„Beitrag für eine positive Entwicklung in Schlanders“
Publiziert in 5 / 2006 - Erschienen am 8. März 2006
Schlanders – Wie bereits berichtet, hat die SVP Ortsgruppe Schlanders ihren Ortsausschuss neu bestellt. Bei der konstituierenden Sitzung am 22. Februar galt es, den Parteivorsitz neu zu bestimmen. Aus dieser Wahl ging erwartungsgemäß kein Überraschungssieger hervor. Mit 12 von 16 Stimmen wurde Erwin Dilitz, dem klaren Stimmenvorsprung bei der Ortsausschusswahl entsprechend, zum Obmann der Ortsgruppe Schlanders gewählt. Ortsobmannstellvertreter wurde Paul Tappeiner, der bei der Wahl des Ortsausschusses nach Dilitz am meisten Stimmen auf sich hatte vereinen können. Auch die Delegierten für den SVP-Koordinierungsausschuss wurden bei der Sitzung ernannt. Diese sind Siegmar Tschenett für die Wirtschaft und Manfred Horrer für die Arbeitnehmer. „Der Vinschger“ hat mit dem dem neuen Ortsobmann Erwin Dilitz gesprochen.
„Der Vinschger“: Aus welchem Grund haben Sie beschlossen, sich aktiv dem politischen Leben in Schlanders zu widmen?
Erwin Dilitz: Die Politik hat mich schon immer interessiert. Ich fühle mich in Schlanders zu Hause und folglich liegt es mir am Herzen, dem politischen Geschehen im Dorf nicht teilnahmslos zuzusehen, sondern zu versuchen, einen Beitrag für die weitere Entwicklung unserer Gemeinde zu leisten.
„Der Vinschger“: Sie sind allgemein als fähiger Rechtsanwalt bekannt und in mehreren Institutionen erfolgreich tätig. Wohl einige Parteien hätten Sie mit „Handkuss“ aufgenommen. Warum haben Sie die SVP als Ausgangspunkt für Ihre politische Aktivität gewählt?
Erwin Dilitz: In der bestehenden Parteienlandschaft unseres Dorfes fühle ich mich der SVP am meisten zugetan. Die gegebene Vielfalt der Parteien und politischen Bewegungen ist für einen konstruktiven Dialog unerlässlich, doch kann ich mich mit den Themen der Oppositionsparteien nicht identifizieren. Es gibt nämlich wichtigere Inhalte als die Gehälterfrage und die „weibliche“ Gemeindesatzung.
Die SVP bietet die Möglichkeit, Fragwürdiges zum Wohl der Allgemeinheit verändern zu können.
„Der Vinschger“: Welche Ziele streben Sie als Obmann an?
Erwin Dilitz: Zunächst ist es wichtig, unsere Ortsgruppe intern zu festigen. Es soll ein faires, fruchtbares und vor allem effizientes Arbeitsklima geschaffen werden, in dem Konfliktsituationen durch einen offenen Dialog zu bewältigen sind. Zudem gilt es, die Attraktivität der Partei zu erhalten bzw. zu verbessern, denn bei der aufmerksamen Analyse der Mitgliederliste fällt auf, dass zwei große Gruppen unserer Bevölkerung ungenügenden Zulauf zur SVP finden. Zum einen ist dies das Bildungsbürgertum, zum anderen die Jugend. Wir werden uns bemühen, vermehrt das Gespräch mit ihnen zu suchen, auf ihre Vorstellungen und Bedürfnisse einzugehen und sie für unsere Arbeit zu überzeugen.
„Der Vinschger“: Die Jugend, wie Sie selbst sagen, kann mit der SVP als Interessensvertretung offenbar wenig anfangen. Wie erklären Sie sich das?
Erwin Dilitz: Es liegt meines Erachtens in der Natur des Jugendlichen, den Dogmen der „Alten“ nur zaghaft Konsens zu schenken, denn der Jugendliche will ernst genommen und als gleichberechtigter Gesprächspartner anerkannt werden. Durch das Nichteinbeziehen des Jugendlichen in den politischen Dialog und die politische Arbeit ergibt sich die logische Konsequenz, dass Jugendliche versuchen, sich auf andere Weise Gehör zu verschaffen. Die Unfähigkeit der Politik, die Jugend in die Verwirklichung von Zielen und Anliegen der Gemeinschaft einzubinden, führt zum leider weit verbreiteten und konsequent an den Tag gelegten Desinteresse des jungen Menschen an der Politik. Wer nicht gehört wird, sucht sich entweder einen anderen Gesprächspartner oder schweigt. Dieses Schweigen ist eine Form der Protestausübung. Die sinkende Beteiligung an den politischen Wahlen und vor allem die kontinuierlich sinkende Mitgliederzahl der Parteien sind die auffälligsten Folgen. Wir werden uns bemühen, Ziele und Vorhaben unserer neuen Ortsgruppe auch für die Menschen interessant und durchsichtig zu machen, die bisher der Politik eher distanziert begegnet sind. Vielleicht gelingt es uns, sie für persönliches Engagement zu gewinnen.
„Der Vinschger“: Welches ist auf Gemeindeebene das dringendste Problem?
Erwin Dilitz: Primär gilt es, weitere gezielte Maßnahmen zur Festigung des Wirtschaftsstandortes Schlanders zu ergreifen. Das Ortszentrum, sprich die Fußgängerzone als belebte Einkaufsstraße, hat leider in den letzten Jahren einiges an Attraktivität eingebüßt. Wie andernorts bereits geschehen, muss auch für Schlanders ein Konzept erarbeitet werden, das unser Dorf aus seinem Dornröschenschlaf weckt und ihm seine Anziehungskraft als wirtschaftlicher Mittelpunkt und Einkaufszentrum zurückgibt. Erste Schritte in diese Richtung wurden bereits in die Wege geleitet.
Interview: Werner Wallnöfer
Wer ist Erwin Dilitz?
Erwin Josef Dilitz, Jahrgang 1963, ist gebürtiger Obervinschger und lebt bis zu seinem elften Lebensjahr in Reschen. Er besucht die Mittelschule und das humanistische Lyzeum im „Johanneum“. Er maturiert eben dort und studiert danach Rechtswissenschaften an der „Universitá Cattolica del Sacro Cuore“ in Mailand. Nach Abschluss seines Studiums besetzt er eine Stelle in der Rechtsabteilung des LVH in Bozen, der ihn nach einem Jahr als Bezirksleiter nach Schlanders entsendet. Dilitz absolviert die Prüfung für Gemeindesekretäre, entscheidet sich aber, das Praktikum für den Anwaltsberuf zu absolvieren und ist seit nunmehr zehn Jahren Rechtsanwalt. Als Partner der Anwaltssozietät Kiem & Ganner & Dilitz betreibt er eine Kanzlei in Schlanders und in Algund. Erwin Dilitz ist Mitglied der Bezirkswahlkommission, Präsident des Kulturhauses Schlanders und als Vater von zwei Söhnen Elternvertreter im Klassen- und Schulrat.
Werner Wallnöfer