Sustainability Days: Neue Initiative zum Schlüsselthema Nachhaltigkeit

Vom 6.-9. September organisiert Südtirol erstmals eine internationale Plattform für nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums in Europa: Die Sustainability Days 2022. Heute wurden sie vorgestellt.

- Im NOI Tech Park in Bozen drehte sich heute (11. April) alles um die "Sustainability Days Südtirol 2022": Die mehrtägige Konferenz wird vom 6. bis 9. September 2022 namhafte Experten und Verantwortungsträger aus verschiedensten Bereichen zur Frage der nachhaltigen Entwicklung aus dem In- und Ausland in Südtirol versammeln.
"Wir etablieren damit eine Plattform für die Regionen der Zukunft, die im Einklang steht mit Südtirols Nachhaltigkeitsstrategie, zugleich aber über die Landesgrenzen hinausstrahlen soll", erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher die Zielsetzung der Sustainability Days 2022, die vier Tage lang Präsentationen, Diskussionen und Möglichkeiten des Austauschs bieten werden. "Wir wollen damit eine Nische besetzen: Es gibt schon einige Initiativen, wo es um die großen Ballungsräume und Metropolen geht. Bei uns steht die Nachhaltigkeit im ländlichen – auch im entwickelten ländlichen – Raum im Fokus, mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft und natürlich auch aus der Jugend", so Kompatscher.
Es handle sich um eine Veranstaltung des Landes Südtirol unter der Schirmherrschaft des Europäischen Ausschusses der Regionen, des italienischen Ministerratspräsidiums und der Konferenz der Regionen und Autonomen Provinzen, deren organistatorische Fäden bei IDM Südtirol-Alto Adige zusammenlaufen, ergänzte Moderatorin Claudia Messner im Rahmen der Medienkonferenz, die auf dem Youtube-Kanal des Landes live übertragen wurde.

"Von den Worten ins Tun kommen"
Dass sich für die ländlichen Regionen, insbesondere im Alpenraum, besondere Herausforderungen in der künftigen Entwicklung ergeben, unterstrich Franz Fischler, ehemaliger EU-Kommissar für Landwirtschaft und Vorsitzender des Europäischen Forums Alpbach von 2012 bis 2020. "Nachhaltigkeit hat drei Dimensionen: die ökologische, die soziale und die wirtschaftliche Nachhaltigkeit", erklärte Fischler. "Es geht darum, die Balance zwischen diesen drei Dimensionen von Nachhaltigkeit zu schaffen und dafür zu sorgen, dass diese Balance resilient und stabil ist." Fischler begrüßte die Initiative der Sustainability Days 2022, die durchaus Potential hätten, sich zu einer interdisziplinären Plattform und einem starken Impulsgeber zu entwickeln. "Es gibt keine Rezepte, die überall funktionieren. Vielmehr müssen maßgeschneidert für jede Region Konzepte entwickelt werden. Das erfordert neue Methoden und Denkansätze", sagte Fischler. "Mit einer Plattform unter der Leadership Südtirols, in der sich verschiedene Denkrichtungen einbringen können, wo Kreativität, ein fairer Austausch von Meinungen und auch kritische Stimmen möglich sind, kann dies gelingen."
Auf die ländlichen Regionen als Motor für nachhaltige Entwicklung ging auch Massimiliano Fedriga, Präsident der Region Friaul-Julisch-Venetien und Vorsitzender der italienischen Konferenz der Regionen und Autonomen Provinzen ein, der online zur Pressekonferenz zugeschaltet war: "Mit dem gesamtstaatlichen Wiederaufbauplan PNRR will Italien der nachhaltigen Entwicklung Schwung verleihen. Dabei spielen die Regionen und Provinzen eine unverzichtbare Rolle", erklärte Fedriga. "Veränderungsprozesse müssen von unten starten, von den ländlichen Regionen, die beim Thema Nachhaltigkeit aber oft vergessen werden. Letztlich sind sie es jedoch, die das Leben in den großen Ballungsräumen mitbestimmen."
Ebenfalls online - aus Eupen in Belgien - meldete sich Karl-Heinz Lambertz, Präsident des Parlaments der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und bis 2020 Vorsitzender des Europäischen Ausschusses der Regionen. Er gab ein klares Bekenntnis zur europäischen "Green Deal-Charta" ab und erklärte, dass es nun darum gehe, von den Worten ins Tun zu kommen. "Nachhaltigkeit ist die Schicksalsfrage über die Zukunft der Menschheit auf diesem Planeten. Die ländlichen Regionen mit ihren überschaubaren Kreisläufen haben alle Voraussetzungen, Verantwortung zu übernehmen und zum Treiber einer nachhaltigen Entwicklung in Europa zu werden", sagte Lambertz. Auch Südtirol könne in punkto Nachhaltigkeit Vorbild sein. "Durch Vernetzung mit anderen Regionen können wir voneinander lernen, um gemeinsam zu wachsen. Wenn der Wandel vor Ort gelingt und die Grenzen in den Köpfen überwunden werden, dann sind wir auf dem richtigen Weg", unterstrich Lambertz.

Bis 1. Juni Beiträge für Nachhaltigkeitstage einreichen
Ulrike Tappeiner, Leiterin des Instituts für Alpine Umwelt von Eurac Research und Präsidentin der Freien Universität Bozen, präsentierte neueste Daten aus ihrem Forschungsbereich. "Die Welt steckt mitten in der Klimakrise und mitten im Artensterben – in beiden Krisen spielt die Landnutzung und damit die ländlichen Räume eine wichtige Rolle, denn sie nehmen Treibhausgase auf und sind Hotspots der Biodiversität", führte Tappeiner aus. Globale Entwicklungen würden nicht an Regionen- oder Ländergrenzen Halt machen. "In dieser Zeit des Wandels brauchen wir starke Anpassungsprozesse, Innovation und auch Mut. Denn vielfältige Lebensräume machen die Gesellschaft resilienter für die Zukunft", betonte Tappeiner.
Als Mitglied des Lenkungsausschusses der Sustainability Days 2022, dem auch Landeshauptmann Kompatscher, IDM-Generaldirektor Erwin Hinteregger und Eurac-Präsident Roland Psenner angehören, informierte Tappeiner zudem über den "Call for Contributions": Ab sofort und noch bis 1. Juni können Interessierte aus Südtirol, aber auch aus ganz Europa Beiträge einreichen, die Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung der ländlichen Regionen Europas aufzeigen. Die ausgewählten Beiträge werden bei den Nachhaltigkeitstagen im Herbst dem breiten Publikum präsentiert.
Die Rolle des unabhängigen wissenschaftlichen Beirats der Sustainability Days 2022 legte Raffaella Rumiati, Beiratsmitglied und Professorin für kognitive Neurowissenschaften an der Hochschule SISSA in Triest, dar. "Das Advisory Board besteht aus sechs namhaften Wissenschaftlern und Experten aus dem In- und Ausland mit Wirtschaftsökonom Marco Frey an der Spitze. Es wird dafür sorgen, dass konkrete Lösungsvorschläge erarbeitet werden, die in den europäischen ländlichen Regionen umgesetzt werden können", erklärte Rumiati. Im Mittelpunkt stehen die vier Schwerpunktthemen "Resiliente regionale Lebensräume", "Erneuerbare Energien / Energieeffizienz", "Landwirtschaft & Ernährung" sowie "Nachhaltige Mobilität". Für die Qualitätssicherung habe man Klimaforscher Georg Kaser von der Universität Innsbruck gewinnen können.

Konkrete Lösungen für nachhaltige Entwicklung erarbeiten
IDM-Generaldirektor Erwin Hinteregger stellte den Ablauf der Sustainability Days 2022, die sich über vier Tage erstrecken werden, im Detail vor: "Der erste Tag bietet eine Bühne für den politischen Rahmen, am zweiten Tag kommen internationale Opinion Leaders zu Wort, der dritte Tag gehört der Jugend und am vierten Tag werden die erarbeiteten Lösungsvorschläge präsentiert. Am Hauptveranstaltungsort Messe Bozen werden die Hauptredner zu Gast sein und die Experten-Panels stattfinden, zudem gibt es zahlreiche Nebenveranstaltungen im ganzen Land", ergänzte Hinteregger, der auch auf die Veranstaltungs-Webseite hinwies: sustainabilitydays.com.
Oberstes Ziel der Sustainability Days 2022 sei es, Bewusstsein nach innen und Vernetzung nach außen zu schaffen, erklärte Landeshauptmann Kompatscher abschließend: "Ziel ist es, dass die Nachhaltigkeitstage in ein Lösungspapier münden, das wir von Südtirol aus auf staatlicher und europäischer Ebene vorantreiben wollen." Die Nachhaltigkeitstage sollen zu einer fixen, wiederkehrenden Initiative werden. "2022 legen wir den Fokus auf die ökologische Nachhaltigkeit", erklärte der Landeshauptmann. "Die Ausgaben der kommenden Jahre – geplant jeweils im Mai – sollen auch Fragestellungen der sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit vertiefen."

mpi

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