Das Kapuzinerkloster in Schlanders wirkt wie eine Oase der Ruhe mitten im Dorf.

„So lange es noch Patres gibt, wird’s schon gehen“

Publiziert in 36 / 2007 - Erschienen am 17. Oktober 2007
Schlanders – Nur noch vier Kapuziner leben und wirken derzeit im Kapuzinerkloster in Schlanders. Es sind dies der neue Guardian, Pater Albert Piok (67 Jahre), Pater Maximilian Frank (69), der auch Krankenhauskaplan ist, der Seelsorger Odo Denicolò (81) sowie Bruder Serafin Prantner, der bald 80 wird. Der über 80-jährige Pater Leo Lechner ist an den Rollstuhl gefesselt und wohnt im Bürgerheim. Für das leibliche Wohl der Patres sorgt Sr. Floriana, die trotz ihrer über 70 Jahre noch fleißig in der Küche zupackt. Pater ­Albert ist seit dem 1. September 2007 ­Guardian. Er ließ den „Vinschger“ hinter die Klostermauern blicken und äußerte auch Vorstellungen und Wünsche in Bezug auf die Zukunft des Klosters. Das Kapuzinerkloster in ­Schlanders wirkt wie eine ­ruhige Oase mitten im Dorf. Die Kirche kennen fast alle, doch die Räume im Kloster, den Innenhof, die „Zellen“ der Patres, den Obstgarten oder gar den eigenen Friedhof haben so mache noch nie gesehen. Die Zeiten, als noch bis zu 15 und mehr Brüder im Kloster lebten, sind längst vorbei. Hand in Hand mit der sinkenden Zahl der Kapuziner nahmen natürlich auch die Verknüpfungen und Verbindungen des Klosters mit der Dorfgemeinschaft etwas ab. „Wir sind nur mehr wenige, aber wir sind da und solange es hier noch Kapuziner gibt, wird es schon irgendwie weitergehen.“ Pater Albert sagt das zwar mit etwas Schwermut, aber auch mit Hoffnung in den lächelnden Augen. Für ihn ist die Aufgabe als Guardian ein neues Kapitel seiner Tätigkeit. Der aus St. Andrä bei Brixen gebürtige Pater Albert war fast 30 Jahre in der Mission tätig, 28 davon in der Diözese Sibolga in Sumatra. Zusätzlich zu seiner neuen Aufgabe ist er weiterhin als Missionssekretär tätig und hat die Missionssonntage in den jeweils zugeordneten Dekanaten über. Pater Albert folgte auf Pater Simon Hofer. Dieser musste seine Arbeit als Guardian aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Er lebt jetzt in Bruneck. Pater Simon hat im Kapuzinerkloster in Schlanders sehr viel getan und bleibende Spuren hinterlassen. Ohne die Mithilfe und den selbstlosen Einsatz von Freiwilligen aus dem Dorf wäre es den Patres kaum möglich, das „Klosterschiff“ auf Kurs zu halten. Besonders gefragt und zum Glück auch gegeben ist die Mithilfe laut dem Guardian im Obstgarten. Dort sind nicht nur bei der Apfelernte fleißige Hände notwendig, sondern auch beim Schneiden der Bäume und bei anderen Arbeiten. Besonderen Dank zollt Pater Albert der Bauernjugend und allen freiwilligen Helfern, die den Patres im Obstgarten zur Hand gehen. Zusätzlich zur Apfelwiese gibt es aber auch einen Garten, ein großes Haus und die Kirche. An Möglichkeiten, einen freiwilligen Dienst zu leisten, mangelt es daher nicht: Putzen und Schmücken der Kirche, Reinigungsarbeiten im Kloster, Holzhacken und weitere Arbeiten mehr. Zusätzlich zum täglichen Gottesdienst um 9 Uhr sowie zu den Messfeiern am Sonntag um 7.30 Uhr und um 10 Uhr in italienischer Sprache sind die Kapuziner noch mit weiteren seelsorglichen Tätigkeiten betraut. So betreut Pater Maximilian Frank im Auftrag des Klosters das Krankenhaus in Schlanders. Dieses wurde und wird seit jeher von den Kapuzinern betreut, wie dies in fast allen Krankenhäusern in Süd­tirol der Fall ist. Auch das Vinzenzheim in ­Schlanders wird vom Kapuzinerkloster seelsorglich betreut. Nicht vollständig abgebrochen ist zudem die Verbindung mit Mals, wo früher ebenfalls Kapuzinerpatres wirkten. Derzeit sind die Kapuziner von Schlanders jeden ersten Donnerstag im Monat von 15 bis 16 Uhr für die Abnahme von Beichten und für Gespräche in Mals anzutreffen. Der Malser Dekan Hans Pamer ist froh, dass die Kapuziner weiterhin regelmäßig in den Obervinschger Hauptort kommen. Seesorglich tätig sind die Patres natürlich auch im Kloster in Schlanders. Es kommen immer wieder Leute, die beichten oder einfach nur über ihre Sorgen und Nöte reden wollen. Essen an Bedürftige werden kaum mehr ausgegeben. „Das würde uns auch überfordern, denn wir müssten die Klosterpforte immer besetzt halten.“ Hl. Messen hingegen werden relativ viele bestellt. Dazu hat Pater Albert eine etwas unschöne Anekdote auf Lager: „In Bozen hat einmal ein Mann eine Messe bestellt. Er zahlte mit einem 100-Euro-Schein und ich gab ihm 90 Euro zurück. Der 100-Euro-Schein war leider gefälscht.“ Die Kapuzinerkirche in Schlanders hat sich im Laufe der Jahre übrigens zu einem Zentrum der italienischsprachigen Glaubensgemeinschaft entwickelt. Trauungen finden dort ebenso statt wie Taufen und andere religiöse Feiern. Vor wenigen Tagen hat sich im Kloster übrigens der Provinzialrat der Kapuziner zu einer Aussprache getroffen. Angedacht wurde dabei unter anderem die Möglichkeit, die landwirtschaftlich genutzten Flächen eventuell zu verpachten. Konkrete Beschlüsse dazu wurden aber keine gefasst. Fest steht, dass sich die Bewirt­schaftung aufgrund der sinkenden Zahl der Patres und des Alters der noch verbliebenen Brüder immer schwerer gestaltet. Der Ertrag aus dem Obstgarten und die Renten, welche die Patres beziehen, sind mehr oder weniger die einzigen Einkünfte, über die das Kloster verfügt. Das Brauchtum des Sammelns gehört mittlerweile der Vergangenheit an. Ein großes Anliegen ist dem ­neuen Guardian die Öffnung des Klosters für die ganze Dorfgemeinschaft. Zusätzlich zum religiösen Aspekt sei das Kloster auch als wertvolles kulturhistorisches Gut der Marktge­meinde Schlanders anzusehen: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass bei Führungen in Schlanders auch das Kloster als Sehens­würdigkeit mit eingebunden wird. Auch Schulklassen und andere Interessierte sind willkommen.“ Ein gegenseitiges Zusammenschauen und ein Miteinander seien immer und überall wichtig. Das gelte für die Bevölkerung ebenso wie für die Beziehungen zwischen der Pfarrgemeinschaft, dem Kloster und der Gemeinde­verwaltung. Allzu großen Illusionen bezüglich der langfristigen Zukunft des Klosters gibt sich Pater Albert nicht hin, dafür ist er Realist genug: „Das Kloster in Landeck ist geschlossen, Imst wird folgen und auch um Lana ist es wohl schon geschehen.“ Einen Hoffungsschimmer gebe es insofern, als dass drei polnische Brüder sich bereit erklärt haben, in Zukunft in Südtirol arbeiten zu wollen. Bis 2010 wird die Kapuzinerprovinz Brixen außerdem in die Kapuzinerprovinz Österreich eingegliedert werden. Die Vorarbeiten dazu sind schon seit einiger Zeit im Gang. Der neue Guardian fühlt sich im Kloster und in der Gemeinde Schlanders sehr wohl. Auf die Frage, vor wie vielen Jahren er Kapuzinerpater wurde, muss er kurz nachdenken: „Das war 1956,...nein, nein, es war 1957. Was? Dann sind es heuer ja genau 50 Jahre.“ Kapuzinerkloster Schlanders Die Klosterkirche ist dem ­heiligen Johannes dem Täufer geweiht. 1620 hielten die Kapuziner in Schlanders und Glurns die Fastenpredigten. Diese und der Dienst an den Siechen während der Pestjahre 1635/36 haben Adel und Volk von Schlanders derart beeindruckt, dass sie die Kapuziner am Ort haben wollten. Der Bischof von Chur und der Landesfürst mussten einwilligen, obwohl sie die Erlaubnis bereits den Franziskanern erteilt hatten. Bischof Flugi von Chur legte 1644 den Grundstein zum Kloster und weihte am 27. November 1648 die Kirche. Am 15. August 1808 evakuierte die bayerische Regierung das Kloster. Nach der ersten Berg-Isel-Schlacht kehrten die Kapuziner wieder zurück. Das Kloster wurde in den Jahren 1979 bis 1981 restauriert, ebenso im Jahr 1990 die Kirche. Diese wurde mit dem Sonnengesang des hl. Franziskus als Meditationsweg ausgestattet. Zusätzlich zu den vier Patres sind dem Kloster die Brüder Theodosius Caratsch (Pfarrer und Seelsorger mit vielen Aufgaben in Tarasp/Engadin) sowie der Pfarrer von Taufers im Münstertal Albert Obexer zugeordnet.
Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.