Mein Zivildienst
Publiziert in 11 / 2005 - Erschienen am 9. Juni 2005
Nachdem ich im März 2004 die Musterung in Padova hinter mir hatte, und „leider“ für tauglich erklärt wurde, entschied ich mich, den Militärdienst als Zivildiener hinter mich zu bekommen. Zu Hause angekommen suchte ich in meiner Heimatgemeinde St. Martin in Passeier an, um den Zivildienst im Altersheim, der Bibliothek oder im Jugendtreff zu leisten.
Ende Juni erwartete mich meine Mutter mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Du hosch in Concedo gekriag!“ und hält mir einen Brief unter die Nase. Mit Genuss nahm ich den Brief. Die große Vorfreude über den „Concedo“ verflog, als ich fett gedruckt las: „…casa di riposo Lasa …“. Mein erster Gedanke war „nix mit freigian“ und „wou gibs in Pseir a Vinschgaustrouss?“ Erneut lass ich den Brief und erst jetzt wurde mit klar, dass ich ab Juli die nächsten zehn Monate im Vinschgau und nicht in Passeier verbringen würde. Darüber musste ich mich, einfach nur noch aufregen. Bis zu meinem Dienstbeginn versuchte ich mich irgendwie vor dem Zivildienst zu drücken; soll ich eine neue Lehre beginnen oder ins Ausland gehen, um dort zu arbeiten? Irgendwann jedoch dachte ich „moch uanfoch s’Beste draus, loss es auf dir zuakemmen“.
Am Freitag 30. Juli musste ich meinen Dienst im Altenheim Laas beginnen. Mit gemischten Gefühlen machte ich mich auf den Weg in den Vinschgau, und wurde im Altenwohnheim von den Mitarbeitern und der Direktorin herzlichst begrüßt.
Meine Dienstwochen waren am Anfang zwischen Küchendienst und Pflege aufgeteilt. Nach und nach lernte ich die Heimbewohner und das Personal besser kennen. Mit der Altenwohnung als Unterkunft war ich äußerst zufrieden.
Meine bisherige (frühere) Einstellung zu Altersheimen und alten Menschen verflüchtigte sich bald. Ich fühlte mich einfach wohl, besonders wenn mir einer der Heimbewohner ein Lächeln als Dankeschön schenkte. Immer mehr wurde mir bewusst, welche Freude es mir bereitete, den Menschen im Heim behilflich sein zu können. Auch das Pflegepersonal merkte dies und sie lernten mit allerhand Sachen im Umgang mit alten Menschen. Die Zeit begann zu verfliegen und schon war es Winter. Mittlerweile war es ganz normal und es machte mir nicht sehr viel aus, dass ich den Zivildienst in Laas machen musste. Den Antrag um Versetzung schickte ich gar nicht mehr ab. Da ein Zivi mehr Zeit als Geld hat, sah ich es für sinnvoll mich in meiner Freizeit während der Woche in der Wohnung aufzuhalten. Ausgestattet mit ORF, ZDF und einigen anderen Sendern unterhielt mich mein kleiner TV, zwischendurch las ich auch ein Buch „oder i hon a bissl af dr Gittarre umrgspielt“. Weil immer noch Zeit übrig war oder mir langweilig wurde, fuhr ich zwischendurch ins Passeiertal. Der Winter in Laas ist zwar lang und kalt aber durch das gute Arbeitsklima und die Freude an der Arbeit mit alten Menschen, ging auch das vorbei. In mir wuchs immer mehr der Gedanke mich nach dem Zivildienst als Sozialbetreuer ausbilden zu lassen. Auch der Frühling, somit meine letzten Monate als Zivi, gingen rascher vorbei als ich dachte. Heute am vorletzten Tag meines Dienstes und während des Schreibens, kommen mir die zehn Monate vor wie ein Augenblick.
Jetzt bin ich froh, den Zivildienst im Altenwohnheim Laas gemacht zu haben, ich hab viel gelernt und dadurch endlich einen Beruf gefunden, der mit gefällt und mir sehr viel Freude bereitet. Es freut mich, im Sommer wieder Geld zu verdienen, doch kann dir Geld all das geben, was ein dankendes Lächeln, ein einfaches Dankeschön geben können?
Danke für die schöne Zeit, ich möchte diese niemals missen.
Oswin Gögele