Unser Freund Paul Christanell
Naturns - Am 15. April 2025 ist unser Freund Paul Christanell aus Naturns nach kurzer Krankheit heimgekehrt zu Gott. Paul verstarb in vollkommener Ruhe und in Frieden mit sich und der Welt und hat uns Freunden bestätigt, dass er mit allem im Reinen sei und sich freue, zu seinen Menschen und Tieren heimzukehren, die ihn im Laufe seines erfüllten Lebens begleitet haben und nun nicht mehr bei ihm waren. Er freue sich auch, seinen geliebten Sohn David wieder zu sehen, der mit nur 21 Jahren verstorben war. Zu ihm hatte Paul immer ein inniges Verhältnis und er vermisste ihn Zeit seines Lebens sehr. Die beiden waren sich im Herzen und im Geiste sehr verbunden. Die letzten verständlichen Worte von Paul waren: Der ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.
Unsere Luise Ruatti durfte Paul in seinem Sterben begleiten und dafür danken wir Freunde ihr von ganzem Herzen. Auch Doktor Hans Pöll und Michl Schaller konnten noch zwei Tage zuvor seine Hände halten und in den letzten Stunden bei ihm sein, sowie auch Doktor Wolfsgruber und seine mitfühlende Frau und nicht zuletzt Kurt Raffl mit Gattin Marlene vom Haflingerhof in Naturns, die Paul in seinem letzten Jahr ihre Wertschätzung gegeben hatten. Sie hatten Paul bei sich aufgenommen und ihm schon vier Jahre zuvor ein Gärtchen zur Verfügung gestellt, wo er seine Pfanzen und sein Gemüse anbauen konnte. Sterben ist nicht einfach, auch Pauls Familie weiss das. Sterben ist nichts für Feiglinge. So danken wir auch ihr hierfür.
Unserem Freundeskreis ist es wichtig, hier nun Paul noch einmal für alles zu würdigen und zu wertschätzen, was er in seinem langen und erfüllten Leben vollbracht hatte. Paul, als „Meister der Arbeit“ ausgezeichnet und zahllose Diplome dieser Art sollten noch folgen, war Zeit seines Lebens rührig in seinem Schaffen: Auch als Lehrer und Aufklärer und in sehr vielen weiteren Bereichen. Doch für uns war Paul insbesondere ein Freund, der viel mehr war als nur ein Tüftler und Erfinder. Er war uns ein emphatischer Mensch, mit all seinen Sorgen, Freuden und Liebenswürdigkeiten. Paul war ein Mensch, der uns immer mit Freundlichkeit gesegnet begegnete und stets großes Verständnis für die „Anderen“ hatte. Geld spielte bei Paul nie eine Rolle. Seine Wohltätigkeiten nicht nur in Südtirol, sondern auch in der Welt, insbesondere in Nepal, gemeinsam mit Hans Kammerlander, dann später bei zahlreichen Aufenthalten in Vietnam, wo er Heime für Kinder finanzierte, seine Reise auch nach Thailand zu mir nach Koh Chang, zeichneten Pauls Großherzigkeit aus. Auch hier hatte Paul sofort erkannt, wo die Not am größten war und unterstützte nach nur kürzester Zeit Flüchtlingskinder aus Chambodscha, spendete für die zahllosen Straßenhunde auf Koh Chang und bot allen seine Hilfe an, die sie benötigten. Paul war ein ganz Großer. Mitgefühl und Weitblick sowie visionär in seiner Art, waren Attribute Zeit seines Lebens.
Sehr gerne erinnere ich mich an den Tag unseres Kennenlernens. Es war 1991, als wir unsere Flüge nach Nepal gebucht hatten. Wir? Das waren Marianne Mutschlechner, Frau von Friedl Mutschlechner, einem ambitionierten Bergsteiger seiner Zeit, ich, Frau von Roland Losso, ebenfalls passionierter Bergsteiger, und unsere gemeinsame Tochter Denise, die damals 9 Jahr alt war. Wir wollten unseren Männern entgegenreisen, die damals an der „Hans Kammerlander Expedition“ am Manaslu, einem der 14 Achttausender, beteiligt waren. Wir freuten uns auf unsere Zeit in Nepal, wir freuten uns auf Paul, der mitfliegen wollte. Sehr bald schon saßen wir allesamt im Flieger, gemeinsam auch mit Reinhold Messner, der alsbald nach Tibet weiterreiste, um seinen Yeti zu suchen. Wir aber machten uns auf zu jener Schicksalsexpedition, um unsere Männer, bzw. Freunde wieder zu treffen. Paul, rührig wie er war, lernte in Kathmandu die berühmt - berüchtigte Wanda Rutkiewicz kennen, damals eine der besten Bergsteigerinnen der Welt und so entstanden Freundschaften fürs Leben. Leider war Wanda kurze Zeit später schon verschollen und wir sahen sie nie wieder.
Auch „unsere“ Expedition stand unter keinem guten Stern. Es waren zwei tote Freunde zu beklagen: Friedl Mutschlechner und Carlo Großrubatscher kamen nicht vom Manaslu zurück. Unsere Freundschaft aber blieb bestehen und festigte sich im Laufe der Jahre. Paul stand Hans Kammerlander in all seinen tiefen Tälern bei, spendete für dessen Projekte in Nepal, und wir besuchten Hans mehrmals. Paul war loyal und stets hilfsbereit allen gegenüber, die Krisen zu bewältigen hatten oder gerade schwere Zeiten mitmachten. Nur einer, der selber schwere Zeiten erlebt, kann sich in dessen eigenen schweren Zeiten hineinfühlen. Paul, du warst vielen Menschen ein Vorbild. Wir werden dich in unserem Herzen bewahren und dich nie vergessen. Fly high unser Freund. Wir werden dich ewig lieben.