„Orl, Kummet, Zapin“
Schlanders - Die Zargel, der Zapin, der Melkschemel, die Krax, die Orl, die Reiter, das Kummet, die Zentrifuge, das Joch, die Prax, der Dreschflegel, die Schnittersichl, der Kumpf, die Reithau, die Windmihl. Das sind nur einige der bäuerlichen Arbeitsgeräte, die derzeit im Foyer des Kulturhauses in Schlanders besichtigt werden können. Welche Geräte für welche Arbeiten benutzt wurden und wie sie genau hießen, wissen heutzutage viele nicht mehr. Wer zur älteren Generation gehört, kennt die Arbeitsgeräte noch aus eigener Erfahrung und braucht die Beschreibungen zu den Ausstellungsstücken nicht zu lesen. Die Initiative, bäuerliche Arbeitsgeräte aus früheren Zeiten auszustellen, war vom Bildungsausschuss Schlanders ausgegangen. Die Vorsitzende Gudrun Warger dankte bei der gut besuchten Ausstellungseröffnung am 7. Dezember in erster Linie allen Leihgebern, welche die Geräte für die Ausstellung zur Verfügung gestellt und sogar selbst in das Kulturhaus gebracht haben: Gerda und Leonhard Wellenzohn, Ingeborg und Michael Rettenbacher, Eva und Rudi Tappeiner, Maria und Josef Pedross, Margit und Sepp Kaserer, Anna und Erich Vill, Nadia und Reinhold Prantner sowie Hildegard und Hans Marx. Einen besonderen Dank zollte Warger auch Günther Vanzo. „Heutzutage sind die bäuerlichen Geräte fast schon alle Museumsstücke“, sagte der Ethnologe, Kulturhistoriker und Schriftsteller Siegfried de Rachewiltz von der Brunnenburg in Dorf Tirol in seiner Einführung. Er ging vor rund 40 Jahren fragend durch die Täler und Dörfer, um die Namen bäuerlicher Geräte zusammenzutragen. Heute sei es so, „dass ich am gleichen Hof gefragt werde, wie ein bestimmtes Gerät heißt und wofür es diente.“ Zumal viele Geräte nicht mehr benutzt werden, gehen auch ihre Namen verloren und somit auch damit verbundene Redewendungen und weiteres Kulturgut. „Jedes Gerät ist ein Zeugnis. Es gehörte jemandem, wurde oft von Generation zu Generation weitergegeben und hat daher auch eine menschliche Geschichte“, sagte de Rachwiltz. Im Gegensatz zu heute sei die frühere Generation alles andere als eine Wegwerfgesellschaft gewesen: „Fast jedes Gerät wurde repariert oder geflickt. Man warf nichts weg.“ Was man heute unter Upcycling versteht (Wiederverwertung) sei früher gang und gäbe gewesen. Die bäuerlichen Arbeitsgeräte waren laut de Rachewiltz „hochintelligente Lösungen für die Herausforderungen des Lebens am Steilhang.“ Und noch etwas bescheinigte er Bewohnern des Alpenraums. Es sei ihnen gelungen, das Tragen von Lasten nicht als etwas Erniedrigendes und Negatives zu empfinden, sondern es als eine Art Wettbewerb zu sehen und somit positiv zu besetzen. Und das nötige Geschick kam ebenfalls hinzu, denn einen bestimmten „Fortl“ brauchte es immer. Die Ausstellung bleibt noch bis zum 20. Dezember zugänglich, und zwar von Montag bis Samstag von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.