"S'Aufhearn isch schun a Umstellung gwesn"
Publiziert in 5 / 2005 - Erschienen am 17. März 2005
Ein Schild mit der Aufschrift "Geschlossen" ist nun an der schweren Haustür zum ehemaligen Gasthaus Stern in Laatsch zu lesen. Wo früher die Gäste so leicht ein und aus gingen, ist jetzt abgesperrt. Man muss nun anklopfen um Einlass zu bekommen. Monika Pegger-Reinstadler, die ehemalige Wirtin, öffnet mir die Tür und bittet mich in die Gaststube. Die Theke steht leer. Auch ansonsten ist niemand mehr in der einstig gerade in den Wintermonaten sehr gemütlichen und warmen Stube. Keiner sitzt mehr bei einem Viertel Wein oder einem Karterle bei der Monika zusammen. Ebenso ist auch der Zigarettenrauch buchstäblich "verduftet". Ganze 45 Jahre lang war Monika Pegger-Reinstadler, Jahrgang 1937, Wirtin im Gasthaus Stern unweit der Pfarrkirche in Laatsch. Im fernen Jahr 1959 hat ihr Bruder, Roland Pegger, die Lizenz zur Führung eines Gastbetriebes aus den Händen der ehemaligen "Unterwirtin" Katharina Folie, die ihren Betrieb ebenfalls in Laatsch hatte, abgelöst. Die Gaststätte wurde nun verlegt und zwar vom heutigen Haus Hutter im Mitteldorf ins Heimathaus von Frau Monika Pegger ins Oberdorf. Am 15. August 1959 wurde das neue Gasthaus eröffnet. Nun gab es in Laatsch wieder drei Gastbetriebe, nämlich das Lamm, die Brücke (auch Dopolavoro genannt) und das Gasthaus Stern. In dieser Zeit wurden auch die neue Grundschule und der Kindergarten in Laatsch errichtet. Die Arbeiter, die an diesen Neubauten gearbeitet hatten, wurden im Gasthaus Stern verköstigt. Damals war es noch die Mutter von Monika Pegger, die in der Küche tätig war. Auch viele Essen nach Beerdigungen, im Volksmund auch "Trunk" genannt, wurden in ihrer Gaststube ausgerichtet, erinnert sich Monika Pegger. Nach dem Tod der Mutter im Jahr 1966 übernahm Monika auch das Kochen. 1968 heiratete die Wirtin den ebenfalls aus Laatsch stammenden Anton Reinstadler, genannt "Psairer Toni". Anton arbeitete lange Zeit als Waldarbeiter in Laatsch und half auch immer in der Gaststube aus, wenn Not am Mann war. Bereits ein Jahr darauf kam Sohn Markus zur Welt. Da nicht alles zu bewältigen war, Kind, Gäste und Landwirtschaft, gab Monika Pegger das Kochen auf und beschränkte den Gastbetrieb nur mehr auf den Ausschank von Getränken.
Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes 1976 gab Monika auch ihre 23-jährige Tätigkeit in den Reihen des Laatscher Kirchenchores auf. Der Chor traf sich, jedoch vor allem in der jüngeren Zeit, regelmäßig nach den Proben, und das war fast immer montags, auf eine kleine Stärkung in geselliger Runde in der Stube bei der "Peiggr Monika", wie sie im Dorf auch genannt wird. Auch der 25. Dezember wurde bei einigen Dorfbewohnern zu einem Fixtermin, an dem man sich auf ein Karterle bei der Monika traf und sich bis in die Nacht hinein unterhielt.
Ein beliebter erster Treffpunkt nach den sonntäglichen Gottesdiensten war das Gasthaus Stern allemal. Besonders in den kalten Wintermonaten erfreute die gemütlich und geheizte Stube so manchen Kirchgänger, da weitum bekannt ist, dass die Laatscher eine kalte Kirche haben.
Seit 1. Jänner 2005 gehört dies alles der Vergangenheit an. Die Söhne hatten kein Interesse, den Betrieb weiterzuführen und auch das neue Rauchergesetz hat seinen Teil dazu beigetragen, das Gasthaus zu schließen, da es nur einen Raum hat. Monika Pegger-Reinstadler und ihr Mann Toni bedankten sich am Vormittag des Neujahrstages bei denen, die noch einmal vorbei schauten, mit einem letzten "Schnapsl". Vor allem den treuen Stammgästen wird das gemütliche Gasthaus fehlen. "Es woorn scheane Zeitn, obr fir miar isch s' Aufhearn schun aa a Umschtellung gwesn", sagt Monika Pegger-Reinstadler. Nach 45 Jahren als Wirtin ist das auch verständlich.
Andreas Paulmichl