Stefan De March war noch nicht 30, als man ihn zum Präsidenten der Sektion Badminton wählte.
Der Vater Stefan De March mit der jüngeren Tochter Lara Maria
So kennt und schätzt man ihn in Mals: als vernehmbaren Sektionsleiter Stefan De March.
So kennt man ihn in Mailand: als erfolgreichen Präsidenten des erfolgreichsten Badminton-Vereines Italiens mit FIBA-Präsident Carlo Beninati

Es gibt auch ein sportliches „Wunder von Mals“

Trotz unzähliger „Rückschläge“ ist Stefan De March seit 30 Jahren Präsident der Sektion Badminton

Publiziert in 2 / 2024 - Erschienen am 30. Januar 2024

Mals - Nicht „Langzeitpräsident“ Stefan De March, der seine sportliche Karriere als 17-jähiger mit den „Rückschlag-Spielen“ Tennis und Badminton begonnen hat, ist das sportliche Wunder von Mals, sondern die gesamte Sektion Badminton. Seit 1993 ist Stefan De March „deren Kopf“. An sich der Leiter einer Sektion, aber in Mals wird er Präsident genannt. Vielleicht, weil er mit dem Rückschlagspiel Badminton eine Sportart vertritt, die es im Vinschgau nur in Mals gibt und auch landesweit auf wenige Orte beschränkt ist. Stefan ist im Mai 1963, im Sternzeichen Zwilling, geboren und ist seit 1985 Mitarbeiter der Raiffeisenkasse Obervinschgau am Hauptsitz in St. Valentin auf der Haide. Mit Badminton ist er als Spätberufener um 1980 herum in Berührung gekommen. Mit dem Langzeitsektionsleiter De March traf sich der der Vinschger in der Turnhalle der Mittelschule in Mals. Im Hintergrund hörte man, wie Monika Radovska aus Lettland und Auditya Alpha Hidayat aus Indonesien der Malser Jugend ihre Erfahrungen als Hochleistungssportler vermittelten.

der Vinschger: Was hat Badminton, was andere Sportarten nicht haben?

De March: 2 Sachen: das schnelle Erfolgserlebnis, wenn man den Ball trifft, erstens, und zweitens bei Badminton spielen Mandl und Weibele von Anfang an auf Augenhöhe – im Doppel Mix auch gegeneinander. Beide unter denselben Bedingungen durchs Netz getrennt, auf dem gleichgroßen Feld und mit demselben Schläger. Männliche Grobheiten sind kein Thema. Im Turnier gibt es dann – wie gesagt – die Disziplin Doppel-Mix, wo ein Junge und ein Mädchen gemeinsam antreten.

Und wie überzeugen Sie Eltern, dass sie ihr Kind zum Badminton-Training schicken sollen?

Ganz einfach, ich lade sie ein, mit ihrem Kind in die Halle zu kommen. Sobald es einem Kind gelingt, den Federball 5 Mal übers Netz zu schlagen - ohne Bodenberührung - ist das Kind begeistert.

Sind Mädchen leichter zu motivieren?

Kann man nicht eindeutig sagen. Buben sind anders zu trainieren; sie haben andere Spiele im Kopf. Eltern oder sagen wir die Gesellschaft hat unterschiedliche Erwartungen an Töchtern und Söhnen. Die Mädchen brauchen eine bestimmte Umgebung und tauchen vielfach mit Freundinnen auf.

Zurück zum Ursprung. Wie sind Sie zu Badminton gekommen?

Angefangen habe ich mit 17 Jahren mit Tennis und Badminton. Man glaubt es kaum. Ich hatte vorher für Sport keinen einzigen Muskel gespannt. Ich hab damals den Lorenz Waldner gekannt. Hab gemerkt, es braucht keinen besonderen Aufwand. Ich bin nur bis zu einem bestimmten Punkt gekommen. Ich war 22, als ich vom Militärdienst zurück direkt im Ausschuss landete. 4 oder 5 Jahre war ich Vize. Damals wurde ich Doppel-Vereinsmeister: zuerst im Badminton und zag 3 Wochen später auch Vereinsmeister im Tennis. Nicht weil ich gut spielte, sondern weil ich gerannt bin wie ein Tier. Ich war die Schnelligkeit von Badminton gewohnt. Beim Tennis geht im Vergleich alles langsamer. Dann hat mich der damalige Sektionsleiter Wolfgang Pircher überredet. Wahrscheinlich wär ich beim Tennis hängen geblieben, wenn es eine strukturierte Sektion gegeben hätte. (Er sucht und findet die Broschüre „50 Jahre ASV Mals“)

Also hat Stefan De March schon auch eine bestimmte Badminton-Laufbahn aufzuweisen. Und er nimmt im zarten Alter von 60 Jahren immer noch an Meisterschaften teil?

An den Masters-Italienmeisterschaften. Da steigst du mit 35 Jahren ein und alle 5 Jahre wechselt man Kategorie. Grad hab ich nachgeschaut: Ich habe 18 mal gewonnen. Die Claudia (Nista, Jg. 1966) ist sogar 46-fache Master- Italienmeisterin. Mit ihr bestreite ich des Öfteren das Doppel-Mix. Wir Masters treffen uns einmal im Jahr irgendwo zwischen Mals und Sizilien.

Hat Sie jemand besonders motiviert, die Funktionärslaufbahn anzuschlagen?

Das haben mich Lorenz Waldner und seine Frau Annelies Veith. Sobald ich Sektionsleiter geworden war, saß ich jede Woche einmal bei ihnen zu Hause. Wir haben Kaffee getrunken, uns Notizen gemacht und uns ausgetauscht. Alle haben wir uns immer gefreut über diese Treffen. Wir haben auch Sitzungen im Hause Waldner abgehalten. 

Inzwischen sind Sie seit mehr als 30 Jahren Sektionsleiter. Im Gegensatz zu anderen Sportarten werden Sie Präsident genannt. Gibt es ein Geheimnis, dass man es so lange aushält?

Am Anfang war ich ziemlich allein. Ich war die ersten Jahre alles – Spieler, Trainer und Kindertrainer - und bin viel herumgefahren. Claudia Nista lebte damals in Meran. Damals hatte ich schon ab und zu Helfer. Trotzdem, ich war fast jeden Tag in der Halle. Meine Kinder sagen mir oft, dass ich mehr mit der Claudia als mit der Mama telefoniere. Die Bürokratie hat trotz der Digitalisierung ein Volumen erreicht, das man mit Rom nur über Verbindungen, heute sagt man Vernetzungen, kommunizieren kann. Man muss sich öfters in die italienische Mentalität versetzen können.

Wie schafft man das, eine national und international derart vernetzte Vereinssektion zu führen neben Beruf und Familie?

Ich sag‘ nur „Teamwork“! Im Team schafft man Außergewöhnliches. Möglich wurde alles, als Claudia Nista wieder nach Mals kam. Eine außergewöhnliche Person, die motivieren kann. Ihr Überblick, ihre Erfahrung und ihre Vernetzung sind wenn schon das Geheimnis. Inzwischen „pushen“ wir uns gegenseitig. Claudia, ihr Mann Hannes Mair und ich müssen uns ab und zu aufmerksam machen, dass wir 60 sind oder uns den 60 nähern. Natürlich darf man die Strukturen hier in Mals nicht außeracht lassen. Vor allem dadurch können wir uns entfalten. Die Hallen der Mittel- und Sportoberschule stehen uns zur Verfügung. Die Trainer werden in den Lehrkörper integriert und können ihre Sportart Badminton vermitteln. Und noch etwas bringt Mals in eine günstige Ausgangslage: Claudia Nista ist Vizepräsidentin des italienischen Badminton-Verbandes!

Was waren Höhepunkte in dieser rekordverdächtig langen Präsidentschaft?

Im Grunde alles das, was wir erreicht haben. Darunter das Centro Tecnico Territoriale, das eines unserer Standbeine ist. Damit entstand der erste Leistungsstützpunkt außerhalb des Centro Tecnico Nazionale in Mailand. Damit können wir organisatorisch und finanziell auf renommierte Trainer setzen. Weiters freut es mich, dass wir mit unserer Sportart alle Altersschichten erreichen. Unser jüngstes aktives Mitglied ist gerade mal 4 Jahre alt. Unsere ältesten aktiven Mitglieder haben die 60 überschritten.

…und Krisen gab es auch?

Krisen sind nicht die Trainerwechsel, die uns zwar zu schaffen machen, sondern das Aussteigen von besonders talentierten jungen Spielern. Das ist ein Verlust und ein Stich ins Herz.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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