Mehr als 100 Jahre liegen zwischen den beiden Aufnahmen mit Blick vom Hauptplatz in Schlanders Richtung Schwarzer Adler. Ein klassisches Ensemble.
Mehr als 100 Jahre liegen zwischen den beiden Aufnahmen mit Blick vom Hauptplatz in Schlanders Richtung Schwarzer Adler. Ein klassisches Ensemble.
Bürgermeister Dieter Pinggera und Architekt Ulrich Weger (rechts) erklärten den Stand der Vorarbeiten zum Gemeindeentwicklungsplan

Schlanders nimmt Fahrt auf

Der Gemeinderat wurde über den Stand des Gemeindeentwicklungsprogramms informiert.

Publiziert in 2 / 2024 - Erschienen am 30. Januar 2024

Schlanders - Es sollte eine Art Simulation der Bürgerversammlung am Mittwoch, 31. Jänner, werden. Den 12 Gerechten, die Bürgermeister Dieter Pinggera um sich geschart hatte, und den 2 Gemeindesekretären wurde eine Fülle von Erkenntnissen zugemutet. Als Koordinator des Gemeindeentwicklungsprogrammes stellte Bürgermeister Pinggera Architekt Ulrich Weger vor und versprach eine „spannende Analyse der Siedlungsentwicklung. Die Analyse sei zusammen mit dem „Kommunaldialog Niederösterreich“ und der Firma „rcm solutions“ (Marktforschung, Beratung, Umsetzung) entstanden, berichtete Weger. In seiner Übersicht startete Weger von der frühesten, systematischen Erhebung der Jahre 1858/1860. Er lokalisierte die Gemeinde Schlanders zwischen den Schuttkegeln Gadria und Fallerbach und berichtete von der übergemeindlichen Zusammenarbeit mit Latsch, Martell und Kastelbell in den drei Fachbereichen „Angebot an öffentlichen Diensten, Flächen, Nahversorgung und Arbeitsplätze, Verkehrsberuhigung und Förderung von Fuß- und Radmobilität“ und „Tourismusentwicklungskonzept“.

Geschlossene Dorfkerne als Chance

In einem „Schwarzplan“ zeigte Weger „die kompakte Siedlungsfigur“ und definierte dies als „Stärke und wichtiges Element des Gemeindeentwicklungsplanes (GEP)“. Durch die Vergleiche von historischen mit aktuellen Aufnahmen des Schlanderser und Kortscher Dorfkerns entfuhr dem Architekten die Bemerkung: „Ich verstehe nicht, dass man diese Ansichten nicht im Ensemble-Schutz findet“. In seiner Analyse von „Stärken und Schwächen“ öffentlicher Plätze kam Architekt Weger zum Kernpunkt des GEP, nämlich die Abgrenzung des Siedlungsgebietes als ständige Kontrolle des Bodenverbrauchs und auf das Thema Erreichbarkeit. Erwähnt wurde auch der Masterplan für Schlanders aus dem Jahre 2003, der durchwegs eingehalten worden war. Die Themenbereiche „Mobilität und Erreichbarkeit“ wurde von der „Kommunaldialog Raumplanung“ in Niederösterreich bearbeitet und präsentiert. Sie trat im Gemeinderat mit der Einblendung auf „…die Raumordnung ist ein Teil der Ortsentwicklung, die im Wesentlichen im Kopf der Bevölkerung stattfindet!“ Es wurde festgestellt, dass 60% der Schlanderser Bevölkerung den Bahnhof, 80% eine Bus-Haltestelle zu Fuß erreichen. Es wurden Stärken und Schwächen der Bereiche Landschaft, Grün- und Freiräume analysiert. Als wichtigste Stärke wurde das Freizeit-und Tourismusangebot ausgemacht; die Schwächen fand man im Intensivobstbau mit Monokulturen und im Zustand der Lebensräume. Eingehend befasste man sich u.a. mit der „Siedlungsdurchgrünung“ und dem „Biodiversitätsverlust“.

Die Bürgermeisterfrage

Hellhörig wurde die Zuhörerschaft im Ratssaal bei der Präsentation der Ergebnisse einer Bürger- und „Emotionsbefragung“ durch die „rcm solutions“. Während Christoph Koch auf die Bedeutung von positiven Emotionen wie Hoffnung, Freude, Mitgefühl, Stolz und negativen wie Angst, Leid, Schadenfreude und Scham auf den Ausgang einer Befragung einging, bezog sich sein Partner Mathias Brugger im Schnelldurchlauf auf 1.438 abgegebene Befragungsbögen von Bürgerinnen und Bürger der Fraktionen Schlanders, Kortsch, Göflan, Vetzan, Sonnen- und Nördersberg. Es kam zu Überraschungen und unerwarteten Ergebnissen. Spannungsfelder – im Klartext: strittige Punkte - tauchten auf, wo man sie nicht erwartet hätte - nicht nur zum Thema Kasernenareal. „Über 1.400 Stimmen muss man ernst nehmen“, stellte Bürgermeister Dieter Pinggera fest. Eine Frage von „rcm“ lautete: „Was würde ich mit Sicherheit ändern, wenn ich Bürgermeister von Schlanders wäre?“. Es kam zu 12 Vorschlägen von 533 Schlanderser Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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