Schiff ahoi

Publiziert in 10 / 2004 - Erschienen am 20. Mai 2004
Johann Raffeiner aus Naturns kann sich noch genau an den Tag aus seiner Jugendzeit erinnern, an dem für ihn die Idee für einen großen Traum geboren wurde. Der Traum vom eigenen Schiff. Im Rahmen eines Vortrages erzählte damals ein junger Bursche von seinen Abenteuern, die er bei der Überquerung des Atlantiks bis nach Amerika mit einem sechs Meter langen Boot erlebte. Fasziniert von diesen Erzählungen stand seit diesem Abend für Johann fest, dass auch er eines Tages stolzer Besitzer eines Schiffes sein wollte. Die Jahre vergingen und mittlerweile war der inzwischen ausgelernte Maschinenschlosser verheiratet und gründete eine Familie. Doch vor genau neunzehn Jahren erfuhr er durch Zufall, dass ein Segelschiff vom Typ "Katamaran" zum Verkauf angeboten wurde. Dass sich Johann diese Gelegenheit nicht entgehen lassen würde, stand sofort fest. Er kaufte das Boot, fuhr damit an den Gardasee und machte den Segelführerschein. Unzählige Abenteuer und unvergessliche Momente erlebte er in dieser Zeit. Auch die Teilnahme an einigen Regatten durfte da nicht fehlen. Trotz der Faszination für diese schnelle Sportart sehnte sich Johann nach etwas Gemütlicherem. Er begab sich auf die Suche nach einem Segelboot mit einer Kajüte, wurde jedoch nicht fündig. Durch Zufall fiel ihm ein Buch in die Hand, in dem ein selbstgebautes Boot vorgestellt wurde, dessen Bauweise eigentlich genau den Vorstellungen von Johann entsprach. Zunächst ließ er sich vom Konstrukteur einige Informationen schicken, fuhr auf eine Messe nach Friedrichshafen um sich ein genaues Bild von diesem Schiff machen zu können und schließlich ergab sich für ihn auch noch die Gelegenheit dieses Boot zu testen. Mit der Zeit verfestigte sich somit die Idee, dass der Vater von drei erwachsenen Söhnen sich selbst sein Boot bauen wollte. Überzeugt von dieser Kleinigkeit machte er sich ans Werk. Er kaufte die Rechte um den Plan zu erhalten, besorgte Werkzeug und Materialien und musste zu guter Letzt auch noch aus Platzgründen eine Mauer, die den Keller von der Garage trennte, entfernen. Nur so erhielt der Handwerker genügend Platz um seiner Leidenschaft nachgehen zu können. Der Startschuss fiel dann im Herbst 2002.Heute, nach 1600 Arbeitsstunden und unermüdlichem Einsatz, rückt der Traum vom selbstgebauten Schiff täglich näher. Egal ob frühmorgens um 04.00 Uhr, abends nach dem Feierabend oder an Feiertagen; die Motivation von Johann Raffeiner kennt keine Grenzen. Keine vorgefertigten Teile, die im Baukastensystem zusammengebaut werden, sondern Handarbeit bis ins kleinste Detail kennzeichnet das 6,40 Meter lange Boot. Die Jachtjolle Diabolo muss bis im Juni 2004 fertig sein, denn im Sommer dieses Jahres trifft sich die Diabolo Klassenvereinigung zu einem Segeltörn in Berlin und genau an diesem Tag soll das Segelboot von Johann zum ersten Mal auslaufen und seine Jungfernfahrt erleben. Ansonsten träumt Johann davon, ein bis zweimal pro Jahr mit seinem Segelboot auf Reisen gehen zu können. Mit den Worten "ausi afs Meer fohrn, bis kuan Lond mear in Sicht isch", drückt er seine Sehnsucht aus. Entlang der ligurischen Küste von Genua bis nach Neapel oder eine Fahrt an der adriatischen Küste von Venedig bis nach Kroatien; diese und viele weitere Törns wird Johann in Zukunft unternehmen. Auch seine Frau teilt die Freude ihres Mannes, und erwidert mit einem Schmunzeln: "Irgend a Gen muas do folsch platziert gworden sein. Obr liaber assou, als wia ondersch." Wichtig ist im Leben, dass man Ziele und Träume hat, sich an ihnen erfreut und an sich selbst glaubt.
Claudia Tapfer

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