Die umstrittene Obstanlage vor der Glurnser Stadtmauer. Landesart Florian Mussner spricht von „Denkmalschutz mit Augenmaß“.
Die Mehrheit des Glurnser Gemeinderates ist dagegen, dass die Stadtverwaltung der Landesregierung gegenüber klein beigibt.
Bürgermeister Luis Frank: „Ich habe nichts gegen die Bauern, aber hier geht es um das öffentliche Interesse des Schutzes der Stadtmauer.“

„So nicht, liebe Landesregierung“

Abbruchverfügung im Visier

Publiziert in 32 / 2017 - Erschienen am 26. September 2017

Glurns - Die mittlerweile famose Apfelanlage mit den hohen Holzsäulen, die außerhalb der Glurnser Stadtmauer neben dem Malser Tor in einer Bannzone errichtet wurde, erhitzt weiterhin die Gemüter. Nicht nachvollziehbar ist für viele der Beschluss der Landesregierung, mit dem am 29. August die Beschwerde des Grundeigentümers gegen eine Maßnahme des Denkmalamtes angenommen wurde. „Das Denkmal­amt wollte, dass das Holzgerüst abgetragen wird und wies darauf hin, dass Nutzungsänderungen sowie Bautätigkeiten in einer Bannzone nicht erlaubt sind“, resümierte Bürgermeister Luis Frank am 20. September vor dem Gemeinderat. Er hatte diesen zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen, um die weitere Vorgangsweise abzustimmen. „Wir müssen entscheiden, ob wir den Beschluss des Landes so hinnehmen und nichts unternehmen, oder ob wir Maßnahmen setzen“, so Frank. Er erinnerte auch daran, dass es die Landesregierung war, die 2014 die 100-Meter-Bannzone ausgewiesen hatte. Die Bestimmung, wonach nur Betonsäulen, Folien und Hagelnetze verboten sind und alles andere erlaubt ist, sei absurd, denn theo­retisch könnten so zum Beispiel auch 10 Meter hohe Metallsäulen aufgestellt werden. „Es gibt de facto keine Rechtssicherheit“, so Frank. Das Ziel der Bannzone, sprich der Schutz der Sicht auf die Stadtmauer, bleibe auf der Strecke. Der Bügermeister verwies auch darauf, dass viele Bürger, Vereine und Verbände ­großen Druck ausüben und von der Stadtverwaltung erwarten, dass sie dem Beschluss der Landesregierung gegenüber nicht klein begibt. „Das Denkmalamt hat jetzt keine Handhabe mehr, wir als Verwalter können aber Maßnahmen setzen“, so Frank. Bei der Diskussion stellten sich mehrere Verwalter und Räte klar hinter die Position des Bürgermeisters, so etwa Karl Sagmeister, Jürgen Wallnöfer, Ägidius Wellenzohn, Armin Bertagnolli und andere. Der Grundtenor war, dass das allgemeine Interesse des Schutzes der Stadtmauer Vorrang haben müsse und dass es nicht darum gehe, etwas zu verhindern, sondern etwas zu schützen. Auch vor der Schaffung eines Präzedenzfalles wurde gewarnt. Mehrfach angespielt wurde drauf, dass sich die „Bauern-Lobby“ durchgesetzt habe, auch in der Landesregierung. Armin Bertagnolli gab sich überzeugt, dass die Landesregierung den Beschluss zur Bannzone schon seinerzeit „aufgeweicht“ habe. Die Ratsmitglieder Rosa Prieth Pichler, Heinz Riedl und Martin Prieth hingegen sprachen sich dagegen aus, dass die Gemeindeverwaltung Maßnahmen gegen den Beschluss der Landesregierung setzt. Das Gerüst sollte stehen bleiben. „Der Parkplatz stört mich mehr als das Holzgerüst“, meinte Prieth Pichler. Sie warf dem Bürgermeister und weiteren Gemeindevertretern eine bauernfeindliche Einstellung vor. Heinz Riedl meinte, „dass wir andere Probleme haben als ein paar Apfelbäume und Holzstangen.“ Für den Bürgermeister stand am Ende der Diskussion fest, „dass 8 Räte für das Setzen von Maßnahmen sind und 3 dagegen.“ Das sei eine klare Mehrheit. Als mögliche Maßnahme wird nun unter Berufung einer bereits älteren 150-Meter-Bannzone eine Abbruchverfügung seitens des Bürgermeisters ins Auge gefasst. Die Aussichten dafür, dass es binnen kürzester Zeit zu einem Grundtausch mit Landesflächen kommt, stehen offenbar nicht gut. Gegen eine eventuelle Abbruchverfügung kann natürlich ebenfalls rekurriert werden. Sepp

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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