen weiteren Ehrengästen. Die Skilegende Gustav Thöni kann sich noch daran erinnern, wie ihm ein Onkel, der das Rennen selbst beobachtet hat, von diesem besonderen Tag in Trafoi erzählte. Die Jalousien und die Eingangstür zum Hotel wurden demnach geschlossen, um zu verhindern, dass Schottersteinchen, die von den startenden Rennautos vor dem Hotel aufgewirbelt wurden, in die Zimmer und in den Hausflur „flogen“. Musikalisch umrahmt wurde die Feier in Trafoi von 3 Alphornbläsern aus dem Val Müstair. Auch die Sopranistin Giorgia Francesconi aus Mantua, die mit der Delegation des Museums „Tazio Nuvolari“ angereist war, ließ ihre Stimme erklingen.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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