Ehrengäste und Initiatoren (v.l.): Roland Brenner, Gemeinderat, Armin Angerer, Vizebürgermeister, Franz Heinisch, Bürgermeister, Bischof Ivo Muser, Mesner Richard Angerer, Pfarrer Florian Öttl, Sekretär des Bischofs Michael Horrer, Referentin Maria Herzl, Pfarrgemeinderatspräsident Josef Hofer.
Josef Hofer verteilte den neuen Kirchenführer
Ankündigung der „150 Jahrfeier am 8. Okt. 2023“
Die Pfarrkirche zum Hl. Ulrich ist die größte Ulrichs-Kirche im Vinschgau. Der Bischof von Augsburg wird in Plaus und in einer Kapelle auf Tarnell, Laas, verehrt.

Kirche als Ort und Eckstein der Gemeinschaft

Vor 150 Jahren ist die abgebrannte Pfarrkirche zum Heiligen Ulrich wieder eingeweiht worden.

Publiziert in 18 / 2023 - Erschienen am 10. Oktober 2023

Stilfs - Den Festtag hatte Pfarrgemeinderatspräsident Josef Hofer (Piger) eröffnet. Sinngemäß merkte er an: „Es ist mir  ein Herzensanliegen, vor allem das Gemeinschaftliche am Wiederaufbau der Stilfser Pfarrkirche zum Heiligen Ulrich zu betonen.“ Nach der Begrüßung von Bischof Ivo Muser, Pfarrer Florian Öttl, Bürgermeister Franz Heinisch und der Mitglieder des Gemeinderates dankte er der Feuerwehr und den vielen Freiwilligen für ihren Einsatz, damit der denkwürdige Tag der Wiedereröffnung im Jahre 1873 kirchlich und weltlich würdig begangen werden konnte. Nach dem Dorfbrand 1863, dem Wiederaufbau von 1865 bis 1867 und bis zur Neuweihe 1873 hätten nicht nur die „Stilzer“, sondern auch Menschen aus allen Landesteilen der Monarchie große Begeisterung an den Tag gelegt. Sie seien zu großzügigen Spendern geworden. Er betonte die Großzügigkeit der Gläubigen aus allen Tiroler Landesteilen. Vor allem das Etschtal und das Überetsch hätten sich hervorgetan. An der Spitze einer langen Liste von Spendern und Wohltätern führte Präsident Hofer seine Majestät Kaiser Ferdinand von Österreich-Ungarn an, der allein 500 Gulden bereit gestellt habe. Unter den Spendern befand sich neben Mitglieder des Kaiserhauses auch Fürstbischof Vinzenz Gasser. Die Gesamtsumme betrug schließlich 5.853 Gulden und 23 Kreuzer und ermöglichte Abriss der Brandruinen und Bau der neuen Kirche mitten im Dorf, wie eine demokratische Abstimmung ergeben hatte.

Die Kirche als Eckstein
Nach der Lesung aus den Briefen des Apostels Paulus durch Vizebürgermeister Armin Angerer leiteten Pfarrer Florian Öttl und Bischof Ivo Muser auf die feierliche Jubiläumsmesse über. Sie wurde umrahmt vom Kirchenchor unter der Leitung von Christine Pliger und einem Streicher-Ensemble; an der Orgel Flora Stecher. Aus dem Sonntagsevangelium nach Matthäus verlas Pfarrer Öttl das Gleichnis vom „verworfenen Stein der Bauleute, der zum „Eckstein“ wurde. Bischof Muser bezog sich auf diesen „verworfenen Eckstein der Bauleute“, auf den es ankomme, damit die Kirche für die Gemeinschaft der Gläubigen Wert und Sinn auch zum 200. Jubiläum behalten soll. Er warnte vor „Individualismus und Subjektivismus“. An die Stelle von fordernden, egoistischen Ansprüchen müsse die Freude an Christus gestellt werden. Nicht nur an diesem festlichen Tag. In den Fürbitten, vorgetragen von Anna Ritsch, kam die Bedeutung des Zusammenhaltens der Gemeinschaft zum Ausdruck. Nach der eindringlichen Predigt des Bischofs im Festgottesdienst folgte der Dank von Pfarrer Öttl an Bischof Ivo Muser und seinen Sekretär Michael Horrer, die gekommen sind, um mit den Stilfsern diesen Festtag zu begehen. Ein herzliches Vergelt's Gott richtete er an den Pfarrgemeinderat mit Sepp Hofer für die Vorbereitung dieses Festtages, an Mesner Richard Angerer und seinen Helfern für „das Herrichten der Kirche“. Er dankte den Ministranten und allen Wohltätern und Spendern, den verstorbenen und denen, die noch unter uns sind. „Ein ganz, ganz großes Vergelt's Gott möchte ich dem Chor aussprechen“. Pfarrer Öttl lud zum Feiern auf dem Kirchplatz ein, machte auf den neuen Kirchenführer aufmerksam und wünschte ein friedvolles Miteinander.

Stifser Heiligenhimmel in Wort und Bild
An der Kirchenpforte wurde der neue Führer „Kirchen und Kapellen in der Pfarrei St. Ulrich Stilfs“ ausgeteilt. Bearbeitet von Sepp Hofer, gedruckt bei Siebdruck Wielander, Glurns, und gesponsert von der Raiffeisenkasse Prad-Taufers wurde auf 33 Seiten der gesamte „Stilfser Heiligenhimmel“ bildlich und textlich erfasst. Im Mittelpunkt natürlich die Pfarrkirche zum Heiligen Ulrich. Zum Kirchenpatron gewählt haben die Stilfser den Bischof von Augsburg sicher nicht wegen seines erfolgreichen Abwehrkampfes gegen die Ungarn, sondern wohl eher wegen seiner Fähigkeit, vor Unheil jeder Art und besonders vor „Krankheiten und Mäusefraß“ zu schützen. Den Schwerpunkt des neuen Kirchenführers legten die Autoren auf die Benennung der Heiligenstatuen, auf Datierung und Nennung beteiligter Künstler und Handwerker. Neben St. Ulrich wurden in gleicher Weise die Kirchen zur Hl. Theresia in Gomagoi und St. Martin in Platz, die Muttergotteskapelle auf dem Friedhof, die Kapelle in Karmatsch, die Kapelle auf dem Weg von Stilfs zur Stilfserbrücke und die Schutzengelkapelle in Stilfserbrücke vorgestellt und beschrieben. Schriftleiter Hofer und sein Team folgten den Quellen und Veröffentlichungen aus der Zeit von 1987 bis 2016. Die Bilder entstammen dem Pfarrarchiv Stilfs oder wurden zur Verfügung gestellt von Sepp Hofer, Duillio Avezzu und Peter Grutsch.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.