„Zigge zagge, zigge zagge - Gummi, Gummi, Gummi!“

Publiziert in 10 / 2005 - Erschienen am 26. Mai 2005
Aus der zackig selbstbewussten Radio-Werbung konnte man nicht entnehmen, ob sich die Teilnehmer am „3. Internationalen VW Südtirol Treffen“ im Martelltal nur begrüßten oder sich gegenseitig Mut machen mussten. Jedenfalls war das Freizeitzentrum „Trattla“ am frühen Pfingstsamstag bereits der VW-Nabel Südtirols mit unübersehbarer Golf-Dominanz. An die 60 Liebhaber hatten ihre „Kult-Autos“ der Baujahre 1981 bis 2005 in Pose gebracht und die Veranstalter mit Scene-Präsident André Pirhofer an der Spitze waren guter Hoffnung, trotz Nieselregens den Rekord des letzten Jahres mit über 100 Fahrzeugen überbieten zu können. Seit wenigen Monaten gibt es die „VW Scene Südtirol“ als eingetragenen Verein; im Latscher Bierkeller war er aus der Taufe gehoben worden. Im achtköpfigen Ausschuss sitzen vor allem überzeugte Golf-Fahrer aus Tarsch, Latsch und Martell. Präsident Pirhofer stehen als Stellvertreter Andreas Pauli, als Schriftführer Manuel Reiterer, als Kassier Hartman Stricker und als beratende Mitglieder Lukas Spechtenhauser und Hansjörg Pircher zur Seite. Inzwischen zählen die VW-ler 52 Mitglieder, darunter – vorerst als stark geförderte Minderheit – erst fünf Golfbesitzerinnen. Pirhofer ist stolzer Besitzer eines Golfes Baujahr 1982 und zeigte sich sehr angetan über das Entgegenkommen der Gemeinde und des Sportvereins Martell als Eigentümer der Freizeitanlage „Trattla“. Neben den gewohnten Unterhaltungsmöglichkeiten mit Musik und „Party Time“ und ausgestellten Autos, darunter ein „16 V Turbo Corrado“ mit 410 PS, erklärte er dem „der Vinschger“ das eher ungewohnte Veranstaltungsprogramm. So werden nicht nur der Fahrer oder die Fahrerin mit der weitesten Anreise, der schönste VW, das Fahrzeug mit dem schönsten „Car HiFI Ausbau“, das beste Frauenauto – in der Scene-Sprache „the best women’s car“, die schönste Lackierung oder der schnellste Radwechsler gesucht, sondern für Außenstehende sehr clubspezifische Spiele angeboten. So sind schmucke Trophäen für den besten Bierkistenstocker, den lautesten wassergekühlten und den lautesten luftgekühlten VW vorgesehen. Den Vogel in Vorbereitung, Show und Publikumsinteresse schießt aber die Suche nach dem „geilsten Burn Out“ ab. Der aus der Arbeitspsychologie bekannte und gefürchtete Zustand des „Ausgebranntseins“ bezieht sich bei den VW-Fahrern auf den Zustand eines Gummireifens, der entweder in x-tausend Umdrehungen pro Minute zerbröselt und verraucht oder zur Gaudi der Zuschauer mit spektakulärem Knall zerplatzt.
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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