Heilbad- und Bergurlaub wirken nicht nur auf das Immunsystem, sondern auch auf die Beziehungsqualität von Paaren.

Naturns und sein „flüssiger Schatz“

Gemeinde und Tourismusgenossenschaft auf dem Weg ins Thermalzeitalter

Publiziert in 13-14 / 2021 - Erschienen am 15. April 2021

Naturns - Christof Tappeiner und Uli Stampfer, Präsident und Direktor der Tourismusgenossenschaft Naturns, hatten zum Vortrag „Heilkraft der Alpen“ geladen. „Die Phase des Leitungsbaus von Staben zum Erlebnisbad“ sei abgeschlossen, erklärte Tappeiner; nun sei „die Phase der Produktentwicklung“ zu eröffnen. Was dann Dozent Arnulf Hartl vom Universitätsinstitut für Ökomedizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg am Vortragspult und über Online-Kanäle 40 Minuten lang vortrug, war der sprichwörtliche Balsam auf die Seelen der Naturnser Verwalter und Tourismustreibenden. In trüben und lähmenden Corona-Zeiten eröffneten die Ausführungen des Wissenschaftlers viel versprechende Perspektiven. Der Referent sparte nicht mit begeisternden Hinweisen auf die natürlichen Vorteile in Naturns. „Was Sie alles hier in Naturns an Natur um sich haben, mit einer hervorragenden Gastronomie, mit der italienisch angehauchten alpinen Speisequalität, mit den Bergen, mit Sonnseite, Schattseite und mit dem flüssigen Schatz…“ Die Euphorie blieb unvollendet. Die Menschen seien dabei, sich ein neues Gesundheitsbewusstsein zu schaffen, erklärte Hartl, und die Natur als Sehnsuchtsort zu entdecken. Die alpin-mediterrane Lage von Naturns, die Kombination Wandern und Baden lasse Menschen vielfach aus unbewussten Gründen von überall herkommen. Hartl zitierte aus Studien und führte mehrfach wissenschaftliche Erhebungen an, nach denen „naturverbundene Menschen“ glücklicher sind, eine höhere Vitalität aufweisen und in den Bergen Menschen aus der Depression geholt würden. Das einfache „zweibeinige Fortbewegen“, also das Wandern, wirke sich wissenschaftlich nachweisbar positiv aus. Wird es dann zur Wander-Bädertherapie, sei man auf dem Weg zu einem „naturbasierten und gesundheitsfördernden Tourismus“. Als „attraktivste und reichste Zielgruppe“ bezeichnete Hartl Menschen zwischen 65 und 85. Sie würden sich intensiver mit Gesundheitsthemen auseinandersetzen als jüngere Generationen. Ein einwöchiger Heilbad- und Bergurlaub wirkten besonders auf das Immunsystem und vorbeugend auf Osteoporose, chronische Rückenschmerzen und – laut Hartl ein heikles Thema – auf die Beziehungsqualität von Paaren aus. Hartl verwies unter anderem auch auf das kulturelle Erbe des Heilbades Kochenmoos. Daran anschließend könnte das Thermalwasser aus Staben als natürliche Heilressource in der Gemeinde Naturns zu einem regionalen Entwicklungsfaktor werden. In der anschließenden Diskussion wurde auch die Frage aufgeworfen, wie man sich vom „Thermalort Meran“ abheben könnte.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.