Nicht alles „goldig“ in Goldrain
Kritik am Standort des Umspannwerks. Weitere Geldmittel für Schießstand-Gebäude notwendig.
Goldrain - Dass es eine neue Primärkabine braucht, um die Sicherheit der Stromversorgung in den Gemeinden Latsch und Schlanders zu erhöhen, um die Stromversorgung der Gemeinde Martell auszubauen und zu verbessern und um das Bahnnetz künftig mit Strom speisen zu können, leuchtet allen ein. Nach wie vor Kritik gibt es aber bezüglich des Standortes, der ins Auge gefasst wurde und an dem offensichtlich nicht mehr zu rütteln ist. Wie Bürgermeister Helmut Fischer am 7. Juni bei einer gut besuchten Bürgerversammlung in Goldrain informierte, habe sich schon die Vorgängerverwaltung mit der Standortfrage befasst. Von Anfang an klar gewesen sei, dass das Umspannwerk irgendwo zwischen Latsch und Schlanders errichtet werden müsse, und zwar in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Hochspannungsleitung sowie in der Nähe der Straße und der Bahnlinie. Der Eigentümer einer ursprünglich ins Auge gefassten Grundfläche in Goldrain sei nicht bereit gewesen, den Grund gegen den vorgeschlagenen Preis abzutreten. In Gesprächen mit einem weiteren Grundbesitzer sei man auf eine Verkaufsbereitschaft gestoßen. Die Primärkabine werde demnach auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe des Bahnüberganges, Etschseite, errichtet.
„Möglichst niedrige Belastungen“
Wie Andreas Bordonetti, Vorstandsmitglied der Stromverteilungsgesellschaft edyna, versicherte, sei man von Anfang an darum bemüht gewesen, die akustischen und elektromagnetischen Belastungen so niedrig wie möglich zu halten. Es sei eine technisch hochmoderne Anlage ohne Ventilatoren geplant. Der Lärmpegel liege deutlich unter dem Grenzwert. Am Vorhaben sind neben der edyna auch die Terna (staatlicher Stromnetzbetreiber), das E-Werk Latsch, die Gemeinde Schlanders (Abteilung Energie) und die STA (Elektrifizierung der Vinschger Bahn) beteiligt. Ronald Patscheider (Patscheider & Partner) stellte die geplanten Bauwerke vor. Geplant sei ein etwas mehr als 5 Meter hohes, zweistöckiges Gebäude, hinter dem die Hochspannungsanlagen errichtet werden. Vor dem Gebäude sei ein Grünstreifen vorgesehen. Man habe versucht, eine möglichst umweltschonende Lösung zu finden, auch bezüglich der Außengestaltung. Die Zufahrt erfolgt von der Straße her. Laut Fischer und Bordonetti sei es außerdem gelungen, die Terna zu überzeugen, die Zu- und Ableitung zur Primärkabine unterirdisch zu verlegen, sodass ein Teil der bestehenden Freileitung abgebaut werden kann. Die Bauarbeiten sollen heuer im Herbst beginnen.
Kritik am Standort
Bei der Diskussion wurde weniger das Vorhaben als solches kritisiert, sondern vor allem der Standort. Es sei eine Frechheit, der Bevölkerung ein fertiges Projekt vorzusetzen, ohne sie vorab ausreichend zu informieren. Auch den Vorwurf, im Alleingang gehandelt zu haben, musste sich der Bürgermeister anhören. Es wurde auch an eine Unterschriftensammlung erinnert, auf die man im Rathaus nicht reagiert habe. Immerhin befinden sich in einem Abstand von 120 bis 150 Metern zum Standort zwei Wohnhäuser. Bordonetti versicherte, dass man in der Nähe des Werks so gut wie nichts hören werde. Den Vorwurf, dass in Goldrain, ganz abgesehen vom Umspannwerk, vieles schief laufe, wies Fischer zurück: „Goldrain ist ein aufstrebendes Dorf mit steigender Einwohnerzahl.“ Dass daher auch der Verkehr wachse, liege auf der Hand: „Ein Teil des Verkehrs ist hausgemacht.“ Der für Goldrain zuständige Gemeindereferent Robert Zagler meinte, dass er stets für alle Anliegen offen sei: „Ihr braucht euch nur zu melden.“ Bezüglich mehrerer Gefahrenstellen im Bereich der Aus- und Zufahrt von bzw. zur Staatsstraße verwies Zagler darauf, dass es dafür ein Gesamtkonzept brauche.
Goldrainer stehen zum Schießstand
Auch über bisher durchgeführte Arbeiten inner- und außerhalb des Schießstandgebäudes informierte Zagler. Die bisher vom Land bereitgestellten Geldmittel in Höhe von 700.000 Euro reichen laut dem Bürgermeister nicht aus, um den Schießstand als Landesschießstand West für die Jäger auszubauen. Es seien noch die 100-Meter-Schießanlage anzupassen und weitere Arbeiten durchzuführen. Auch in punkto Brandschutz und Elektroanlagen sowie im Bereich des Festplatzes sei noch einiges zu investieren. Aus mehreren Wortmeldungen war herauszuhören, dass die Vereine und die Bevölkerung insgesamt hinter dem Vorhaben stehen, das Gebäude als Vereinshaus herzurichten und als solches vermehrt zu nutzen, auch wenn es nicht im Zentrum liegt. Laut Fischer stehe für die Gemeindeverwaltung somit fest, dass man versuchen werde, zu weiteren Geldmitteln des Landes zu kommen. Auch die Gemeinde sei bereit, Geld auszugeben. Klar sei aber auch, dass im Feuerwehrgebäude, das derzeit von etlichen Vereinen genutzt werde, keine Anpassungen finanziert werden: „Beides geht nicht.“
Bewässerung der Gärten
Was die Bewässerung der vielen privaten Gärten und Grünflächen in Goldrain betrifft, kündigte Fischer eine dauerhafte Vereinbarung mit dem Bonifizierungskonsortium Vinschgau an. „Es gibt kein Recht auf Beregnungswasser für Hausgärten. Bisher war das nur geduldet. Selbst das Konsortium darf rechtlich gesehen kein Wasser abtreten.“ Mit der Vereinbarung würden die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen. „Es wird aber nicht mehr möglich sein, das Wasser 24 Stunden am Tag vor der Haustür ‚pluttern‘ zu lassen“, so Fischer. Und wenn die Landwirtschaft das Wasser in Trockenzeiten selbst brauche, werde es Einschränkungen geben. Gedacht werde an die Errichtung von Übergabepunkten mit Wasseruhren. Die Verantwortung für die Ableitungen ab dieser Punkte werde bei den privaten Nutzern liegen.