Die Familie Holzer mit (v.l.) Peter, klein Rosa, Anja, David, Hannes, Sepp und Christina. Auch Hund Lucky darf auf dem Familienfoto nicht fehlen.
Peter Holzer bei der Stallarbeit.

Vorbildhafte Bergbauern

Der Bergbauernpreis 2020 ging an den Premstlahof in Martell. Ein Ortsbesuch.  

Publiziert in 20 / 2020 - Erschienen am 4. Juni 2020

MARTELL - Auf einer Meereshöhe von rund 1.530 Metern bewirtschaftet die Familie Holzer den Premstlahof. Knapp fünf Hektar steile Wiesen, derzeit vier Milchkühe, neun Jungtiere, rund 20 Tiroler Bergschafe, Schweine, Hennen sowie eine Ferienwohnung gehören zum Hof. „Es ist nicht immer einfach, aber die Arbeit macht uns große Freude“, betont der 41-jährige Peter Holzer im Gespräch mit dem der Vinschger.

Besucht man die Familie - das sind Peter Holzer, seine Ehefrau Anja Schulze, die drei gemeinsamen Kinder David, Hannes und Rosa - dann merkt man schnell: Der Premstlahof wird mit viel Leidenschaft bewirtschaftet. Kein Wunder, dass sich die Familie Holzer über den Bergbauernpreis 2020 freuen durfte. Mit dem Bergbauernpreis zeichnen der Südtiroler Bauernbund und die Raiffeisenkassen Südtirols bäuerliche Familien aus, die besondere Leistungen erbringen. Drei Höfe erhielten auch heuer den Preis, und zwar die Familie Rainer aus Innichen/Winnebach, die Familie Canazei aus St. Ulrich und als Vinschger Vertretung die Familie Holzer. Erstmals seit langer Zeit ging der Preis in diesem Jahr wieder ins Martelltal. „Es gibt sicher viele Höfe und Familien im Tal sowie im gesamten Vinschgau, die den Preis eher verdient hätten als wir. Aber natürlich freuen wir uns sehr“, erklärt Peter Holzer bescheiden. 

Hofarbeit von klein auf 

Bereits von klein auf arbeitete Peter Holzer fleißig am heimischen Hof mit und unterstütze seinen Vater Sepp, auch bekannt als Schäfer von Martell, sowie seine Mutter Christina. Insbesondere in den Sommermonaten, als Vater Sepp auf der Alm arbeitete, war der junge Peter gefordert. Heute helfen ihm seine Mutter Christina und sein Vater, der bereits seit über 40 Jahren die Schafe auf der Zufallalm im hinteren Martelltal hütet, noch tatkräftig bei der Hofarbeit. 

„Es gibt immer was zu tun“, weiß auch Peters Ehefrau Anja. Das Paar lernte sich bereits 2004 kennen. Die in Weimar geborene und im ostdeutschen Sachsen aufgewachsene Anja Schulze war damals auf der Lyfi Alm als Sennerin beschäftigt. Die Absolventin einer landwirtschaftlichen Schule war aufgrund eines Praktikums ins Martelltal gekommen. Dass sie hier sesshaft werden würde, hätte sie damals nicht gedacht. Die Deutsche und der Marteller lernten sich 2004 nicht nur kennen, sondern auch lieben. 2010 zog sie zu ihm ins Martelltal, 2013 folgte die Hochzeit. In diesem Jahr wurde auch Sohn David geboren, ein Jahr später kam Hannes zur Welt. Vor zwei Jahren wurde die kleine Rosa geboren. 

Vollerwerbsbauern 

Bis 2015 arbeitete Peter Holzer in der Geos und führte den Hof mit seinem Vater als Nebenerwerb. 2016 übernahm er den Hof und entschied sich, diesen im Vollerwerb zu bewirtschaften. Neben der Milchwirtschaft ist seit 2017 der Urlaub auf dem Bauernhof ein wichtiges zweites wirtschaftliches Standbein für die Familie. „Aufgrund der Coronavirus-Krise ist es natürlich momentan schwierig“, betont Holzer. Eine Ferienwohnung für eine vier- bis fünfköpfige Familie stünde zur Verfügung, aufgrund der Pandemie blieb diese jedoch in den vergangenen Monaten leer. „Nun hoffen wir, dass im Sommer etwas Normalität einkehrt“, so Holzer. 

Dennoch blicken die Bergbauern nach vorne. Bereits für die Saison im nächsten Jahr soll eine zweite Ferienwohnung entstehen. Beim Urlaub auf dem Bauernhof setzt das Bergbauernpaar auch auf hofeigene Produkte. Hierbei bekommen die Gäste zum Frühstück schmackhafte Marmeladen und vieles mehr. Zudem gibt es Almkäse, Speck und Kaminwurzen aus eigener Produktion. 

„Vielfalt ist wichtig“ 

Künftig möchte sich die Familie Holzer ein weiteres Standbein schaffen und Fleisch direkt vermarkten. „Die Vielfalt am Hof ist uns sehr wichtig“, unterstreicht Anja Schulze. Die vielen Ideen der Familie und die Gesamtsituation haben schließlich auch die Jury überzeugt. „Die Bergbauernpreisträger bewirtschaften mustergültig ihre Höfe und tragen damit zum Erhalt der einmaligen Südtiroler Kulturlandschaft bei“, betonte Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler in einer Presseaussendung. Zudem seien die Qualitätsprodukte ein wichtiges Merkmal. Der Premstlahof mit seinen steilen Wiesen weise 107 Erschwernispunkte auf. Auch viele Auflagen, die es aufgrund der Lage im Nationalpark Stilfser Joch gibt, machen die Bewirtschaftung nicht einfacher, hieß es vonseiten des Bauernbundes. 

Den Preis, der neben Wert-schätzung und Ansehen auch einen Geldbetrag, gestiftet vom Landesverband der Raiffeisenkassen, beinhaltet, hätte die Familie Holzer am 29. Februar bei der Landesversammlung des Südtiroler Bauernbundes feierlich erhalten sollen. Aufgrund der damals beginnenden Coronavirus-Krise wurde die Versammlung jedoch zwei Tage vorher abgesagt. Der Freude über die Wertschätzung und die finanzielle Hilfe tat dies freilich keinen Abbruch. „Es ist ein Beweis dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Holzer. Ein Weg, den die sympathische Bergbauernfamilie auch in Zukunft weiter gehen will.  

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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