Mutter Pia ist 90
Müstair - In der Klostergemeinschaft in Müstair wird Sr. Pia seit ihrer Einsetzung zur Priorin 1986 liebevoll Mutter Pia genannt. Eigentlich ist diese Bezeichnung der amtierenden Priorin vorbehalten, aber Sr. Pia blieb „Mutter“ Pia auch nach Ablegung ihres Amtes als Oberin. Dies ist ein Zeichen für die Akzeptanz und die Zuneigung ihrer Mitschwestern. 26 Jahre lang stand Sr. Pia der Gemeinschaft vor. 1931 in Zürich geboren, ging sie nach der Sekundarschule nach Fribourg ins Internat, um das Französisch-Diplom zu erlangen. Anschließend besuchte sie die Kunstgewerbeschule in Zürich. Nach einer einjährigen Erfahrung als Illustratorin in Paris kehrte sie in die Schweiz zurück. Den Gedanken, ins Kloster einzutreten, trug sie schon als Kind mit sich. Als sie 1958 als Jugendliche einen Ausflug nach Müstair unternahm und die Klosterkirche betrat, war sie sich ihrer Berufung sicher und meldete sich für den Eintritt ins Kloster. „Voller Enthusiasmus brachte ich meine Staffelei, meine Farben und Pinsel mit ins Kloster. Ein Nähkästchen, das ich wohl eher gebraucht hätte, brachte ich allerdings nicht mit“, erzählt Mutter Pia. Sie war das Stadtmädchen unter Bauerntöchtern und hatte es am Anfang nicht leicht. Aber sie blieb und wurde 1986 zur Priorin gewählt. Drei Jahre zuvor, 1983, war das Kloster St. Johann in Müstair in die Liste der UNESCO Welterbestätten aufgenommen worden. „Es war für uns Schwestern nicht nachvollziehbar, dass ein solch baufälliges Kloster UNESCO Welterbe sein solle“, erinnert sich Sr. Pia. Ihre Amtszeit war von Renovierungen geprägt. Mit der Gründung der Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair 1969 begann die Renovierung der Klosteranlage, die bis heute noch andauert. Sr. Pia ist aber nicht nur Zeichnerin und ehemalige Priorin, sondern seit 2011 auch verantwortlich für die Gäste des Klosters. Diese Aufgabe macht ihr sehr große Freude. Am 22. November wurde sie 90 Jahre alt.