Pfiati...
Publiziert in 27 / 2008 - Erschienen am 16. Juli 2008
Laas – ...sagt er zu mir, bevor er wieder weiter zieht. Er, Gianluca Ratta, ein 36-jähriger Turiner, der seit dem Jahre 2000 zu Fuß unterwegs ist, begleitet von seiner Husky-Hündin namens Shira, die ihm in Sizilien zugelaufen ist. Er sagte zu Shira: „Wenn du mich begleiten willst, musst du viel laufen“, und sie wedelte mit dem Schwanz, „seither begleitet sie mich und das seit 8 Jahren in guten sowie auch in schlechten Zeiten, ja man erlebt sehr vieles, vor allem verschiedene Menschen.“ Wieso er wandert? Er hörte auf sein Herz, er wollte aussteigen aus dem sogenannten Alltagsleben. „Ich mache nur das, was ich fühle, und einige Menschen, denen ich begegne, schütten ihr Herz aus, es kommt mir so vor als wäre ich ein Priester. Einige Leute möchten gerne so sein wie ich und begleiten mich ein Stück des Weges. Sie erzählen Kleinigkeiten, aber viele, das sind die meisten, öffnen ihr Herz nicht.“ In Kalabrien zum Beispiel traf Gianluca einen reichen Politiker: „Er fragte mich, ob ich etwas Besonderes brauche und ich sagte, einen Händedruck, weil ich jeden Menschen, dem ich auf meiner Reise begegne, umarmen möchte.“
Seit dem Tag, an dem er mit dem Wandern begann, träumt Gianluca nicht mehr: „Ich genieße den Sternenhimmel, den Vollmond, auch den Regen, der auf meine Haut prasselt, und ich weiß nicht was hinter der nächsten Kurve steckt. Wenn ich mich abends zur Ruhe setze, denke ich nicht zuerst an Essen und Trinken, nein, ich lasse den ganzen Tagesablauf an mir vorbeiziehen. Bis jetzt haben wir zwei über 36.000 Kilometer zurückgelegt und 26 Paar Schuhe verbraucht. Wir durchwanderten die Schweiz, Österreich, Deutschland und Liechtenstein sowie Italien samt Inseln, bereits zum 3. Mal.“
Am 27. Juni 2008 kam Gianluca nach Laas. Er lernte mehrere Personen kennen, darunter auch den Bürgermeister Andreas Tappeiner, den er sehr sympathisch fand. Am Tag danach begleitete ihn der Schreiber dieser Zeilen durch das Dorf und zeigte ihm St. Sisinius Kirche, das Lager der Lasa Marmo, den Bahnhof, die Marmorbüste von Kaiser Franz Josef und die engen Gassen. Besonders beeindruckt war Gianluca von der Vielfalt der Bauwerke. Auch dem Strimmer Martl, dem Pfarrer Arthur Wert und weiteren Personen drückte er während des Rundgangs die Hand.
Am 30. Juni holte er im Rathaus seinen Stempel ab, denn er möchte, dass seine „Leistung“ im Guiness Buch der Rekorde Aufnahme findet. Er möchte aber auch die Menschen aufrütteln und sie für den Schutz der Umwelt sensibilisieren. Weiters plädiert er gegen die Aussetzung von Tieren, aber auch von Menschen: „Es werden immer mehr Menschen vernachlässigt, hauptsächlich ältere.“
Nach 7 Jahren hat er endlich einen Sponsor gefunden, der ihm seine Homepage (www.ratta.it) bearbeitet. Auch seine Schuhe und Wanderbekleidung sowie seine Übernachtungen werden von diesem übernommen. Am 1. Juli gegen 5 Uhr morgens brach er von Laas in Richtung St. Valentin auf der Haide auf und weiter zum Reschenpass. Von dort wanderte er zurück nach Spondinig, bevor er das Stilfserjoch in Angriff nahm und in die Schweiz weiterzog, nur mit seinem rund 30 Kilogramm schweren Rucksack und seiner unzertrennlichen Freundin Shira, immer weiter, Schritt für Schritt. Wie lange er noch wandern will, weiß er selbst nicht, vielleicht endet seine Reise in einigen Jahren in London.
Manni Strimmer