Wodka, Tequila und Cachaça

Publiziert in 42 / 2008 - Erschienen am 26. November 2008
Mals/Bozen – Ernesto „Ernst“ Lechthaler ist rund um die Welt unterwegs, um After-Show-Parties zu organisieren oder er verhilft als Berater in der Top-Gastronomie Bars mit ­Niveau zu neuem Glanz. Er war 14 ­Jahre lang Bar Manager des Münchener Park Hilton ­Hotels und betrieb eigene Bars. Er führt ein Event- und Beratungsunternehmen, das den Puls der Zeit schon vorausfühlen muss, um erfolgreich zu sein und kennt die Prominenten dieser Welt. Er organisiert die After-Show-Parties bei nationalen und internationalen Top Medien Events. Zurzeit bereitet er die After-Show-Party für José Carreras in Leipzig, seine neue Beratung in Dubai und seinen Auftritt beim Gourmet Festival in Abu Dhabi vor. Zudem vergibt Lechthaler seinen Namen für exklusive Gastronomie-Produkte und verfasste ­mehrere Bücher. Erstmals und einmalig ist Lechthaler auch in Südtirol ­tätig. Als Coach von außen fungiert er derzeit in der ­Bozener Laurin Bar, damit die „Bar mit der kosmopolitischen Aus­strahlung“ einen neuen Schwung bekommt. Ab und zu kommt er aus München und unterstützt das professionelle Bar Team vor Ort mit seinem Know-how. ­Dabei wirkt der in Mals ­geborene Ernesto Lechthaler vor allem, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. Wie Erfolg und Demut zusammenhängen und warum selbst in Krisenzeiten die Trinkkultur nicht untergehen wird. von Katharina Hohenstein „Der Vinschger“ Herr Lechthaler, Sie waren Schüler des Johanneums in Dorf Tirol. Zurückblickend, was prägte Sie dort am meisten? Ernesto Lechthaler: Dort kam ich hin, weil ein Lehrer sagte, ich habe Talent und könne, wenn ich wollte. Ich hatte dort die Möglichkeit, Sport zu treiben; mit der Fußballmannschaft spielten wir am Wochenende an anderen Orten, außer­dem war ich Schlagzeuger in der Hausband. Wir spielten nicht nur in Kirchen, sondern auch auf Wiesenfesten und in Mädchenschulen. Witziger­weise wusste ich nie, wofür das Johanneum gut sein sollte. Priester wollte ich nicht ­werden, das war mir klar. Als ich durch eine Prüfung im ­ersten Lyzeum durchfiel, ­wurde mir bewusst, dass ich etwas anderes machen muss. Da ich unter anderem auch Griechisch und Latein gelernt hatte, war die Berufsschule der Hotelberufsschule in Bozen dann ein Klacks. Außerdem war mir klar, ich musste ins Ausland. Warum? Ernesto Lechthaler: Ich fand es immer schon etwas eng und erdrückend hier. Ich brauchte ein offenes Umfeld und die Faszi­nation der weiten Welt. Der Beruf in der gehobenen Hotellerie verlangte danach: Barleben, Lifestyle, da muss man in die Metropolen dieser Welt. Und plötzlich funktionierte ­alles? Ernesto Lechthaler: Ich hatte damals eine horrende Telefonrechnung (Internet gab es noch nicht), weil ich mit der ganzen Welt telefonierte, um mich zu bewerben. Grundkenntnisse im Barbereich erwarb ich schon im Johanneum während der Sommerferien, als ich in diversen Hotels arbeitete. Im Nachhinein sehe ich, dass die Erziehung des Johanneums den Charakter stärkte – ­mittels Tugenden, die ich erst später zu schätzen wusste. Demut und Selbstbeherrschung sind eine gute ­Basis, um nicht abzu­heben, wenn man erfolgreich ist. Dies gilt besonders für ­meinen Job. Heute schwärmen Sie von früheren Niederlagen? Ernesto Lechthaler: ­Schwärmen ist vielleicht etwas übertrieben, aber kleine Rückschläge hat jeder erfolgreiche Mensch – Niederlagen gehören dazu, sonst wäre es ja nicht aufregend. Aus Niederlagen kann man lernen, man muss es nur erkennen. In jeder Krise gibt es neue Chancen, das sehen wir momentan in dieser schwerwiegenden Finanzkrise. Ich bin durch jedes Hindernis und durch jeden Rückschlag einen Schritt weiter noch vorne gekommen. Haben Sie in Ihrem Tätigkeitsfeld Sorgen wegen der ­drohenden Wirtschaftskrise? Ernesto Lechthaler: (lächelt) Es gibt immer zwei Gründe, zu trinken: entweder es gibt etwas zu feiern, oder es geht schlecht. Bars laufen in ökonomisch schlechteren Zeiten oft besser. In Krisenzeiten sucht der Mensch mehr Kontakt, man trifft sich öffentlicher. Eine gute Bar ist auch eine Stätte der Kultur. Auch privat wird noch gefeiert, wenngleich öffentlich weniger geprotzt wird: Wer gerade 5.000 Leute aus seinem Betrieb entlassen hat, stellt weniger leicht zur Schau, wie viele Tausende Euros für eine Party ausgegeben werden. Die ­Parties werden dann oft im Ausland gefeiert. Eine „Erst-Recht-Einstellung“ gibt es allerdings auch. Was macht das Unternehmen Lechthaler genau? Ernesto Lechthaler: Ich biete eine Vielfalt an gastronomischen Dienstleistungen an, die in diesem Bereich nicht alltäglich sind. Ich biete einerseits konzeptionelle Bar-Beratung für Luxus Hotels (vor allem im asiatischen und arabischen Raum), berate große Getränke-Firmen in Bezug auf Image und das internationale Geschäft und bin zudem als Drink-Spezialist kreativ im Design Bereich tätig. So entwarf und lizensierte ich z.B. für Spiegelau/Riedel die Bar Glasserie „Classic Bar“. Außerdem biete ich bei den zahlreichen After-Show-Parties der Medienevents das Barcatering, die Logistik, das Getränke Sponsoring und die Design Bars an. Trends sind in Ihrer Branche das Salz in der Suppe? Ernesto Lechthaler: Heute beispielsweise sind es frisch pürierte Früchte und Kräuter, kombiniert mit klaren Spirituosen wie Wodka, Gin, Tequila, oder der brasilianische ­Cachaça, die jeweils nur allein im Cocktail gemixt werden. Auch andere Materialien und neue Techniken geben Trends für ganz neue, andere Bars vor, die entwickelt werden. Keine geregelte Arbeitszeiten, Wochenende ist für Sie ein Fremdwort. Wie kommen Sie damit klar? Ernesto Lechthaler: Ich kann mit meinem Beruf sehr viel spannende Freizeit verbinden, vielleicht ist das einer der Gründe, wieso ich noch Junggeselle bin. Ein Beispiel wäre die Arbeit auf dem Kreuzfahrtschiff MS Europa: dort führte ich die illustren Gäste in die Grundkenntnisse des Cocktail-Mixens ein (mit dem Abschluss des „Lechthaler Basis Bar Mix Diploms“) und erlebte so die Südsee mit allen Vorteilen, die ein Gast an Board hat. Oft arbeite ich ein zwei Tage an den schönsten Plätzen der Welt und hänge ein, zwei Tage Urlaub dran. Ich arbeite viel, aber sehr flexibel. Um kreativ zu sein, muss ich von jeglichen Belastungen frei sein. Das merkte ich, als ich vor fünf Jahren in München zusätzlich einige Bars betreute. Ich mutete mir zu viel. Heute weiß ich, dass vor allem meine Kreativität, mein größtes Kapital, darunter gelitten hat. Als Geschäftsmann muss ich diesen Teil der Arbeit, die Kreativität, gleichwertig behandeln. Für alle, die gerne träumen: Wo sind die schönsten Plätze? Ernesto Lechthaler: In Europa ist London die tollste Metropole für Bars und Cocktails. Besonders schöne Plätze sind aber auch das soeben eröffnete, riesige Atlantis-Hotel in Dubai – das die legendenhafte, versunkene Stadt Atlantis mit einem 160.000 Quadratmeter großen Themenpark aufgreift (Die teuerste Suite ist nicht gerade ein Schnäppchen: 19.000 Euro pro Tag – Anmerkung der Redaktion.) Das Felix in Hongkong im Hotel „The Peninsula“, oder auch das Palais Jad Mahal in Marrakesch. Und da wäre noch das Vertigo in Bangkoker Banyan Tree Hotel: Im 50. Stock gibt es dort eine unglaublich tolle Bar und ein Restaurant mit herrlichem Ausblick, fast ohne Geländer – man kommt sich vor wie auf einem Schiff mit Blick aufs Meer Bangkok.
Katharina Hohenstein
Katharina Hohenstein

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