„Homöopathie ist eine Ganzheitstherapie“

Publiziert in 13 / 2005 - Erschienen am 7. Juli 2005
Alexander Angerer aus Stilfs ist Arzt und hat eine Zusatzausbildung als Homöopath. Zudem hat er eine Ausbildung in der traditionellen chinesischen Medizin in Innsbruck abgeschlossen, das heißt, er behandelt seine Patienten auch mit Akupunktur. „Der Vinschger“ sprach mit Dr. Angerer. „Der Vinschger“: Herr Angerer, wie setzen Sie die Akupunktur ein? Angerer: Es gibt verschiedene Arten von Akupunktur, ich wende das therapeutische Stechen an. Ich entscheide von Fall zu Fall, ob ich damit arbeiten soll. Fällt Ihnen ein Beispiel dazu ein? Angerer: Ja, ein Baby war kürzlich im Mutterleib in der 35. Schwangerschaftswoche in der Steißlage. Dies bedeutet, dass keine natürliche Geburt möglich ist, sondern ein Kaiserschnitt durchgeführt werden muss. In Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt habe ich das Akupunktur-Stechen angewandt. Das Baby hat sich gedreht und konnte auf natürlichem Wege geboren werde. Das war ein sofortiges Erfolgserlebnis! Sind solche Erfolgserlebnisse mit einer homöopathischen Behandlung nicht eher selten? Angerer: Eher selten stimmt nicht. Sofortige Erfolge gibt es sehr wohl bei akuten Fällen, in chronischen stellen sie sich aber oft erst nach geraumer Zeit ein. Warum ist das so? Angerer: Homöopathie ist eine Ganzheitsmedizin, die 1796 ihre Geburtsstunde in Deutschland hatte mit Samuel Hahnemann. Sein Leitsatz war „similia similibus curentur – Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt“. In der Homöopathie werden nicht Diagnosen gestellt und behandelt, sondern der ganze Mensch wird in seiner Gesamtheit betrachtet. Dieser Vorgang erfordert eine gewisse Zeit. Sie haben Medizin in Innsbruck studiert und sind jetzt Homöopath? Was hat sie dazu bewogen? Angerer: Ich wurde hellhörig, als mein Vater schwer erkrankt war. Wir hatten Dr. Werner Fundneider in Meran aufgesucht. Ich war ganz einfach von dieser für mich noch fremden Methode fasziniert. In Wien bot sich mir dann die Möglichkeit, auf universitärer Ebene die Homöopathie in ihren wissenschaftlichen Grundzügen vertieft zu studieren. Die Ausbildung dauert vier Jahre. Nach ein paar Tagen wollte ich schon heimfahren. Das, was ich hörte, war für mich im ersten Moment unverständlich bis der Funke übersprang. Wie? Angerer: Es leuchtete mir ein, dass es notwendig ist, bei einer Behandlung das Immunsystem von vornherein zu unterstützen und die Abwehrkräfte zu stärken. So bedarf es keiner reinen Symptombekämpfung mittels Medikamenten, da der Körper von sich aus gestärkt, mit dem pathologischen Prozess fertig wird Könnten Sie wiederum ein Beispiel nennen? Angerer: Ganz einfach Fieber. Wieso muss Fieber sofort bekämpft werden? Sicher, es deutet auf eine mögliche Entzündung hin, hat aber den Vorteil, dass der Körper sich so eine erste natürliche Hürde verschafft. Das Fieber hat einen Hintergrund, dieser soll angegangen werden. Was ist das Wichtigste bei einer homöopathischen Behandlung? Angerer: In erster Linie soll die Therapie von einem Arzt durchgeführt werden, der eine fundierte Ausbildung der komplexen Materie Homöopathie absolviert hat. Weiters ist die Mitarbeit des Patienten wichtig. Ich handhabe es immer so, dass ich Nachbesprechungen mache, um die Wirkungen der Arzneien festzustellen und weitermachen zu können. Der Patient wird voll in die Therapie eingebunden. Wo praktizieren Sie? Angerer: Ich habe im vergangenen Herbst in Naturns eine Praxis eröffnet. Warum glauben Sie, wehren sich Schulmediziner immer noch heftig gegen die Homöopathie? Angerer: Vielfach geschieht dies aus Unwissenheit. Die Homöopathie umfasst ein ganz anderes Spektrum, das man genau kennen muss. Oft wird Homöopathie mit paramedizinischen Heilmethoden gleichge- stellt, das schadet der ernsthaften Arbeit des Homöopathen. Was ich noch unterstreichen will, die Homöopathie ergänzt die Schulmedizin, sie schließt sie nicht aus. Das halte ich mir immer vor Augen.
Daniela di Pilla
Daniela di Pilla

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