Beim Lokalaugenschein (v.l.): Thomas Pedross (Obmann Heimatpflegeverein), Gemeindereferentin Irmgard Gamper, Förster Joshua Pinggera, Bürgermeister Mauro Dalla Barba, Gemeindereferentin Maria Kuppelwieser, Hannes Gamper (Vorsitzender Bildungsausschuss Latsch), Hubert Steiner (stellvertretender Amtsdirektor beim Amt für Archäologie) und Martina Oberhofer (Chronistin und ehemalige Bibliothekarin).
Über die wertvollen Funde wurde eifrig diskutiert.
Auch Knochen wurden gefunden.
Die Fresken und die weiteren Funde werden noch genauer analysiert
Die Apsis einer zweiten Kirche wurde zufällig entdeckt.

Verborgene Spuren am Töniegg

Neue Ausgrabungen in Goldrain fördern Fresken, Grundmauern und Überreste von Kindern zutage.

Publiziert in 19 / 2025 - Erschienen am 21. Oktober 2025

Goldrain - Viele kulturelle und historische Geschichten gibt es im Vinschgau zu erzählen – einige davon sind heute fast in Vergessenheit geraten. Dazu gehört das kulturell wertvolle Töniegg oberhalb von Schloss Goldrain, wo sich gleich mehrere bedeutende historische Stätten befinden. Einerseits gab es hier eine prähistorische Siedlung: Funde aus der späteren Bronzezeit belegen eine urgeschichtliche Besiedelung des Hügels. In der k. u. k.-Zeit war dort außerdem ein Schießstand. Der historisch bedeutendste Punkt ist jedoch die Antoniuskirche, die inst hier stand. Vom Kirchenpatron, dem hl. Antonius Abt, kommt auch der heutige Name Töniegg. Antonius wurde nämlich auch „Fockn Töni“ genannt, da er mit einem Glöckchen und einem Schwein dargestellt wird. Die Kirche, die historischen Überlieferungen zufolge den Namen St. Anton im Weinberg getragen hat, war vom Grundriss her ein spätromanischer Bau aus dem 13. Jahrhundert. Auch Hinweise, dass sich hier ein Bestattungsort befand, gibt es. Nachdem das Kirchlein unter Kaiser Joseph II. in den 1780er Jahren geschlossen worden war, wurde es dem Zerfall preisgegeben. Der Antoniusaltar wurde in die Goldrainer Kapelle St. Anna in Schanzen gebracht. 1976 wurden bei der Antoniuskirche teilweise die Grundmauern des eckigen Anbaus an der Nordseite ausgegraben. Unlängst führte ein vierköpfiges Team des Landesamtes für Archäologie unter der Leitung des stellvertretenden Amtsdirektors Hubert Steiner und in Zusammenarbeit mit dem Forstdienst hier Ausgrabungen durch. Dabei kam einiges zum Vorschein, darunter die Grundmauern und Fresken. Letztere sollen nun noch genauer analysiert werden. 

Knochen von Kindern entdeckt 

Bei Grabungen einige Meter unterhalb der Antoniuskirche machten die Archäologen einen weiteren bemerkenswerten Fund: Sie entdeckten zufällig die Apsis einer bislang unbekannten, älteren Kirche. In diesem Bereich kamen zudem Knochen und Gebissreste zum Vorschein, wobei es sich um die Skelette von drei Neugeborenen bzw. Kleinkindern handeln dürfte. Diese Funde sollen noch genauer analysiert werden, um sowohl das Alter der Kinder als auch die zeitliche Einordnung der Überreste zu bestimmen. Über das Baujahr des zweiten Kirchleins ist bislang ebenfalls nichts bekannt, fest steht jedoch, dass es vor der Antoniuskirche errichtet wurde. Es könnte sich um die älteste Kirche in der Gemeinde Latsch handeln. „Es sind noch viele Fragen offen“, brachte es Hubert Steiner bei einem Lokalaugenschein mit Gemeindeverantwortlichen und Vertreter/innen lokaler Kultur- und Bildungsvereine auf den Punkt. Es gelte nun auch, die Archivalien mit der Archäologie zusammenzubringen. „Mit den Ausgrabungsarbeiten haben wir vorerst abgeschlossen“, so Steiner. Die Ausgrabungsorte sollen voraussichtlich heuer noch zugeschüttet werden, damit der Bestand erhalten bleibe. 

Michael Andres
Michael Andres

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