Gruppenbild mit Fachleuten, Betroffenen, Veranstaltern und Ehrengästen.
Das Interesse am Thema Organspende war groß.
Martina Pedross

Redet darüber!

„Organspende ist ein Thema, das uns alle angeht“

Publiziert in 18 / 2025 - Erschienen am 7. Oktober 2025

Latsch -  Einen weiteren Beitrag zur Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Organspende leistete der Südtiroler Nierenkrankenverein Nirene mit einem Informationsabend, zu dem der Vereinsvorsitzende Gustav Kofler am 3. Oktober im CulturForum in Latsch Fachärztinnen und Fachärzte, politische Vertreter sowie viele Bürgerinnen und Bürger begrüßen konnte. „27 Prozent der Bevölkerung Südtirols haben sich mittlerweile bereit erklärt, Organe zu spenden“, schickte Gesundheitslandesrat Hubert Messner in seinen Grußworten voraus. Dennoch sei weiterhin Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit wichtig und notwendig. Der Weg bis zur Organspende sei für Menschen, die auf Organe warten, nach wie vor langwierig und schwierig. Wie schon Messner lobte auch der Latscher Bürgermeister Maura Dalla Barba das Engagement des Nierenkrankenvereins und seiner Partnerorganisationen.

Wann ist jemand tot?

Eröffnet wurde der Abend mit einem Kurzvortrag der Direktorin für Notfallmedizin, Anästhesie und Intensivmedizin am Landeskrankenhaus Bozen, Silvia Baumgartner. In einfachen Worten informierte sie darüber, wann laut geltendem Gesetz in Italien ein Mensch als tot gilt. Tot ist eine Person demnach, wenn alle Hirnfunktionen endgültig ausgefallen sind, auch bei eventuell noch vorhandenem Kreislauf bzw. Schlagen des Herzens. Die Hirntoddiagnostik ist gesetzlich streng geregelt, „die Bestimmungen lassen keinen Handlungsspielraum zu.“ Diagnostiziert werden muss der Hirntod von einer Kommission, die sich aus 3 unabhängigen Ärztinnen bzw. Ärzten zusammensetzt. Außerdem sind jeweils 2 Untersuchungen vorgeschrieben und das Urteil der Kommission muss einheitlich ausfallen.

In Sachen Organspende hat sich einiges getan

Informiert hat Silvia Baumgartner auch über die Organspende in Europa und Italien sowie den derzeitigen Stand in Südtirol. Dass es in Südtirol in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung gab, belegte sie auch mit Zahlen. Gab es 2019 insgesamt 10 gespendete Organe (4 Nieren, 2 Lebern, 1 Herz, 1 Pankreas, 2 Lungen), so sind diese Zahlen beträchtlich gestiegen. Die Bilanz 2022 etwa lautete: 24 Nieren, 13 Lebern, 3 Herzen, 2 Pankreas und 12 Lungen. Insgesamt konnten von 13 Spendern bzw. Spenderinnen 53 Organe entnommen werden, wobei 44 transplantiert wurden. Auch in die Zusammenarbeit des Landes und des Sanitätsbetriebes mit Transplantationszentren in Österreich (vor allem in Innsbruck) und Oberitalien sowie mit den europäischen Koordinationsstellen für die Transplantation von Organen führte Baumgartner ein. Den Koordinationsstellen obliegt die Aufgabe, dafür zu sorgen, „dass das richtige Organ zur richtigen Zeit bei der richtigen Person ankommt, und zwar nach transparenten, medizinischen und ethischen Kriterien.“ Italienweit gab es zum Stichtag 31. August 2023 insgesamt 7.874 Personen, die auf ein Organ warteten, der Großteil davon auf eine Niere, gefolgt von Leber, Herz, Lunge und Pankreas. 

Die Rolle der Intensivmedizin

„Ohne Intensivmedizin gibt es keine Organspende und Transplantationen können kaum erfolgreich durchgeführt werden”, gab sich Baumgartner überzeugt. Die Intensivmedizin sei das Fundament und die Brücke zwischen Spende und Transplantation. Auf verschiedene Aspekte und Forstschritte bei der Behandlung chronischer Nierenerkrankungen und bei der Transplantation von Nieren ging Elisabeth Morandell von der Abteilung Nephrologie und Dialyse im Krankenhaus Bozen ein. Auch das Thema der Lebendnierenspende beleuchtete sie. Spenden dürfen Familienmitglieder und Verwandte bzw. auch nicht verwandte Personen.

Eine berührende persönliche Geschichte

Unter die Haut gingen allen Versammelten die Ausführungen der 28-jährigen Latscherin Martina Pedross, die seit etlichen Jahren in Deutschland lebt. Erste Symptome ihrer Erkrankung waren in Form von Juckreiz und trockener Haut aufgetreten, als sie erst 15 Jahre alt war. Erst nach vielen Jahren wurde bei Martina PSC diagnostiziert, eine Lebererkrankung, die zur narbigen Verhärtung und Verengung der Gallenwege führt. Nach vielen Behandlungen und Therapien in Schlanders, Innsbruck und München sowie einer harten und langen Wartezeit bekam sie im Mai 2024 im Lebertransplantationszentren Großhadern endlich eine neue Leber. Es kam zwar einige Tage nach der Operation zu einer Abstoßreaktion, doch diese konnte erfolgreich bekämpft werden. Einig waren sich alle Fachleute und Ehrengäste - zu diesen gehörten auch Primare und Fachärzte des Krankenhauses Schlanders, Ex-Landesrat Richard Theiner, Pfarrer Johann Lanbacher und weitere mehr - sowie auch die Veranstalter und der Moderator Ulrich Seitz darin, dass das Spenden von Organen ein großer Akt der Menschlichkeit und Solidarität ist: „Organspende rettet Leben!“

„Wer bereit ist, etwas anzunehmen, …“ 

Gustav Kofler, selbst ein Betroffener, meinte abschließend: „Wer bereit ist, etwas anzunehmen, soll auch bereit sein, etwas zu geben.“ Egon Blaas aus Schluderns stellte den Verein „Transplantation ist Leben“ vor. Während für Nierenpatienten in Südtirol ziemlich viel unternommen werde, auch über den Verein Nirene, was sehr zu begrüßen sei, „gibt es in diesem Bereich bei Herz- oder Lungenpatienten noch Luft nach oben“, sagte Blaas in Richtung Landesrat. Im Rahmen der Diskussion wurde unter Tränen auch das persönliche Schicksal einer Frau zur Sprache gebracht. Nach einer vor vor langer Zeit in den Jugendjahren erfolgten Transplantation einer Leber habe diese versagt und nun wartet die Frau ein zweites Mal auf eine Leber. 

Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.