Die Jägerin Monika Puner (links) war eigens aus Villnöß zur Buchvorstellung angereist. Sie ist eine Jagdkollegin von Ingrid Andreaus aus Mals (Zweite v.r.), der Ansprechpartnerin der Jägerinnen im Jagdbezirk Vinschgau, die Luwig Blaas (Bildmitte) zur Herausgabe des Buches gratulierte und ihm eine Flasche Wein überreichte. Ebenfalls im Bild Horst Eberhöfer (Zweiter v.l.), Autor des Buches „Der Wilderer im Nationalpark“, sowie Hans Perting vom Provinz Verlag (ganz rechts).

Das Schreckgespenst aller Wilderer

Publiziert in 44 / 2010 - Erschienen am 9. Dezember 2010
Burgeis – Der Schuss in den Rücken; Wildererpech; Der abgeschnittene Gamslauf; Der Biss in den Busen; Die Fuchstrappel, Calva nachts; Die Rache der Jäger; Die teuren Würste; Der Hirsch des Herrn Landesrates; Auf Leben und Tod; Die verschwundene Pistole: Schon allein diese Überschriften verraten, was den Leser des Buches „Jagdaufseher Ludi“ erwartet. Auf 180 Seiten beschreibt der ehemalige, 1935 in Burgeis geborene und in Schluderns wohnhafte Jagdaufseher Ludwig Blaas, was er während seiner beruflichen Laufbahn im Revier Mals im Kampf gegen die Wilderer alles erlebt hat. Die über 40 Kapitel sind nur ein Bruchteil der „Erinnerungen“ des Jagdausehers „und es ist kein Wort gelogen“, wie Ludwig Blaas am 2. Dezember bei der Vorstellung seines im Provinz Verlag erschienenen Buches im voll besetzten Kulturhaus (ca. 120 Personen) in Burgeis beteuerte. Wie berichtet, arbeitete Ludi Blaas jahrzehntelang eng mit dem ehemaligen Staatspolizisten Gioacchino Cristelli und auch mit Beamten der Finanzwache in Mals zusammen. Cristelli hätte eigentlich zur Buchvorstellung kommen sollen, war aber angeblich im Schnee stecken geblieben. Auf die Frage, ob ihn vielleicht der Mut verlassen haben könnte, öffentlich aufzutreten, meinte Ludwig Blaas: „Nein. Er war schon während der vergangenen Woche mehrere Tage hier und gab auch Interviews. Erst vor wenigen Stunden rief er mich an und sagte, dass er in der Val Sugana im Schnee stecke und nicht weiterkomme.“ Blaas und Cristelli waren ein „mythisches Gespann“ im oberen Vinschgau, „beide legendär und beide schon zu ihren Lebzeiten Legende“, wie Hans Perting (Künstlername von Johannes Fragner Unterpertinger) im Namen des Provinz Verlages ausführte. In der Einleitung beschreibt er sie als unbestechliche, knallharte Beamte, „die weder Vorgesetzte, noch Tod und Teufel fürchteten, die polarisierten, und die dennoch, mehr oder weniger unbeschadet, ihre Dienstzeit überlebten, trotz tätlicher Angriffe, Schüsse und Morddrohungen.“ Der Provinz Verlag sei es dem ehemaligen Jagdaufseher schuldig, sein Buch zu publizieren, „ist doch das Buch ‚Der Wilderer im Nationalpark’ von Horst Eberhöfer einer unserer Best- und Longseller, und es war unter anderem Blaas Ludwig, der seinerzeit bei der Verhaftung von Horst Eberhöfer mitgewirkt hatte.“ Dass Eberhöfer mit seiner provokanten Meinung, dass die Jagd ein Wildern mit Lizenz und das Wildern eine Jagd ohne Lizenz sei, oft mehr als Recht hat, geben die von Ludi Blaas erzählten Geschichten laut Hans Perting eindrucksvoll wieder. Dass Jäger aus dem ehemaligen Wirkungskreis von Blaas sogar interveniert seien, „um die Her­ausgabe dieses vorliegenden Buches zu verhindern, hat uns Herausgeber mehr denn je bestärkt, diese Lebensgeschichte als ein wichtiges Steinchen im Mosaik der größeren Wahrheit zu veröffentlichen.“ Damit die „gefassten“ und überführten Wilderer und wildernden Jäger anonym bleiben, wurde auf die Veröffentlichung der Anfangsbuchstaben ihrer Namen verzichtet. Wenn Ludi Blaas seine „Geschichten“ erzählt, braucht er das Buch nicht. Er hat alles im Kopf. Als schlimmste Erfahrung schilderte er einen Vorfall in Matsch. Er habe es mit dem gefährlichsten Wilderer seiner Dienstzeit zu tun gehabt. Der Mann richtete seine Waffe auf Ludwig Blaas: „Gott sei Dank war ich schneller als er und konnte einen Warnschuss abgeben.“ Es folgten eine Rauferei und Todesangst. Aber auch Heiteres hat Ludi Blaas aufgeschrieben: Ein verdächtiger, junger Wilderer wurde am 12. Dezember 1981 hinter dem Ofen hervorgeholt. Sein Hals war noch mit schwarzer Farbe beschmiert. Auf die Frage, warum er am Hals noch schwarz sei, sagte er zu Blaas und Cristelli, dass am 5. Dezember Nikolaustag war, dass er als Krampus dabei gewesen sei und sich seither nie mehr gründlich gewaschen habe. Ludwig Blaas gesteht im Buch auch ein, stets ein Einzelgänger gewesen zu sein: „Die Einzigen, die mich in meinem Leben nie enttäuscht haben, sind meine vierbeinigen Freunde, die Hunde.“ Blaas gibt auch zu, in seinem Übereifer manchmal fast zu weit gegangen zu sein: „…ich war nicht immer im Recht, auch ich habe geirrt, aber die richtige Person hat es immer getroffen.“ Eine Diskussion, wie sie sich einige wohl erwartet hatten, war im Zuge der Buchvorstellung nicht eingeplant worden. Mit passender Musik umrahmt hat die Buchvorstellung die Jagdhornbläsergruppe „Hirschruf“ aus Graun. Das Buch „Jagdaufseher Ludi“ ist im Buchhandel für 17 Euro erhältlich.
Josef Laner
Josef Laner

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