Fünf Vinschger wollen auf den Cho Oyu
Publiziert in 7 / 2006 - Erschienen am 5. April 2006
Ohne Hochträger und zusätzlichen Sauerstoff wollen fünf Vinschger den 8.201 Meter hohen Cho Oyu im Himalaya auf dem Normalweg besteigen. Der Leiter der Expedition ist der 38-jährige Stephan Andres aus Laas, der bereits vier Achttausender bestiegen hat. Die weiteren vier Teilnehmer, Hermann Schweitzer (62) aus Naturns, Ernst Alber (46) aus Tschars, Rudi Alber (43) aus Tschars und Roland Blaas (40) aus Naturns haben bereits Sechs- bzw. Siebentausender bestiegen und haben sich auf die Cho Oyu-Expedition besonders gut vorbereitet. Ernst Alber, Angestellter im Naturpark Texelgruppe, ist seinen Bergfreuden bereits vorausgereist und befindet sich schon seit etlichen Tagen im Himalaja, wo er mittlerweile eine Trekkingtour unternimmt. Stephan Andres (Baustellenleiter), Hermann Schweitzer (Bodenleger), Rudi Alber (Landwirt) und Roland Blaas (Geometer) brechen am heutigen Mittwoch, 5. April, vom Flughafen in München in Richtung Richtung Kathmandu auf.
„Die größten Probleme werden sicher die Kälte und der Wind sein,“ hatte Stephan Andres am 1. April bei der Vorstellung der Expedition im Hotel „Sand“ in Tschars angekündigt. Im Anschluss an die Material- und Ausrüstungsbeschaffung sowie an die Einholung der Genehmigung wird sich die Fünfer-Gruppe mehrere Tage lang im Dorf Tingri in Tibet (über 3000 Meter) aufhalten. Die weitere Akklimatisation erfolgt später im unteren und oberen Basislager, das bereits auf 5.700 Metern liegt. Anfangs Mai sollen dann nach und nach drei Hochlager aufgebaut werden, das letzte auf einer Höhe von rund 7.500 Metern. „Wenn es das Wetter zulässt, werden wir zwischen dem 10. und 15. Mai einen Gipfelaufstieg versuchen,“ kündigte Stephan Andres an. Rein vom Bergsteigerischen her sei der Aufstieg über die Normalroute nicht gefährlich. Wohl aber können sehr starke Winde einsetzen und auch die Kälte sei enorm.
Stephan Andres hat alle vier Achttausender, die er bisher bezwungen hat (Shisha Pangma, Makalu, Nanga Parbat und Lhoste) zusammen mit Christian Kunter aus Prad bestiegen. Im Vorjahr wollte er zusammen mit Christian Kuntner und weiteren Expeditionsteilnehmern den Annapurna besteigen, als am 18. Mai das Unfassbare geschah: Christian Kuntner wird von einer Eislawine erfasst und getötet. Mit Ausnahme des Annapurna hatte Kuntner alle 14 Achttausender bestiegen.
„Wir wollen nicht mit Gewalt auf den Gipfel. Ich für meinen Teil möchte erfahren, wo meine Grenzen liegen,“ sagte Hermann Schweitzer bei der Vorstellung der Expedition.
Der Cho Oyu (Göttin des Türkis) ist der sechsthöchste Berg der Welt. Er liegt neben dem Mount Everest. Erstbestiegen hat den Cho Oyu eine österreichische Expedition unter der Führung von Herbert Tichy im Jahr 1954. Im Jahr 1983 ist Reinhold Messner die vierte nachgewiesene Besteigung gelungen.
Die fünf Vinschger hoffen, gegen Ende Mai wieder in Südtirol zu sein. Spätester Rückflugtermin ist der 26. Mai.
Josef Laner