Oberland trotzt Corona
Erfolgreiches Tourismusjahr 2019. Corona-Einbußen 2020 lassen sich nicht mehr zur Gänze wettmachen.
Graun - „Wir hatten ein erfolgreiches Jahr 2019 und erleben ein außergewöhnliches Jahr 2020.“ So brachte Deborah Zanzotti, die Präsidentin des Tourismusvereins Ferienregion Reschenpass, bei der Vollversammlung am 16. September im Vereinssaal in Graun die Situation im Tourismus auf den Punkt. Damit der Verein auch in Zukunft die vielfältigen Aufgaben und Arbeiten bewältigen könne, sei eine Erhöhung der Ortstaxe ab 2022 notwendig und begründet.
Satte Zuwächse 2019
Der Geschäftsführer Gerald Burger belegte den Erfolg des Tourismusjahres 2019 mit Zahlen und Fakten. So stieg die Zahl der Nächtigungen im Sommer 2019 um 8,04% und im Winter um 8,89%. Der abrupte Abbruch der Wintersaison infolge des Corona-Lockdowns im März 2020 habe zu starken Einbußen geführt. Burger bezifferte sie mit rund minus 25%. Im Sommer 2020 habe sich die Lage zusehends gebessert. Habe es im Juli im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres noch um ca. 1.700 Nächtigungen weniger gegeben, „so waren es im heurigen August sogar mehr als im August 2019.“ Auch auf Höhepunkte 2019 und 2020 blickte Burger zurück, etwa auf das Langlaufevent „La Venosta“, die Reschenseeläufe 2019 und 2020 oder die Netflixserie „Curon“. Außerdem verwies er auf die Instandsetzung und den weiteren Ausbau des nunmehr 330 Kilometer umfassenden Wanderwegenetzes, auf die Bike-Routen und die Sternwarte Maseben. Das wirklich große Plus der Ferienregion sei die Vielfalt. Die Palette reicht vom Wintersport über Kiten, Surfen, Segeln und Wandern bis hin zum Biken und Genießen. Unabdingbar für eine weitere positive Entwicklung und für eine Bewältigung der derzeitigen Covid-19-Situation seien die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt innerhalb der Ferienregion. Nicht minder wichtig sei die Zusammenarbeit mit der Ferienregion Obervinschgau und dem Tourismusverband Tiroler Oberland. Zu vermeiden gelte es laut Burger ein Spannungsfeld zwischen Gästen und Einheimischen: „Alle müssen sich hier wohlfühlen.“ Zur Serie „Curon“ meinte er, dass die Geschichte der Seestauung getrennt von der Netflix- Marketing-Geschichte zu sehen sei: „Das sind zwei verschiedene Sachen.“ Ausdrücklich bedankt haben sich Zanzotti und Burger beim gesamten Mitarbeiterstab des Tourismusvereins, der Gemeinde, den Eigenverwaltungen, Unterstützern und weiteren Partnern. Zum Haushalt des Tourismusvereins mit Ausgaben und Einnahmen in Höhe von jeweils rund 1,1 Mio. Euro hielt Ignaz Bernhard vom Rechnungsprüferkollegium fest, „dass wir eine ausgeglichene Bilanz ohne Verschuldung haben.“ Es sei viel geleistet worden und es gebe keine erkennbaren finanziellen Risiken. Die Einnahmen aus der Ortstaxe 2019 beliefen sich auf ca. 410.000 Euro. Rund 135.000 Euro gingen an Mitgliedsbeiträgen ein. Das Land und die Gemeinde unterstützten den Tourismusverein mit 83.000 Euro, die Liftgesellschaft mit über 85.000 Euro.
„Enorme Entwicklung“
Der Direktor der Raiffeisenkasse Obervinschgau, die den Verein als Sponsor unterstützt, sagte, dass sich die Tourismusbranche in der Gemeinde Graun in den vergangenen 7 Jahren enorm entwickelt bzw. stabilisiert habe: „Die Vollbelegungstage und die Preise konnten laufend erhöht werden.“ In Bezug auf die Corona-Krise teilte Moriggl mit, dass 46% der Firmenkunden die Kredite gestundet und 16% Überbrückungsdarlehen aufgenommen haben. Der durchschnittliche Kapitalbedarf der betroffenen Kunden liege bei 60.000 Euro. Bei Investitionen sei man in der Gemeinde Graun im Vergleich zu anderen Gebieten sehr zurückhaltend. Nicht zu vergessen sei, dass die vollen Raten in absehbarer Zeit wieder anfallen. Moriggl rief dazu auf, bereits jetzt Liquidität zu horten. Für die Raiffeisenkasse selbst habe die Corona-Krise zu keiner besorgniserregenden Situation geführt.
Rundwanderweg 360° wird ausgedehnt
Lukas Gerstl, der Präsident der Ferienregion Obervinschgau, kündigte in seinen Grußworten an, dass der beliebte Rundwanderweg 360° Obervinschgau in Richtung Oberland erweitert wird. Wie schon Gerstl hoben auch Manuel Baldauf, der Geschäftsführer von Nauders Tourismus, sowie Christian Maas, der Vizepräsident der Schöneben AG, die gute Zusammenarbeit mit dem Tourismusverein hervor. Laut Baldauf und Maas gelte es, sich angesichts der Covid-19-Situation gut auf die Wintersaison vorzubereiten. Das Thema Sicherheit sei ernst zu nehmen. Baldauf: „Das weite Gebiet, das wir haben, kann uns im Verglich zu Ischgl, dem Zillertal oder Sölden zum Vorteil gereichen.“ Grußworte überbrachte auch der scheidende Bürgermeister Heinrich Noggler, dem die Führungsspitze des Tourismusvereins für seinen Einsatz für den Tourismus dankte.
8 Mitglieder ausgeschlossen
Wenn sich einzelne Mitglieder des Tourismusvereins weigern, die Mitgliedsbeiträge zu zahlen, ist das laut Burger nicht nur den anderen Mitgliedern gegenüber unfair, sondern auch statutarisch nicht in Ordnung. Das seien die Gründe, warum man sich im Vorstand auf den Ausschluss von 8 Mitgliedern geeinigt habe. Die betroffenen Betriebe bzw. Privatpersonen seien sieben Mal schriftlich und mehrfach auch mündlich zur Zahlung aufgefordert worden. Die Vollversammlung stimmte dem Ausschluss der 8 Mitglieder (5 Betriebe in Langtaufers, die Urlaub auf dem Bauernhof anbieten, 1 Hotel in Langtaufers, 1 Zahnarzt und 1 Bergführer) einhellig zu. Abgeschlossen wurde die Versammlung mit Köstlichkeiten von der Hofkäserei „Gamsegghof“, Regionalem der Metzgerei Folie und Apfelsäften aus dem „Softladele“ des Gerd Wallnöfer.