Mals wird Hotspot für Europas Forschung an Schmetterlingen

Mehr als 50 Schmetterlings-Expert*innen aus 19 europäischen Ländern treffen sich vom 14.-18. Juli in Mals, um die Geheimnisse der Schmetterlingsgenome zu entschlüsseln, für Forschung, Naturschutz und die Zukunft unserer Ökosysteme. 

- Wie passen sich Schmetterlinge an veränderte Lebensräume an? Warum verschwinden manche Arten, während andere sich rasant ausbreiten? Um Antworten auf solche Fragen zu finden, kommen vom 14. bis zum 18. Juli über 50 Schmetterlings- und Genetikexpert:innen aus 19 Ländern nach Mals – eine der artenreichsten und umweltbewusstesten Gemeinden Europas. 

er Anlass: der erste Feldworkshop des EU-Forschungsprojekts „Psyche“, eine ehrgeizige europaweite Initiative zur Sequenzierung des Erbgutes aller 11.000 in Europa vorkommenden Schmetterlingsarten. Es handelt sich um eine beispiellose Zusammenarbeit, die vom Wellcome Sanger Institute (UK) dem European Cooperation in Science and Technology Action 10kLepGenomes unterstützt wird. Daran beteiligt sind verschiedene internationale Akteure wie Schmetterlings-Expert*innen, DNA-Labors und wissenschaftliche Gesellschaften. 

Warum gerade Tagfalter und Nachtfalter? 

Schmetterlinge, wissenschaftlich Lepidoptera genannt, sind nicht nur schön anzusehen: Sie sind wichtige Bestäuber, Frühwarnsysteme für den Zustand unserer Ökosysteme und stellen eine Schlüsselgruppe in der ökologischen Forschung dar. Gleichzeitig zählen manche Arten zu den bedeutendsten Schädlingen in der Land- und Forstwirtschaft. Ihre vergleichsweise kleinen Erbgut-Datensätze (etwa 500 Millionen Buchstaben in ihrer DNA im Vergleich zum Menschen mit etwa 3 Milliarden Buchstaben!) machen sie zu idealen Modellorganismen für die moderne Genomforschung. 

Dank ihrer Beliebtheit sowohl bei Hobby-Lepidopterologen als auch bei Wissenschaftlern gehören Schmetterlinge zu den am besten erforschten Insekten in Bezug auf Biologie, Ökologie und Morphologie. Diese Fülle an Wissen in Verbindung mit den rasch wachsenden Erkenntnissen über ihre DNA-Sequenzen öffnet nun die Tür zur Beantwortung spannender neuer wissenschaftlicher und angewandter Forschungsfragen. Mit Hilfe moderner Analysen können Wissenschaftler*innen heute die gesamte Erbinformation eines Organismus entschlüsseln, eine Revolution für die Forschung. Die Analyse dieser Daten erlaubt Einblicke in Anpassungsstrategien an den Klimawandel, die Entstehung von Pestizidresistenzen, Strategien bei Wiederansiedlungen oder die Entdeckung bisher unbekannter („kryptischer“) Arten. 

Warum Mals? 

Der Start und erste Feld-Workshop des Forschungsprojektes 10kLepGenomes findet in Mals statt. Mals wurde dabei ganz bewusst gewählt. Mals ist nämlich schon seit Jahren eines der SEL-Studiengebiete (SEL = Society for European Lepidopterology), weil es aufgrund seiner einzigartigen Lage in Europa und der Kombination aus Geografie und Klima eine äußerst hohe Biodiversität aufweist. Dank der Bemühungen von Gerhard Tarmann (Tiroler Landesmuseen, Innsbruck) und Kollegen wurden in Mals mehr als 3.000 Schmetterlings-Arten erfasst. Die Biodiversitätsforscher sind sehr beeindruckt von der aufgeschlossenen Haltung der lokalen Bevölkerung gegenüber der Entnahme von Insektenproben und der Tatsache, dass Mals sich klar gegen den übermäßigen Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ausspricht. 

Feld-Workshop vom 14. bis 18. Juli 

In dieser Woche werden mehr als 50 Experten aus 19 europäischen Ländern zusammenarbeiten, um so vielen Schmetterlingsarten wie möglich zu bestimmen und einzelne Individuen zu entnehmen, um deren Genome sequenzieren zu können. Die Woche wird mit Tag- und Lichtfang, der Identifizierung und Verarbeitung von Proben, Vorträgen und Diskussionen gefüllt sein. Am Mittwoch, den 16., findet am Spielplatz in Schleis eine öffentliche Veranstaltung statt, bei der Interessierte zusammen mit Wissenschaftlern mit Hilfe von Leuchttürmen Nachtfalter beobachten können. 

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.projectpsyche.org (Projekt Psyche); http://www.soceurlep.eu/ (SEL Society for European Lepidopterology). Psyche and SEL arbeiten bei der Vorbereitung des Workshops mit den Tiroler Landesmuseen https://www.tiroler-landesmuseen.at/ zusammen.

Gemeinde Mals 

Zum Newsarchiv

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.