Hilde und Nico mit 6 von ihren insgesamt 21 Zwergschafen in den Weinhängen unterhalb des Klosters Marienberg.
Liselot, das Leitschaf der Herde.
Diese Schafe machen „Wellnessurlaub“ beim Garberhof
Der Widder Olaf

Vierbeinige Rasenmäher

Zwergschafe helfen bei der Mäharbeit im Weinberg mit.

Publiziert in 20 / 2021 - Erschienen am 10. Juni 2021

Marienberg/Laatsch - Sie sind zutraulich, haben alle einen Namen und arbeiten ohne Entgelt im Weinberg mit. Ihr Lohn sind Gräser und Kräuter, die sie zwischen den schmalen Terrassen der steilen Weinhänge unterhalb des Klosters Marienberg finden. Das Privileg, im höchstgelegenen Weingut des europäischen Festlandes (1.340 m) als vierbeinige Rasenmäher mitzuhelfen, haben nur die 21 Zwergschafe von Hilde Van den dries und ihrem Mann Nico. Es war im Frühjahr 2018, als das Winzerpaar die ersten drei Schafe der Rasse Ouessant in Lüsen kauften und im Weinberg einsetzten. Es handelte sich um einen Widder und um zwei trächtige Mutterschafe. Später kamen 6 weitere Mutterschafe derselben Rasse dazu. „Der Widder Olaf leistete gute Arbeit, sodass die Herde auf 21 Tiere anwuchs“, erzählten Hilde und Nico kürzlich dem der Vinschger, umzingelt von Lieselot, Soetkin (die flämische Bezeichnung für „süßes Kind“), Lili, Jozefien, Marieke und Fridolin. Fridolin, der einzige männliche Nachkomme, ist mittlerweile ebenso kastriert wie sein Vater Olaf. Und wo ist Olaf? „Der macht mit den restlichen Muttertieren gerade Wellnessurlaub beim Garberhof in Mals,“ verrät Hilde. Unterhalb des Hotels wurde eine kleine Wiese für die Schafe eingezäunt und ein Unterstand errichtet. Die großen und kleinen Hotelgäste haben Olaf und seinen Harem schon längst in ihr Herz geschlossen. Kastriert wurden die Widder deshalb, um ein weiteres Wachstum der Herde zu vermeiden. „21 Schafe sind mehr als genug“, stimmen Hilde und Nico überein. Die „Mäharbeit“, die seit 2018 von den Schafen an den Weinhängen verrichtet wird, ist eine erhebliche Arbeitserleichterung. Eine Mähmaschine könnte an den steilen Hängen und auf den schmalen Terrassen nicht eingesetzt werden. Die Rinden der Reben und auch die Weinbeeren rühren die Schafe übrigens nicht an. Sehr wohl aber machen sie sich über die Triebe der Reben her. Um die Triebe und austreibenden Knospen zu schützen, werden die Schafe daher zu bestimmten Zeiten eingezäunt. Immer tabu bleibt für die Schafe natürlich der sogenannte Beerenhang, wo unterschiedliche Beeren gedeihen. Auf dem Großteil der insgesamt rund 2,3 Hektar umfassenden Pachtflächen gedeihen die Weißweine Solaris und Muscaris sowie der Rotwein Cabernet. Die ersten Trauben konnten nach vierjährigen Vorarbeiten im Herbst 2016 geerntet werden. Der Einsatz der Schafe passt bestens in das Konzept der biodynamischen Arbeitsweise, der sich die Familie Van den dries vom Weinhof Calvenschlössl in Laatsch seit 2005 verschrieben hat. Die Weinlese 2020 war laut Hilde und Nico wegen des nassen und kalten Oktobers etwas durchwachsen. Ungetrübt bleibt die Überzeugung, „dass der rein ökologische Weinanbau in diesen Höhenlagen nicht nur möglich ist, sondern auch mit Erfolg betrieben werden kann, obwohl wir das Ganze immer noch als eine Art Experiment ansehen.“ Dass die Weine einzigartig und unvergleichlich sind, hat sich mittlerweile weit herumgesprochen.

Wer braucht Schafwolle?

Auf der Suche ist Hilde Van den dries derzeit noch nach jemandem, der die Wolle der Schafe verwerten möchte. Ouessantschafe haben ein halbgeschlossenes, mischwolliges Vlies mit sehr feiner Unterwolle. Interessierte können sich unter Tel. 347 8186362 melden. Den Winter verbringen die Ouessantschafe übrigens beim Calvenschlössl in Laatsch. Sie sind fast immer im Freien, auch wenn Schnee liegt. Wenn es ihnen zu nass wird, suchen sie ihren Unterstand auf. Das Ouessantschaf ist die kleinste Schafrasse Europas. Es hat seinen Namen von der Île d’Ouessant, einer 15,6 Quadratkilometer großen, baumlosen, französischen Atlantik-Insel. Die Muttertiere werfen nur einmal im Jahr ein Lamm. Detail am Rande: Liselot hat nur 3 Beine. Eines musste ihr nach einer Krankheit von einem  Tierarzt abgenommen werden, was sie aber nicht daran hindert, die Herde als Leitschaf zu führen.

Josef Laner
Josef Laner

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