„Sonst bleibt alles rot“
Umstrittenes Lawinenschutz-Projekt in Trafoi
Stilfs - Geht es nach dem Willen der Mehrheit im Stilfser Gemeinderat, soll das Projekt „Lawinenschutz Steintal“ in Trafoi verwirklich werden, wobei allerdings versucht werden soll, die zwei geplanten Schutzdämme so weit als möglich zurück zu versetzen, um das Landschaftsbild möglichst wenig zu beeinträchtigen und die Interessen der Anrainer zu berücksichtigen. Das Vorhaben war schon mehrfach in Trafoi vorgestellt worden und dabei auf teils scharfe Kritik gestoßen, so auch bei einer Versammlung am 19. Mai. Am 20. Mai stand das Projekt auf der Tagesordnung des Gemeinderates. Bürgermeister Franz Heinisch schickte voraus, dass sich am Vorhaben nichts mehr ändern lasse. Allerdings habe ihm Amtsdirektor Peter Egger vom Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung West zugesichert, mit den Schutzdämmen um ca. 20 Meter oder weiter zurückzufahren, falls dies möglich sei. „50 Meter wäre besser,“ warf Simone Platzer ein. Vizebürgermeister Armin Angerer sagte, dass sich das Amt eine Antwort seitens des Gemeinderates erwarte: „Wir müssen jetzt sagen, ob wir die Verbauung wollen oder nicht.“ Sage die Mehrheit nein, bleibe die Zone laut dem Teil-Gefahrenzonenplan, wie er für Trafoi ausgearbeitet worden ist, rot, sodass im betroffenen Gebiet so gut wie keine bauliche Entwicklung mehr möglich wäre. Zum Teil schweres Geschütz gegen das Lawinenschutzprojekt fuhr die Gemeindereferentin Manuela Angerer aus Trafoi auf. Sie verwies auf Zweifel, angebliche Lücken, mangelhafte bzw. lange zurückgehaltene Informationen und offene Fragen bei einem Großteil der Bevölkerung von Trafoi. Es handle sich um ein „Maximalprojekt mit minimalen Nutzen“, das „fix fertigt auf den Tisch geknallt wird“, nach der Methode „Vogel friss oder stirb“. Außerdem handle es sich um ein „politisch gewolltes Vorhaben“, mit dem nur eine bestimmte Zone geschützt werden soll. Sie habe das Gefühl, „dass der Wille fehlt, andere Lösungen und Varianten zu suchen.“ Auch mit Gutachten, die sie selbst eingeholt hatte und in denen Zweifel im Vorhaben bestätigt würden, wartete die Gemeindereferentin auf. Manuela Angerer, die vor etlichen Jahren zu den treibenden Kräften für die Errichtung von Lawinenschutzmaßnahmen in Trafoi gehört hatte, rief dazu auf, das Thema zumindest für einen Monat aufzuschieben, „damit sich die Chance ergibt, andere Lösungen zu finden.“ Mit ganz anderen Argumenten und Sichtweisen warteten der Vize-BM Armin Angerer, der Gemeindereferent Samuel Marseiler und etliche Ratsmitglieder auf. Es gehe einzig und allein um die Sicherheit von Trafoi und keineswegs um die Interessen von Privaten. Nur mit einem Lawinenschutz-Projekt könne der Weg für Entwicklungen geebnet werden. Es wäre verantwortungslos, die rund 3,5 Millionen Euro, die das Land für das Vorhaben zur Verfügung stellt, auszuschlagen. „Die Immobilien, die sich derzeit in der roten Zone befinden, wären nachher nicht mehr in dieser Zone“, sagte Samuel Marseiler. Es handle sich de facto um eine Grundsatzentscheidung, mit welcher der Gemeinderat das Vorhaben prinzipiell begrüßt. Natürlich sei darauf zu achten, dass das Projekt so umgesetzt wird, dass möglichst wenig private Grundflächen verbaut und den Anliegen der Anrainer Rechnung getragen wird, soweit das möglich ist. Bei der Abstimmung sprachen sich 9 Räte dafür aus, dem Einreichprojekt zuzustimmen und die Ausführungsplanung voranzutreiben. Manuela Angerer und die 4 Ratsmitglieder der Fraktion „Süd-Tiroler Freiheit - Freies Bündnis für Tirol“ stimmten dagegen und Roland Angerer enthielt sich der Stimme. Im Ratsbeschluss ist ausdrücklich festgeschrieben, dass zum einen die Schutzwirkung der zwei Dämme zu gewährleisten ist und dass andererseits darauf zu achten ist, das Landschaftsbild möglichst wenig zu beinträchtigen. Detail am Rande: einen genehmigten Gefahrenzonenplan für das gesamte Gemeindegebiet von Stilfs gibt es noch nicht. Dies hatte Manuela Angerer ausdrücklich festgehalten. „Das stimmt, aber ein Teilplan für Trafoi wurde erstellt und wir alle wissen, wo dort die roten Zonen sind“, hatte Armin Angerer gekontert.
