Nachdem sie zweimal online organisiert werden musste, konnte die Mitgliederversammlung der USGV heuer wieder in Präsenz stattfinden.
Eva Prantl
Ingrid Karlegger
Josef Gruber

Schutz der Biodiversität bleibt zentrales Anliegen

Umweltschutzgruppe Vinschgau hält Rück- und Vorschau. „Wir brauchen dringend neue und junge Mitglieder.“

Publiziert in 4 / 2023 - Erschienen am 28. Februar 2023

Tschengls - Sie legt die Finger in offene Wunden, macht auf Missstände und Fehlentwicklungen aufmerksam, sensibilisiert die Bevölkerung, mahnt die Politik, wartet mit Vorschlägen auf, setzt selbst konkrete Akzente, schaut über den Tellerrand hinaus und macht sich das ganz Jahr über ehrenamtlich für den Schutz der Umwelt stark. Die Tätigkeitsfelder, mit denen sich die Umweltschutzgruppe Vinschgau (USGV) befasst, sind vielfältig und vielschichtig. Zu den Schwerpunktthemen des Vorjahres gehörte die Biodiversität. „Und auch heuer stehen der Schutz und die Förderung der Artenvielfalt, besonders der Insekten, ganz oben auf unserer Aufgabenliste“, sagte Eva Prantl, die Vorsitzende der USGV, bei der Mitgliedersammlung, zu der sich am 24. Februar Umweltschützerinnen und Umweltschützer aus dem ganzen Tal im Kultur- und Dorfgasthaus Tschenglsburg in Tschengls eingefunden hatten.

„Noch ist die Landespolitik nicht so weit“

Mit Bedauern zurückgeblickt hat das Vorstandmitglied Josef Gruber auf die Ablehnung der „Volksinitiative Artenvielfalt“ seitens der Landeskommission für die Abwicklung von Volksabstimmungen. Dabei hätte der von einer landesweiten Arbeitsgruppe erarbeitete Landesgesetzentwurf viele Maßnahmen gegen den Artenschwund und zur Förderung der Artenvielfalt vorgesehen. So etwa den schrittweisen Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, die Kartierung ökologisch wertvoller Lebensräume, die Förderung der ökologischen Landwirtschaft, die Bereitstellung entsprechender Flächen, die Schaffung eines Landeskompetenzzentrums für biologische Landwirtschaft und viele weitere Maßnahmen mehr. „Die Landespolitik ist offensichtlich noch nicht soweit“, beanstandete Josef Gruber. Nach dem „Missgeschick“ in Mals stünde die Politik Abstimmungen und Volksinitiativen sehr skeptisch gegenüber.

Patenschaften für Schutzgebiete

Wie das Vorstandsmitglied Ingrid Karlegger informierte, gibt es derzeit rund 30 Patinnen und Paten, die regelmäßig ein besonderes Auge auf insgesamt ca. 70 Schutzgebiete im Tal werfen. „Die Schutzgebiete in Tallagen stehen enorm unter Druck,“ warnte Karlegger. Sie berichtete auch über Exkursionen und den Miteinbezug junger Menschen bei Pflegemaßnahmen in Schutzgebieten. Zurückgeblickt wurde auch auf die Lehrfahrt ins Allgäu, wo Insekten fördernde Projekte besichtigt wurden.

„Blühende Landschaft“

Wie Eva Prantl ankündigte, soll der Vinschgau zusätzlich zu 7 bestehenden Regionen in Deutschland zur 8. Region des „Netzwerkes Blühende Landschaft“ werden. Das Netzwerk ist eine Organisation, die sich seit jeher gezielt auf das positive Bild einer blühenden Landschaft für alle bestäubenden Insekten ausgerichtet hat. Bereits heuer soll das Netzwerk eine Fachkraft in den Vinschgau entsenden. Ziel ist es, Insekten fördernde Initiativen auf öffentlichen und privaten Grundflächen sowie in der Landwirtschaft anzustoßen. Das EU-Life-Projekt „Vinschgau blüht auf“ wird die USGV in Zusammenarbeit mit der Bezirksgemeinschaft Vinschgau fortsetzen. Lobend hervorgehoben hat Eva Prantl das Engagement des Bildungsausschusses Kastelbell-Tschars bei die Initiative „Blühende Gärten“.

Kein heimisches Saatgut

Verstärkt widmen will sich die USGV auch der Thematik des heimischen Saatgutes. „Es gibt in Südtirol kein heimisches Saatgut“, bedauerte Eva Prantl. Das Vorhaben, in der Gemeinde Stilfs heimisches Saatgut zu produzieren, sei in diesem Sinn mehr als begrüßenswert. Die Bemühungen, Insekten fördernde Projekte auf den Weg zu bringen und dabei interessierte Gemeinden, Private und die Landwirtschaft zu unterstützen, gehören zu heurigen Arbeitsschwerpunkten der USGV. Nicht aus den Augen verlieren will die Gruppe noch viele weitere Themen: Mobilität (Umfahrung Forst-Töll sowie Stilfserjochstraße), Strahlenbelastung (5 G) sowie viele Anliegen, die direkt oder indirekt mit dem Klimawandel zusammenhängen. Zurückgeblickt wurde auch auf einige „Umweltsünden“ seitens öffentlicher Verwaltungen oder seitens von Privaten, die von der USGV stets auch öffentlich angeprangert wurden. Joachim Winkler konnte berichten, dass das Interreg-Projekt „Wiesenbrüter in der Terra Raetica“ Schule macht. So sollen in Nordtirol Maßnahmen zum Schutz der Wiesenvögel gesetzt werden. Dafür nimmt die Landespolitik die stolze Summe von 2 Millionen Euro in die Hand.

Mitglieder gesucht

Zu schaffen macht der USGV die Tatsache, dass die Mitglieder weniger und älter werden. Eva Prantl: „Um unsere vielseitigen Tätigkeiten weiterführen zu können, brauchen wir dringend neue und vor allem junge Mitglieder. Im nächsten Jahr steht übrigens die Neuwahl des Vorstandes an. Derzeit arbeiten im Vorstand Eva Prantl, Helmut Schönthaler, Stephan Platzgummer, Karl Zerzer, Albert Pritzi, Josef Gruber, Ingrid Karlegger, Adrian Telser und Pia Telser mit. 

Neophyten in Südtirol

Als nächste Veranstaltung kündigte Eva Prantl einen Informationsabend zum Thema „Neophyten in Südtirol“ an, der am 9. März um 19.30 Uhr im Kulturhaus in Schlanders stattfindet. Als Podiumsgäste werden die Fachleute Alois Fundneider, Helga Salchegger und Andreas Platzer erwartet, allesamt Experten des Versuchszentrums Laimburg. Bevor es zum Bio-Menü ging, dankte die Vorsitzende allen Mitgliedern, Partnerorganisationen sowie öffentlichen und privaten Unterstützern und Gönnern. Einen besonderen Dank zollte sie dem Landtagsabgeordneten Hanspeter Staffler von den Grünen. Staffler, selbst aktives Mitglied der Umweltschutzgruppe Vinschgau, lobte das Engagement der Gruppe und warf folgendes Zitat in die getäfelte Stube der Tschenglsburg: „Es ist schwer, ehrenamtlich die Welt zu retten, wenn andere sie professionell zerstören.“

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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