Sucht mit „virtual reality“ bekämpfen
Im Therapiezentrum Bad Bachgart in Rodeneck wird ein neuer psychotherapeutischer Ansatz zur Behandlung der Spielsucht angewandt – jener der virtuellen Realität.
- Virtual Reality (abgekürzt “VR”, deutsch “virtuelle Realität”) wird auch in der Welt der Psychotherapie als wichtige Innovation gesehen. Die VR-Therapie unterstützt Menschen dabei, ihre Ängste zu überwinden und ihre eigenen Ressourcen in kritischen Situationen zu stärken. Kurz gesagt handelt es sich um eine Methode, welche die Psychotherapie ergänzt. Konkret bedeutet das, dass durch diese Technik eine der weit verbreitetsten und am schwierigsten zu bekämpfenden Süchte therapiert werden kann: die Spielsucht. Martin Fronthaler, der Leiter des Therapiezentrums Bad Bachgart, erklärt die VR-Therapie: „Durch VR werden spielsüchtige Patienten mittels einer Spezialbrille in eine realistische Spielsaal-Umgebung versetzt. Sie werden dabei vom Therapeuten begleitet und lernen, wie sie mit diesen Eindrücken umgehen können, wie sie ihre Emotionen und die Anziehungskraft, die ihre Sucht begleiten, umgehen können. Dies alles passiert während ihres Aufenthaltes in unserer Einrichtung.“
Die Vorteile und Wirksamkeit der VR-Therapie wurden in zahlreichen internationalen Publikationen und Studien belegt. Bei Spielsucht und Ansteigen des Suchtdrucks (Craving) ermöglicht der Einsatz des VR-Verfahrens einen direkten und schnellen Zugang zu den belastenden Gefühlen und Situationen, indem sich der Patient mittels immersiver Videos sehr real und anschaulich an die Dynamik einer suchtauslösenden Situationen herantastet. „All dies geschieht im sicheren Rahmen der therapeutischen Praxis, in dem die Unterstützung des Patienten ständig garantiert ist.
Da die sogenannte Habituation, also die ‚Gewöhnung‘ an den belastenden Auslösereiz von der Häufigkeit der Risiko-Exposition abhängt und damit also einem Übungseffekt unterliegt, ist es hilfreich, die Patienten eigenständig und über einen bestimmten Zeitraum gehäuft üben zu lassen, damit sie für den Ernstfall vorbereitet sind“, so Fronthaler.
Grundsätzlich bietet sich der Einsatz dieser Technologie auch bei Angst- und Panikstörungen, Phobien und generell dem Erleben von Unsicherheit an.
Je spezifischer die angebotenen Filmsequenzen sind, umso stärker ist der Therapieeffekt. „Um dies zu erreichen“, so Fronthaler, „haben wir mit Peter Daldos und seinem Unternehmen Spherea3D für die Produktion der qualitativ hochwertig gefertigten 3-D-Filmsequenzen zusammengearbeitet. Hier hatten wir von therapeutischer Seite eine große Mitsprachemöglichkeit beim Konzipieren der Videos. Es handelt sich gewissermaßen um maßgeschneiderte Sequenzen, die an die speziellen Gegebenheiten unserer Patienten und das konkrete Therapieziel angepasst sind.“
Obwohl diese Technologie erst seit wenigen Wochen im Therapiezentrum Bad Bachgart verfügbar ist, wird es bereits bei mehreren Patienten angewandt: „Wir haben ein Jahr lang darauf gewartet, diese neue Technik anwenden zu können und wir möchten damit erreichen, dass so viele Spielsüchtige wie möglich damit von ihren Abhängigkeit befreit werden können.“
Das Projekt konnte mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Südtiroler Sparkasse umgesetzt werden.
RL/SF