Landschaftsschutz: Wildwuchs bei den Schottergruben

Südtirol braucht dringend einen Landesplan für seine Schottergruben, Steinbrüche und Torfstiche

- Das Geschäft mit dem Schotter floriert. 2021 wurden von der Südtiroler Landesverwaltung 17 Projekte zum Abbau von Schotter, Steinen oder Torf begutachtet. Das Problem dabei ist, dass der entsprechende Landesplan bereits 2015 ausgelaufen ist. Seither regiert der Wildwuchs. Die Unternehmen reichen Projekte ein und diese werden dann meistens unabhängig voneinander begutachtet, wie die geplanten Projekte in Völs, Franzensfeste und Langtaufers zeigen.

Der Abbau von Schotter und Steinen ist zwar notwendig, bildet aber gleichzeitig einen massiven Eingriff in die Natur- und Kulturlandschaft und ist für Anrainer vielfach mit großer Lärm- und Staubbelästigung verbunden. Deshalb ist es dringend notwendig, dass in einem Landesplan ein Ausgleich zwischen Bedarf und Umwelt- und Landschaftsverträglichkeit gefunden wird. Experten müssen jene Gebiete ausweisen, in denen die negativen Auswirkungen durch den Abbau für Mensch und Natur möglichst geringgehalten werden können.

Zu lange Konzessionen
Die Bestimmungen über Steinbrüche, Gruben und Torfstiche sehen vor, dass eine Konzession für zehn Jahre vergeben wird und vom zuständigen Landesrat auf Antrag um acht Jahre verlängert werden kann. Mit diesen langen Zeiträumen ist der Druck auf die Anrainer oft hoch und es besteht die Gefahr, dass die Narben in der Landschaft nicht mehr behoben werdenkönnen.

In der Schottergrube St. Florian bei Laag in der Gemeinde Neumarkt zum Beispiel wurden mit den Grabungsarbeiten bereits die Grenzen zum Naturpark Trudner Horn und zum Natura 2000-Gebiet überschritten. Für die Bewohner von Laag ist die Belastung durch den Schotterabbau unerträglich, sie haben sich bereits mit Unterschriftenaktionen und Einwänden gegen die Grube eingesetzt. Trotzdem könnte die Konzession theoretisch, wenn sie im September 2022 ausläuft, um weitere acht Jahre verlängert werden. Hier ist ein Umdenken notwendig.

Genaue Kontrolle und Überwachung ist unerlässlich
Die Neuauflegung des Schotterplans und die Verkürzung der Laufzeiten ist allerdings nur ein erster Schritt. Notwendig ist auch ein Ausbau der Kontrollen und Überwachung des Schotterabbaus. So befindet sich zum Beispiel der Steinbruch Judenberg in der Gemeinde Branzoll in unmittelbarer Nähe eines Habitats der europäischen Hornotter, die zu den gefährdeten Tierarten zählt. Die Ausmaße der Schottergrube, die Fördermengen und die Einhaltung der Lärm- und Staubschutzmaßnahmen müssen hier genauestens kontrolliert werden. Vor allem müssen aber auch die vorgesehenenRenaturierungsmaßnahmen und der Verzicht des Wiederauffüllens mit verbotenem ortsfremdem Füllmaterial überwacht werden.

Ein Landesplan bringt auch Planungssicherheit für Unternehmen
„Ein neuer Landesplan für Gruben, Steinbrüche und Torfstiche ist dringend notwendig“ ist auch Peter Kasal, Direktor des Amts für Landschaftsplanung, überzeugt und „das würde auch den Betreibern Planungssicherheit geben.“ Der Heimatpflegeverband schließt sich dem Dachverband für Natur und Umweltschutz an und fordert einen neuen Landesplan für Gruben, Steinbrüchen und Torfstiche. Vor allem spricht sich der Heimatpflegeverband dafür aus, dass die Bevölkerung vor Ort von Anfang an in diese Projekte miteingebunden wird.

Heimatpflegeverband Südtirol

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